Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
ausnehmend schöner Tag.«
    Sie überraschte ihn. Statt zu fluchen und sich die Decke über den Kopf zu ziehen, setzte sie sich auf, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und begann, im Bettzeug nach dem Nachthemd zu suchen. Geralt sah, dass das Nachthemd hinter dem Kopfende des Bettes lag, dort, wo Yennefer es letzte Nacht hingeworfen hatte. Doch er sagte nichts. Yennefer konnte solche Bemerkungen nicht leiden.
    Die Zauberin fluchte leise, gab dem Federbett einen Tritt, hob eine Hand und schnippte mit den Fingern. Das Nachthemd schwebte hinter dem Kopfende des Bettes hervor, ließ die Falbeln wehen wie ein büßender Geist und schwebte geradewegs auf die wartende Hand zu. Geralt seufzte.
    Yennefer stand auf, kam zu ihm, umarmte ihn und biss ihn in die Schulter. Geralt seufzte. Die Liste der Dinge, an die er sich gewöhnen musste, schien kein Ende zu haben.
    »Wolltest du etwas sagen?«, fragte die Zauberin und kniff die Augen zusammen.
    »Nein.«
    »Gut. Weißt du was? Der Tag ist wirklich schön. Gute Arbeit.«
    »Arbeit? Was meinst du?«
    Ehe Yennefer antworten konnte, hörten sie von unten einen hohen, gedehnten Schrei und Pfiffe. Am Ufer des Sees entlang kam, das Wasser beiseite spritzend, Ciri auf einer Rappstute herangaloppiert. Die Stute war rassig und außerordentlich schön. Geralt wusste, dass sie einst einem gewissen Halbelf gehört hatte, der die aschblonde Hexerin nach dem Augenschein beurteilt und sich schwer getäuscht hatte. Ciri hatte die eroberte Stute Kelpie genannt, was in der Sprache der Skellige-Inseln einen gefährlichenund boshaften Meergeist bedeutete, der manchmal die Gestalt eines Pferdes annahm. Der Name passte ideal auf die Stute. Unlängst hatte sich ein gewisser Halbling beim Versuch, Kelpie zu stehlen, auf sehr schmerzhafte Weise davon überzeugt. Der Halbling hieß Sandy Frogmorton, doch seit diesem Zwischenfall wurde er allgemein »Blumenkohl« genannt.
    »Irgendwann wird sie sich den Hals brechen«, murmelte Yennefer, während sie zusah, wie Ciri inmitten der Wasserspritzer einhergaloppierte, in den Steigbügeln stehend. »Irgendwann wird sich diese Verrückte, deine Tochter, den Hals brechen.«
    Geralt wandte ohne ein Wort den Kopf, schaute der Zauberin direkt in die veilchenblauen Augen.
    »Na schön.« Yennefer lächelte, ohne den Blick zu senken. »Entschuldige. Unsere Tochter.«
    Sie umarmte ihn abermals, schmiegte sich eng an ihn, küsste ihn erneut und biss ihn abermals. Geralt berührte mit den Lippen ihre Haare und schob der Zauberin vorsichtig das Hemd von den Schultern.
    Dann fanden sie sich im Bett wieder, in dem zerwühlten Bett, das noch warm war und nach Schlaf roch. Und sie begannen einander zu suchen, und sie suchten sich lange und sehr geduldig, und die Gewissheit, dass sie einander ja finden würden, erfüllte sie mit Freude und Glück, und Freude und Glück waren in allem, was sie taten. Und obwohl sie so unterschiedlich waren, wussten sie wie immer, dass diese Unterschiede nicht von der Art waren, die trennt, sondern von der, die vereint und verbindet, fest und stark verbindet wie der mit der Zimmermannsaxt gehauene Versatz von Sparren und First, aus dem ein Haus entsteht. Und es geschah wie beim ersten Mal, dass ihn ihre schimmernde Nacktheit und ihr heftiges Verlangen ergriff und sie seine Feinfühligkeit und Empfindsamkeit.Und wie beim ersten Mal wollte sie ihm davon sagen, doch er unterbrach sie mit Küssen und Zärtlichkeiten und nahm ihren Worten jeglichen Sinn. Und später, als er ihr davon sagen wollte, kam er nicht zu Wort, und später trafen Glück und Lust sie mit der Macht eines herabstürzenden Felsens, und da war etwas, das ein tonloser Schrei war, und die Welt hörte auf zu sein, etwas endete und etwas begann, und etwas dauerte, und es war Stille, Stille und Ruhe.
    Und Bezauberung.
    Die Welt fand allmählich zu sich zurück, und wieder waren da das Bett, das nach Schlaf roch, und das Zimmer, erfüllt von Sonne und Tag. Tag   …
    »Yen?«
    »Mhm?«
    »Als du sagtest, der Tag sei schön, hast du hinzugefügt: ›Gute Arbeit.‹ Sollte das heißen   …?«
    »Sollte es«, bestätigte sie und reckte sich, streckte die Arme und fasste die Ecken des Kopfkissens, und ihre Brüste nahmen dabei eine Form an, die bei dem Hexer ein Kribbeln im unteren Teil des Rückens auslöste. »Weißt du, Geralt, dieses Wetter haben wir gemacht. Gestern Abend. Ich, Nenneke, Triss und Dorregaray. Ich konnte schließlich kein Risiko eingehen, dieser Tag musste
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher