Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evers, Horst

Evers, Horst

Titel: Evers, Horst
Autoren: Fuer Eile habe ich keine Zeit
Vom Netzwerk:
    Sagen wir mal, bis fast ins Ziel.
    -     Julia, wieso solltest du das
können? Du bist doch selbst gar nicht sportlich.
    -     Also, das ist doch nun wohl völlig
egal, Horst. Carusos Gesangslehrer konnte auch nicht singen, und Delfintrainer
müssen ja selbst auch nicht aus dem Wasser durch Reifen springen können.
    -     Julia, ich möchte nicht, dass du
mich mit Delfinen vergleichst. Das ist entwürdigend.
    -     Gut, meinetwegen, dann nehmen wir
eben ein anderes, besseres Beispiel. Sagen wir, die Dompteure von Zirkusrobben
müssen ja auch nicht selbst einen Ball auf der Nase balancieren können.
Zufrieden?
    -     Kann ich das Beispiel mit den
Delfinen nochmal hören?
    -     Hör mal, Horst, alle haben heute
Personal Body Coaches. Madonna, George Clooney, Heidi Klum. Fällt dir was auf?
    -     Was soll mir da denn auffallen?
    -     Na, wie sehen die aus, und wie
siehst du aus?
    -     Du meinst, der einzige Unterschied
zwischen Heidi Klum und mir ist der Personal Body Coach?
    -     Der und die Haare natürlich. Ein
Personal Body Coach ist heutzutage das Geheimnis des Erfolgs. Das braucht man
einfach. Wenn Heidi Klum keinen Personal Body Coach hätte, dann würde die auch
ganz anders aussehen, dann wäre aber Schluss mit «Germany's Next Topmodel».
Dann müsste die auch Einrichtungssendungen machen oder Familientausch oder die
Bullin von Tölz.
    -     Was ist denn eine Bullin?
    -     Das ist doch nur ein Beispiel,
dann eben die Kuh von Tölz.
    Ich nicke.
    -   Okay,
alles, was du sagst, klingt sehr logisch und durchdacht. Wenn es wärmer wird,
fangen wir an.
    Julia
stutzt.
    -     Was? Echt?
    -     Jaja, sobald es Frühling wird,
legen wir los.
    Sie ist
tatsächlich sprachlos. Guckt mich nur noch mit einer leicht ungläubigen Freude
an. Allein dieser Blick ist mir das Training wert. Wenn es überhaupt dazu
kommt, denn bald wird sie ohnehin nicht mehr mit mir reden. Sobald sie nämlich
merkt, dass ich für sie eine Bewerbung mit ihrem Foto an «Bauer sucht Frau»
geschickt habe. Damit wird sie vielleicht doch ein wenig beschäftigt sein.
     
    Gibt es Gott?
     
    Samstagmorgen.
Sitze in der Küche und mache Pfannkuchen für die achtjährige Tochter. Seit gut
einer Stunde bin ich damit jetzt schon beschäftigt. Ich bin noch nicht sehr
weit. Also genau genommen denke ich über das Rezept für Pfannkuchen nach. Eier,
Mehl, Milch, Wasser, Salz, Öl, das ist so weit klar, aber in welchem
Verhältnis? Könnte das Rezept googeln. Will ich aber nicht. Wer alles immer
gleich googelt, denkt über gar nichts mehr nach. Der Mensch ist nicht dafür
gemacht, immer alles gleich sofort zu wissen. Auf Ahnungslosigkeit und Fehler
gehen einige der größten Erfindungen und Entdeckungen der Menschheit zurück.
Hätte Kolumbus seinerzeit den Seeweg nach Indien gegoogelt, wäre Amerika
womöglich nie entdeckt worden. Was hätte das für die weitere Entwicklung der
Welt bedeutet? Und speziell, wer hätte dann überhaupt Google erfunden?
    Dazu
kommt: Google weiß ja auch gar nicht alles. Google tut nur immer so schlau.
Tatsächlich ist Google aber gar nicht immer der Hirnkrösus. Als ich dort «Was
wäre passiert, wenn Kolumbus den Seeweg nach Indien gegoogelt hätte?»
eingegeben habe, wusste Google auch keine Antwort. Hat stattdessen auf Google
verwiesen.
    Vor Wochen
hab ich mal nach dem Sinn des Lebens gegoogelt. Unter anderem wurde mir hier
eine Mode-, insbesondere Handtaschenfirma aus der Schweiz empfohlen. Wenn
Google Handtaschen aus der Schweiz für den Sinn des Lebens hält, dann frag ich
die doch nicht mehr nach einem Pfannkuchenrezept. Da ist doch das Vertrauensverhältnis
nachhaltig gestört.
    Früher hat
man ja in solchen Fällen die Mutter angerufen.
    Die hat
schnell das Rezept durchgegeben und dann noch circa eine Stunde lang gefragt,
wie es einem denn so geht. Damals hat man sich die Pfannkuchen noch richtig verdienen
müssen.
    Google
fragt nie, wie es mir so geht. So etwas interessiert Google nämlich gar nicht.
Also zumindest nicht wirklich. Wo ich wohne, wie ich wohne, was ich beruflich
mache, wann ich wo schon mal gewesen bin, welche Filme ich gucke, welche
Spiele ich spiele, welche Musik ich mir wann wo herunterlade. Das alles und
bestimmt noch viel, viel mehr würde Google grundsätzlich durchaus
interessieren. Aber wie es mir so geht, das ist Google schnurzpiepegal. Also im
Prinzip. Nur manchmal verweist es vielleicht mal auf Seiten, wo dann Pop-ups
aufgehen, die mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher