Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting
Autoren: Holly-Jane Rahlens
Vom Netzwerk:
Hunger?»
    «Und wie», sagte sie.
    Wieder dieser verführerische Unterton in ihrer Stimme. Er legte den Füller zurück in das Onyx-Kästchen. Rouge nahm den Slapback-Schläger in die Hand und betrachtete ihn.
    «Der hat Artu gehört», sagte Finn. «Wir haben oft zusammen gespielt.» Den Namen seines Vaters auszusprechen fiel ihm schwer. Seine Stimme wurde dunkel, fast heiser. Er schluckte trocken und räusperte sich.
    Rouge betrachtete ihn einen Moment lang und sagte dann: «Du hast uns, Finn. Das PAD ist jetzt deine Familie.»
    «Ach, Rouge», sagte er gereizt, «du klingst wie das P A-Handbuch .»
    Am achtzehnten Geburtstag bekam jeder auf seinen implantierten Brain Button das Prä-Adult-Handbuch heruntergeladen. Das war der Tag, an dem man Jungerwachsener nach den Regeln der Weltregierung, des General Global Government, kurz Triple G, wurde. «Willkommen in Ihrem neuen Leben als Prä-Adult», begann es. «Die herrlichen Jahre zwischen dem achtzehnten und dreißigsten Geburtstag sind die Zeit, in der Sie kein Jugendlicher mehr sind, aber auch noch nicht den vollen Erwachsenenstatus besitzen. Sie wissen, wer Sie sind und was Sie vom Leben erwarten. Sie sind bereit, flügge zu werden und sich den Reihen der arbeitenden Bevölkerung anzuschließen. Es ist an der Zeit, Ihre Familie zurückzulassen und sich in dem Ihnen zugewiesenen Prä-Adult-Domizil eine neue Familie zu schaffen. Das PAD ist Ihr neues Zuhause. Viel Spaß!»
    Das war erst acht Jahre her. Lulu war damals ein achtjähriges Schulmädchen, Mannu war zwanzig und studierte Weltraumrecht. Ihre Mutter plagte sich mit der Restaurierungeiner 3 3-bändigen Deluxe-Ausgabe der Encylopedia Britannica aus dem Jahre 1993 ab, die mit gepolsterten Ledereinbänden ausgestattet war, die ihr unter den Händen zerbröselten. Ihr Vater hatte gerade einen Antiquitätenladen mit ausgewählten Naturholzmöbeln aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert eröffnet. Und Finn war frisch an der Europäischen Universität Greifswald immatrikuliert – und sehr froh darüber. Die EU Greifswald war eine der wenigen Unis auf der Welt, wo der direkte Austausch zwischen Lernenden und Mentoren noch Vorrang hatte. Der sonst überall verbreitete Einsatz von künstlicher Intelligenz und Remote-Access hatte hier tatsächlich weniger zu suchen.
    Greifswald war von Berlin aus, wo Finn in der wohl weltgrößten PA D-Anlage wohnte, in nur fünfzehn Minuten mit dem SwiftShuttleX, besser bekannt als «Swuttle», zu erreichen. Die Riesenwohnanlage im Märkischen Viertel, dem angesagtesten Bezirk der Stadt, hatte sich in der ganzen Welt als «BAD PAD» einen gewissen Ruf erworben. B-A-D stand nämlich für Bier, Action und Drogen.
    Finn lächelte bei dem Gedanken, dass das BAD PAD jetzt seine Familie sein sollte, ein zehn Quadratkilometer großer Schmelztiegel, in dem 100   000 junge Männer und Frauen aus allen sieben Kontinenten ständig auf der Suche nach Geschlechtspartnern waren, während sie mit Hochdruck fürs Studium oder die Ausbildung arbeiteten. Rouge und Finn bewohnten eine Vierzimmereinheit zusammen mit zwei anderen PAs, der Klon-Therapeutin Yolanda Abbas und dem Fahrradingenieur Severin Boxberg. Ihr Wohnhaus zählte mit seinen 36   Appartements zu den kleineren Gebäuden im BAD-PA D-Komplex und hieß im Volksmund der «Rubik». Das dreistöckige Haus mit seinenunregelmäßig angeordneten Fenstern und Balkonen in Weiß, Orange, Rot, Blau, Gelb und Grün hatte tatsächlich eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Zauberwürfel, der dreihundert Jahre zuvor von einem Mann namens Rubik als Spielzeug erfunden worden war.
    «Finn?», unterbrach Rouge behutsam seine Gedanken. «Hast du schon mal an Memoklone gedacht?»
    Finn schüttelte den Kopf.
    Sie hakte nach. «Wann sind die Erinnerungen deiner Familie das letzte Mal runtergeladen worden?»
    Die Information lag wahrscheinlich in Finns persönlicher Infobank. Er hatte noch nicht nachgesehen. «Die Familie Nordstrom hat ihre Erinnerungen nie besonders gewissenhaft aktualisiert», sagte er. «Außerdem war Lulu noch zu jung für ein Memory-Transfer. Wir haben nur ihr Genom und den Inhalt ihres BB.»
    Klone waren ein komplexes Thema. Normaloklone, kurz Nomoklone, die auf natürliche Weise in einer Spendermutter heranreiften, wurden gemeinhin als gesunde Menschen betrachtet. Biologisch gesehen waren sie gewöhnliche eineiige Zwillingsgeschwister, lediglich Jahre später geboren.
    Mitte des einundzwanzigsten Jahrhunderts waren Nomoklone
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher