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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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für den Flug nach Berlin ebenso wie den Bericht der Aeronautikbehörde zu dem Weltraumunfall, der seiner Familie zum Verhängnis geworden war. Eigentlich hatte er bei dieser Reise auch dabei sein sollen, aber er hatte nicht frei bekommen und deshalb absagen müssen. Welche Ironie des Schicksals! Dank der Geschäftsberichte der Deutschen Bank war er nun der einzige noch lebende Nordstrom an der nordamerikanischen Ostküste.
    Unten im Haus regte sich etwas. Rouge war aufgestanden. Sie wollte bestimmt frühstücken.
    Finn ging in die Küche. Er würde Koch Carlo Canelli-N Y-Fire Is3 bitten müssen, etwas zum Mittagessen zuzubereiten. Vielleicht Hummer? Oder Wal von der East End Sea Farm? Aber eigentlich passte Hai besser zu Rouge, dachte er und schmunzelte.
    Von der Küche aus hatte Finn einen weiten Blick über die Bucht. Der Himmel über Long Island war wolkenlos. Er klickte sich in C-Earth ein und stellte fest, dass auch weiter östlich der Himmel klar war. Es war ein guter Tag zum Fliegen. Er mixte zwei eiskalte Berryolas, stellte einein den Kühlschrank und nahm die andere mit zum Walnussholztisch.
    Laut der Familienlegende hatte ein gewisser Florian Lawrence, ein Vorfahre Finns, den Tisch eigenhändig gebaut. Im Laufe der Jahrhunderte war das gute Stück immer dem ältesten Kind der nächsten Generation vermacht worden und so von den Lawrences zu den Scheinwalds zu den Sopranos zu den Nordstroms gewandert.
    Florian Lawrence hatte das Chaos des Dark Winter und der Deutschen Pest überlebt, indem er mit seiner Familie auf einem Boot von der deutschen Ostseeküste nach Schweden floh. Von dort schlug er sich auf dem Seeweg weiter nach Norwegen, dann nach Island und Grönland durch, um schließlich als einziger Überlebender seiner Familie Kanada zu erreichen. Unbeirrt reiste er weiter die Küste hinunter, bis er heiratete und sich niederließ. Irgendwann hatte er diesen Tisch gebaut. Im Laufe der Jahrhunderte war das Stück zum Symbol des Überlebens seiner Familie geworden.
    Die Form des Tisches war schlicht, sogar klassisch, gerade Linien und eine dicke Platte aus dunklem, fast schwarzem Walnussholz. Jede Ecke des Tisches zierte eine Sonnenblume, deren Kopf die Größe eines Tellers hatte und deren Stiel sich nach unten über das Tischbein zog. Genau in der Mitte der Tischplatte prangte eine Sonne.
    Die andere Besonderheit des Möbels war nicht auf den ersten Blick ersichtlich: die Geheimschublade, die sich unter der Tischplatte herausziehen ließ. In dieser Schublade hatte sich der einzige Gegenstand befunden, der zusammen mit Florian Lawrence die Flucht aus Europa überstanden hatte: das schwarze Onyx-Kästchen.
    Finn nahm das Kästchen in die Hand.
    Es war klein, so lang wie seine Hand, Boden und Deckel, der Letztere mit einer Sonnenblumenintarsie verziert, bestanden aus makellosem und auf Hochglanz poliertem schwarzem Onyx.
    Finn öffnete es. Darin lagen auf einem schwarzen Samtkissen ein Füllfederhalter und ein silberner Bernsteinring, in den eine große Biene eingeschlossen war. In die Innenseite des Silberrings war das Datum 20.   08.   2018 graviert.
    Finn erinnerte sich, wie er als Kind besonders von dem Füllhalter fasziniert gewesen war. Füller wurden schon seit über hundertfünfzig Jahren nicht mehr gebraucht, weil niemand mehr mit der Hand schrieb. Das war noch archaischer als das Benutzen einer Tastatur. Fast alle, sogar die Menschen, die in abgelegenen Gebieten oder sogar in der Wildnis lebten, übertrugen Worte und Bilder inzwischen mittels ihres Brain Buttons. Schreibschrift war längst durch computergenerierte Druckbuchstaben ersetzt worden.
    Finns Finger glitten über die Platinsternchen auf dem Füller. Ein solches Exemplar, schwarz, mit Weißgoldfeder und Zierelementen aus Platin, war höchstens noch im Museum oder in dem Geschenkeladen einer Forester-Kolonie zu finden. Nur sie konnten noch etwas mit Schreibzeug anfangen, und bei den meisten Leuten galten Forester als sonderbar. Sie lebten einfach, kleideten sich schlicht, mieden die meisten modernen Annehmlichkeiten und unterrichteten ihre Kinder selbst. Ihre wenigen Kolonien, die kaum Kontakt zur Außenwelt unterhielten, lagen weit auseinander: Es gab nur vier bis sechs auf jedem Kontinent. Finns Eltern hatten schon wegen ihrer Arbeit gute Beziehungen zu den Forestern gepflegt, vor allem zur Aaronson-Aiello-Sippe, einer Familie von Druckern und Papierherstellernin Sternwood Forest, einer kanadischen Forester-Kolonie nördlich von
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