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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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serienmäßig als Krieger gezüchtet worden, und später dann, als das General Global Government die Welt wieder aufbauen musste, als Bauarbeiter. In den Köpfen der Bevölkerung blieben Nomoklone Bürger zweiter Klasse, ihnen haftete das Stigma der «Unnatürlichkeit» an. Schließlich nahm das Triple G sie als Serienmenschen aus dem Umlauf. Stattdessen setzte die Regierung verstärkt auf menschenähnliche, aber emotionsarme (und deswegen pflegeleichte) Androide. Noch immer wurden Nomokloneunter strengen Klongesetzen erzeugt, aber sie wuchsen unter normalen Bedingungen heran, und man hielt ihre Identität vor der Öffentlichkeit geheim, um sie nicht den immer noch herrschenden Vorurteilen der Gesellschaft auszusetzen. Vom Gesetz her mussten sie aber am achtzehnten Geburtstag über ihre Herkunft aufgeklärt werden. Nur wenige kamen mit der Wahrheit zurecht. Die meisten litten schwer unter ihrem Schicksal.
    Memoryklone wiederum, die man als ersten Schritt Richtung Unsterblichkeit begrüßt hatte, waren da ein ganz anderes Kaliber. Wie bei den Nomoklonen erhielten auch Memoklone die DNA eines Spenders. Sie wurden aber extern in Klonfarmen extrem schnell zur Reife gebracht – ein erwachsener Klon brauchte kein Jahr bis zur vollständigen Reifung   –, und zusätzlich lud man ihm die Erinnerungen des Spenders herunter.
    Wie die meisten Europäer über einundzwanzig ließ auch Finn bei Check-ups seine Erinnerungen ordnungsgemäß in einem schmerzlosen Scan-Verfahren herunterladen. Die so gewonnenen Informationen wurden in Hochsicherheitsneurobanken in der Schweizer Provinz geleitet, wo man sie lagerte, bis ein Angehöriger einen Memoklon seiner Person anfordern würde.
    Im Idealfall sollten Memoklone kerngesunde exakte Kopien des Spenders zum Zeitpunkt seines Todes sein. In Wirklichkeit waren ihre Erinnerungen jedoch lückenhaft und versagten in der Regel innerhalb von fünf Jahren, was bei den Klonen zu schweren psychischen Störungen und Aggressionen führte. Daher fristeten viele Klone die letzten Jahre ihres Daseins weggesperrt in Klon-Anstalten.
    «Nein, Finn, sie sind schon sehr weit mit den Memoklonen»,sagte Rouge sanft. «Reynaldo Torres am OZI sagt, seine Frau sei fast perfekt.»
    «Fast», wandte Finn ein. «Fast, aber nicht ganz. Und ‹nicht ganz› genügt mir einfach nicht. Außerdem, wie lange wird sie wohl noch ‹fast› perfekt bleiben?»
    «Aber Reynaldo sagt   –»
    «Es geht doch hier um Menschen, Rouge! Menschen, die uns nahestehen, an denen wir hängen. Außerdem, wie kann ein Sohn oder ein Bruder
einen
Angehörigen zurückholen, aber den anderen nicht? Und ein Junior-Historiker kann sich keine drei Klone leisten. Und was ist mit Lulu? Wir haben keine Erinnerungen von ihr. Also, nein. Vergiss es! Der Gedanke ist absurd!»
    Rouge warf ihm einen kurzen Blick zu, legte Artus Schläger vorsichtig wieder hin und deutete mit einer ausholenden Geste auf den Tisch. «Weltkulturerbe», sagte sie munter. «À la Nordstrom.»
    Finn war froh über den Themenwechsel. «Die wahren Schätze sind eher da drüben», sagte er und wandte sich dem Bücherschrank zu. Er öffnete eine der dunklen Glastüren, und ein Schwall kühler Luft strömte ins Zimmer.
    «Oh, ist das kalt!», sagte Rouge.
    «Wegen der Bücher.»
    Rouge zog wahllos eines heraus, den schmalsten Band, gerade mal 100   Seiten dick. In Blockschrift war «‹Regelwerk des Illeismus›» darauf gedruckt. Das Buch interessierte sie ganz offensichtlich nicht, aber sie schlug es trotzdem auf. «Wie alt ist es?», fragte sie.
    «Eines der jüngsten in der Sammlung. Eine Neuauflage aus dem Jahr 2100.   Man hat es ursprünglich in den ersten Jahren des Dark Winter in den Schulen verwendet, hauptsächlich in Nordamerika und Europa», erklärte Finn.«Den Schulkindern fiel es schwer, sich die erste Person Singular abzugewöhnen.»
    Rouge schlug die erste Seite auf. «‹Einleitung aus Anlass des 80.   Jubiläums der Erstpublikation›», las sie vor. «‹Illeismus, will heißen, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen, wurde seit den 1930er Jahren von den United States Marines praktiziert. In der Grundausbildung, früher auch Boot Camp genannt, wurden die Rekruten aufgefordert, von sich selbst als „dieser Rekrut“ zu sprechen. Auf diese Weise trat das Individuum in den Hintergrund, was Gemeinschaftssinn und Zusammenarbeit erheblich förderte.›» Rouge sah zu ihm auf. «Wusstest du das?»
    «Natürlich.»
    Sie las weiter. «‹Als die
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