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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen
Autoren: Lisa Jackson
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Prasseln des Regens und die Stimmen um ihn herum hinweg versuchte Reed, einen Laut aufzuschnappen. Er hörte nichts. Er hämmerte auf den Deckel. »Nikki!«, brüllte er. »Nikki!« O Lieber Gott, lass sie noch am Leben sein! »Vorsicht mit dem Sarg«, mahnte Diane Moses. »Das ist Beweismaterial, Reed. Er könnte Werkzeugspuren oder Fingerabdrücke aufweisen oder …«
    »Öffnen. Auf der Stelle!«, schrie er, ohne Moses zu beachten. Seine Finger strichen über den von Schlamm glitschigen Deckel. »Sofort!«
    Der Sarg war fest verschlossen. Steckte in dem Erdloch fest. Als Reed zusammen mit dem stämmigen Polizisten Mithilfe von Stemmeisen versuchte, den Deckel anzuheben, klopfte sein Herz wie wild. Sie stützten sich mit ihrem ganzen Gewicht auf die Werkzeuggriffe, kniffen die Augen zusammen, um sie vor dem Regen zu schützen, und arbeiteten mit aller Kraft.
    »Es ist sinnlos, wir müssen den Sarg heben«, schrie Cliff Siebert zu ihnen herunter. »Wir haben nicht die Zeit dazu«, brüllte Reed zurück und warf sich mit seinem gesamten Körpergewicht erneut auf das Stemmeisen. »Wir holen die Ausrüstung.«
    »Herrgott noch mal, wir müssen das Scheißding jetzt öffnen!« Er und sein Kollege drückten gemeinsam eins der Stemmeisen nieder. Ihre Muskeln spannten sich an, die Sehnen im Nacken traten hervor. Reed biss die Zähne zusammen, spürte, wie das Stemmeisen nachgab. Nur ein bisschen.
    Der Stämmige stieß vor lauter Anstrengung einen Schrei aus und presste noch stärker, und ein leises Knacken verriet, dass die Verriegelung nachgab. Beide stellten sich mit gespreizten Beinen über den Sarg. Als sie den Deckel gewaltsam anhoben, versanken ihre Füße im Schlamm. Der Geruch von Blut und verwesendem Fleisch strömte aus dem Sarg.
    »Nikki?«, flüsterte Reed. Er hörte keinen Laut. »O nein!« Er zog die Stablampe aus der Tasche und richtete mit hämmerndem Herzen den Lichtstrahl auf die blutige verstümmelte Leiche im Sarg.
    Reed glaubte, sich übergeben zu müssen. Er blickte in die glasigen Augen des toten LeRoy Chevalier.
    Nikki sog den Atem ein. Schlug die Augen auf. Es war stockfinster.
    Ihr Bewusstsein war umnebelt. Sie hob die Hände und stieß gegen etwas Hartes. Wie zuvor. Sie hatte tatsächlich gehofft, dass alles nur ein makabrer Traum sei, aber das stimmte nicht. »Nein!«, schrie sie, versuchte, sich aufzurichten und stieß erneut mit dem Kopf an. Das konnte nicht wahr sein. Sie konnte doch unmöglich in einem Sarg liegen! Adrenalin schoss durch ihre Adern. Sofort klärte sich ihr Verstand.
    Da war etwas unter ihr, etwas, das sich wie ein großer, klobiger Körper anfühlte und … Sie berührte mit einer Hand ihr Bein, dann ihre Hüfte, ihre Brust. Sie konnte sich kaum bewegen, doch sie stellte fest, dass sie nackt war. Nein … o nein … Die Kiste, in der sie steckte, vibrierte. Sie spürte ein Rütteln und Holpern. Sie wurde transportiert. Ganz schwach hörte sie das Summen eines Motors. Wahrscheinlich ein Lastwagen, der sie zu der letzten Ruhestätte brachte, die der Grabräuber für sie vorgesehen hatte. Und unter ihr befand sich eine Leiche. Das Grauen fuhr ihr durch Mark und Bein. Fast hätte sie sich übergeben. Er konnte sie doch nicht lebendig begraben, in einem Sarg mit einer verwesenden Leiche!
O bitte, lieber Gott, hilf mir!
    Panik nahm ihr den Atem. Sie begann zu kratzen, sich gegen den Deckel ihres Gefängnisses zu stemmen. Der rührte sich nicht.
    Das war Wahnsinn. Sie musste hier raus! Dieser enge dunkle Raum … Ihr Verstand wollte sie im Stich lassen, sie neigte seit jeher zur Klaustrophobie. Trotzdem wehrte sich jede Faser ihres Körpers dagegen, auf diese Weise zu sterben. Doch solange sie noch nicht begraben war, blieb ihr Zeit. Sie könnte vielleicht entkommen.
    Denk nach, Nikki. Gib dich nicht auf. Tu etwas! Lass dir etwas Kluges einfallen!
    Sie zwang sich zur Konzentration, hielt die Panik in Schach. Sie erinnerte sich, ohne die Waffe, die ihr Vater ihr regelrecht aufgezwungen hatte, zum Haus ihrer Eltern gefahren zu sein. Wenn sie diese Waffe jetzt bei sich hätte, würde sie vielleicht ihr Leben retten können. Aber nein, sie hatte ja nicht auf ihn hören wollen. Und jetzt war ihr Vater bereits tot, dem Grabräuber zum Opfer gefallen. Dieses widerwärtige Schwein.
    Und für ihn hatte sie sogar einmal Mitgefühl aufgebracht! Wie dumm war sie doch gewesen.
    Er hatte sie alle hereingelegt, und jetzt war sie seine Gefangene, sein nächstes Opfer. Ihre Haut prickelte am
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