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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen
Autoren: Lisa Jackson
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dass ihr schwindlig wurde. O nein … Sie durfte jetzt nicht das Bewusstsein verlieren. Denn dann würde sie nie wieder aufwachen. Dann wäre sie dem Tod geweiht.
    Wieder das Rumpeln von Erdklumpen und Schotter auf dem Sargdeckel.
    Sie biss die Zähne zusammen, schob sich gewaltsam noch tiefer hinab, ihre Knie berührten den Sargdeckel. Da war die Pistole … Wenn sie doch nur den Knauf zu greifen bekäme.
    Als Steine auf den Sarg geschaufelt wurden, war der Lärm ohrenbetäubend.
    Los, Nikki, nimm die verdammte Pistole!
Doch ihre Kraft ließ deutlich nach.
Jetzt nicht bewusstlos werden, Nikki. Auf keinen Fall! Jetzt oder nie.
    Polizeisirenen! Er musste sich beeilen. Wie war Reed ihm so schnell auf die Schliche gekommen? Mist, er hatte zu viel Zeit mit dem Versuch vergeudet, Nikki eine Reaktion zu entlocken! Der Überlebende spähte hinaus in die Dunkelheit und konzentrierte sich. Das Sirenengeheul war noch in weiter Ferne, näherte sich jedoch stetig. Er musste schnellstens seine Aufgabe erledigen und dann verschwinden. Jenseits des Zauns stand schon ein anderer Wagen bereit. Er brauchte nur über den schmiedeeisernen Zaun zu klettern, den Weg hinabzulaufen, über einen kleinen Bach zu springen und in das Fahrzeug zu steigen. Nicht einmal Hunde würden ihn finden. Doch zuerst musste er seine Arbeit hier beenden. Noch ein paar Schippen voll. Sein Mikrofon leitete nicht viel weiter, nur ein Schaben, was jedoch kein Hinweis darauf war, dass Nikki lebte. Oder bei Bewusstsein war. Die Geräusche konnten auch durch das Zuschaufeln des Sargs entstehen. Er fühlte sich unbefriedigt. Leer.
    Er hatte sich so gewünscht, dass Nikki Gillette in seinem Beisein begriff, was ihr bevorstand.
    Sie hatte es verdient zu wissen, dass es keinen Ausweg gab, dass sie leiden, ja sterben würde. Während er überlebt hatte.
    Doch ihm blieb keine Zeit mehr, den Deckel zu öffnen und nachzusehen.
    Die Polizeiwagen kamen immer näher. Er sah am Nachthimmel bereits das Licht ihrer Scheinwerfer. Zu spät, Reed, dachte er und warf die letzte Schaufel mit Erde in das Grab. Sie sog die abgestandene Luft in ihre Lungen, streckte die Finger aus, kriegte die kleine Waffe zu fassen und richtete den Lauf nach oben. Es bestand die Gefahr, dass die Kugel den Sargdeckel nicht durchschlug, dass sie als Querschläger Nikki selbst traf oder in der Erde über dem Sarg stecken blieb.
    Doch sie hatte keine Wahl.
    Und das Denken fiel ihr immer schwerer. Der Sauerstoff wurde knapp. Sie keuchte. Hustete. Versuchte, nicht in die Bewusstlosigkeit zu gleiten.
    Wenn sie Reed doch noch ein letztes Mal sehen könnte …
    Die Hand schweißnass, eiskalt am ganzen Körper, richtete sie den Lauf der Pistole steil nach oben, krümmte den Finger um den Abzug, atmete noch einmal die dünne Luft ein und drückte ab.
    »Für dich, du Scheißkerl!« Schmerz.
    Glühender Schmerz schoss durch sein Bein, und das begleitende Geräusch war ohrenbetäubend. Was zum Teufel war passiert? Der Überlebende schaute an sich hinab und sah das Blut aus der Wunde am Bein quellen. Wer hatte auf ihn geschossen? Jetzt erblickte er die Lichter. Die Bullen! Er musste schnellstens verschwinden.
    Er versuchte, in Richtung des hinteren Zauns zu humpeln, doch das verdammte Bein knickte einfach ein. Er biss die Zähne zusammen, drehte sich um, stolperte über seine eigenen Füße. Verflucht.
    Die Sirenen heulten lauter, Reifen knirschten, Scheinwerfer durchbohrten die Nacht. »Scheiße!«
    Er saß in der Falle.
    Doch noch gab er sich nicht geschlagen.
    Er ließ sich rücklings in die Grube fallen und wartete.
    Ein Schuss peitschte hallend über den Friedhof. Reed sprang mit gezogener Waffe aus dem Wagen. O bitte, mach, dass Nikki noch am Leben ist, betete er. Er sah den Pick-up und das frische Grab. Dunst erhob sich aus der feuchten Erde, der Regen war in ein feines Nieseln übergegangen.
    »Polizei!«, brüllte er. »Legittel, lassen Sie die Waffe fallen!« Er hörte Schritte in seinem Rücken, dann Morrisette, die barsch Anweisungen gab. »Siebert, holen Sie Verstärkung«, rief sie. »Reed, tu nichts Unüberlegtes.« Reed hörte nicht auf sie. Den Blick auf das offene Grab gelichtet rannte er los.
    »Reed!«, schrie Morrisette hinter ihm her. »Nicht! Bleib stehen! Mist!«
    Ihm war bewusst, dass er ein Risiko einging, aber es war ihm gleichgültig. Nikki war im Begriff, langsam zu ersticken, und er musste tun, was in seiner Macht stand, um sie davor zu bewahren.
    »Polizei«, brüllte er abermals,
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