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Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt
Autoren: Andrzej Sapkowski
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»Für Mistle. Für meine Mistle. Ich habe sie gerächt, aber für Mistle ist ein Tod nicht genug.«
    Bonhart, dachte er. Sie hat ihn voller Hass getötet. Ach, Ciri, Ciri. Du stehst vor dem Abgrund, Töchterchen. Für deine Mistle sind tausend Tode nicht genug. Hüte dich vor dem Hass, Ciri, er frisst wie Krebs.
    »Achte auf dich«, flüsterte er.
    »Ich achte lieber auf andere.« Sie lächelte böse. »Das zahlt sich besser aus, auf lange Sicht.«
    Ich werde sie nie wiedersehen, dachte er. Wenn sie fortgeht, werde ich sie nie wiedersehen.
    »Du wirst mich wiedersehen«, sagte sie und lächelte, und es war das Lächeln einer Zauberin, nicht einer Hexerin. »Wirst du, Geralt.«
    Sie sprang plötzlich auf, hochgewachsen und dünn wie ein Bursche, aber gewandt wie eine Tänzerin. Mit einem einzigen Sprung war sie im Sattel. »Hjaaa, Kelpie!!!«
    Unter den Hufen der Stute sprühten Funken hervor, von den Hufeisen geschlagen.
    Um die Mauer herum kam Rittersporn, die Laute über die Schulter gehängt. In den Händen hielt er zwei große Humpen Bier.
    »Da, trink«, sagte er und setzte sich neben Geralt. »Das wird dir guttun.«
    »Weiß man’s? Yennefer hat mir angekündigt, wenn ich eine Fahne habe, dann   …«
    »Du kaust nachher Petersilie. Trink, Pantoffelheld.«
    Eine ganze Weile saßen sie schweigend da und tranken langsam aus den Humpen.
    Schließlich seufzte Rittersporn. »Ciri geht fort, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Ich wusste es. Hör mal, Geralt   …«
    »Sag nichts, Rittersporn.«
    »Gut.«
    Wieder schwiegen sie. Aus der Küche wehte ein angenehmer Geruch von Wildbraten heran, scharf gewürzt mit Wacholder.
    »Etwas endet«, brachte Geralt mit Mühe hervor. »Etwas endet, Rittersporn.«
    »Nein«, widersprach der Dichter ernst. »Etwas beginnt.«
    IX
    Der Nachmittag verlief im Zeichen allgemeinen Weinens. Es begann mit einem Schönheitselixier. Das Elixier, genauer gesagt eine Salbe, die »Feenglanz« und in der Älteren Rede Glamarye hieß, korrigierte bei fachgerechter Anwendung auf erstaunliche Weise die Schönheit. Triss Merigold, von den auf dem Schloss zu Gast weilenden Damen darum gebeten, hatte eine größere Menge Glamaryeangefertigt, worauf die Damen mit den kosmetischen Vorkehrungen begannen. Durch die verschlossenen Zimmertüren drang das Schluchzen von Cirilla, Mona, Eithné und Kashka, denen man die Benutzung von Glamarye verboten hatte   – diese Ehre sollte nur Morénn zuteil werden, der ältesten Schwester. Am lautesten heulte Kashka.
    Eine Etage weiter oben heulte Lily, Dainty Biberveldts Tochter, denn es erwies sich, dass Glamarye wie die meisten Zauber auf Halblingfrauen überhaupt nicht wirkt. Im Garten, im Schlehengebüsch, weinte das Medium weiblichen Geschlechts vor sich hin, das nicht gewusst hatte, dass Glamarye eine schlagartige Ernüchterung und die damit einhergehenden Erscheinungen bewirkt, unter anderem Melancholie. Im Westflügel des Schlosses heulte Annika, die Tochter des Schulzen Caldemeyn, die nicht wusste, dass man sich Glamarye unter die Augen reiben muss   – sie hatte ihre Portion gegessen und Durchfall bekommen. Ciri hatte ihre Zuteilung an Glamarye in Empfang genommen und damit Kelpie eingerieben.
    Auch die Priesterinnen Iola und Eurneid weinten ein wenig, denn Yennefer hatte sich entschieden geweigert, das weiße Hochzeitskleid anzuziehen, das sie genäht hatten. Auch Nennekes Intervention half nicht. Yennefer schimpfte, warf mit Gegenständen und Flüchen um sich und wiederholte in einem fort, in Weiß sehe sie aus wie eine bescheuerte Jungfrau. Nenneke verlor die Nerven, begann ebenfalls zu schreien und warf Yennefer vor, sie verhalte sich schlimmer als drei bescheuerte Jungfrauen zusammen. Als Antwort zauberte Yennefer einen Kugelblitz und zertrümmerte das Dach auf einem Eckturm, was übrigens auch etwas Gutes hatte   – es krachte so schrecklich, dass Caldemeyns Tochter einen Schock bekam und ihr Durchfall aufhörte.
    Erneut wurden Triss Merigold und der Hexer Eskelaus Kaer Morhen gesehen, wie sie sanft umschlungen in eine Laube im Park huschten. Diesmal bestand kein Zweifel, dass sie es in eigener Person waren, denn der Doppler Tellico trank Bier in Gesellschaft von Rittersporn, Dainty Biberveldt und dem Drachen Villentretenmerth.
    Trotz aller eifrigen Suchaktionen wurde der Gnom, der sich als Schuttenbach ausgab, nicht gefunden.
    X
    »Yen   …«
    Sie sah bezaubernd aus. Die schwarzen, gewellten, von einem kleinen goldenen Diadem zusamengehaltenen
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