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Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Locken fielen als schimmernde Kaskade auf die Schultern und den kleinen hohen Kragen des langen, brokatweißen Kleides mit den schwarz unterfütterten Puffärmeln, das in der Taille von einer unübersehbaren Zahl von Fältchen und lila Bändern zusammengerafft wurde.
    »Die Blumen, vergiss die Blumen nicht«, sagte Triss Merigold, ganz in Tiefblau, während sie der Braut einen Strauß weißer Rosen überreichte.
    »Ach, Yen, ich freue mich so   …«
    »Triss, Liebe«, begann Yennefer unerwartet zu schluchzen, worauf die beiden Zauberinnen einander vorsichtig umarmten und die Luft neben den Ohren mit den Brillantringen küssten.
    »Schluss mit der Gefühlsduselei«, sagte Nenneke und strich die Falten ihres schneeweißen Priesterinnenkleides glatt. »Gehen wir in die Kapelle. Iola, Eurneid, haltet ihr den Rocksaum, sonst fällt sie auf der Treppe hin.«
    Yennefer trat zu Geralt, rückte ihm mit den Fingern in dem weißen Spitzenhandschuh den Kragen der schwarzen,silbern verbrämten Langjacke zurecht. Der Hexer reichte ihr den Arm.
    »Geralt«, flüsterte sie ihm dicht am Ohr zu, »ich kann es immer noch nicht glauben   …«
    »Yen«, flüsterte er zurück. »Ich liebe dich.«
    »Ich weiß.«
    XI
    »Wo zum Kuckuck ist Herwig?«
    »Ich habe keine Ahnung«, erklärte Rittersporn, während er mit dem Ärmel die Schnallen des modischen erikafarbenen Wamses polierte. »Und wo ist Ciri?«
    »Ich weiß nicht.« Yennefer runzelte die Stirn und schniefte. »Du stinkst vielleicht nach Petersilie, Rittersporn. Bist du Vegetarier geworden?«
    Die Gäste fanden sich ein, füllten allmählich die große Kapelle. Agloval, ganz in zeremoniellem Schwarz, führte die weiß und zartgrün gekleidete Sh’eenaz, neben ihnen traten auf der Stelle die Menge der Halblinge in Braun-, Beige- und Ockertönen, Yarpen Zigrin und der Drache Villentretenmerth, beide goldfunkelnd, Freixenet und Dorregarray in Violett, die königlichen Gesandten in ihren heraldischen Farben, Elfen und Dryaden in Schattierungen von Grün und Rittersporns Bekannte in allen Regenbogenfarben.
    »Hat jemand Loki gesehen?«, fragte Mäussack.
    »Loki?« Eskel trat zu ihnen und blickte sie zwischen den Fasanenfedern hindurch an, die sein Barett schmückten. »Loki war mit Herwig beim Fischfang. Ich habe sie im Boot auf dem See gesehen. Ciri ist hingeritten, um ihnen zu sagen, dass es anfängt.«
    »Ist das lange her?«
    »Ist es.«
    »Hol sie die Pest, die beschissenen Fischer«, fluchte Crach an Craite. »Wenn die Fische beißen, vergessen die alles auf der Welt. Ragnar, lauf sie holen.«
    »Moment«, sagte Braenn und zupfte sich einen Löwenzahn aus dem tiefen Dekolleté. »Da wird jemand mit flinken Füßen gebraucht. Mona, Kashka! Raenn’ess aen laeke, va!«
    »Ich habe es gesagt«, schnaubte Nenneke, »dass man auf Herwig nicht zählen kann. Ein verantwortungsloser Dummkopf wie alle Atheisten. Wer ist auf den Einfall gekommen, ausgerechnet ihm die Rolle des Zeremonienmeisters zu geben?«
    »Er ist ein König«, sagte Geralt unsicher. »Zwar ein ehemaliger, aber ein König   …«
    »Hoch soll’n sie leben   …«, begann unvermittelt einer der Propheten zu singen, aber die Krokodilbändigerin brachte ihn mit einem Schlag ins Genick zum Schweigen. In der Menge der Halblinge kam Unruhe auf, jemand begann zu schimpfen, jemand anders bekam einen Puff. Gardenia Biberfeldt schrie, weil ihr Tellico aufs Kleid getreten war. Das Medium weiblichen Geschlechts begann zu schluchzen, ganz ohne Grund.
    »Noch einen Moment«, zischte Yennefer durch nett lächelnde Lippen und quetschte den Blumenstrauß, »noch einen Moment, und mich trifft der Schlag. Es soll endlich beginnen. Und es soll endlich zu Ende gehen.«
    »Zapple nicht, Yen«, knurrte Triss. »Sonst reißt die Schleppe ab.«
    »Wo ist der Gnom Schuttenbach?«, schrie einer von den Dichtern.
    »Keine Ahnung«, schrien die vier Dirnen im Chor zurück.
    »Dann soll ihn jemand suchen, verdammt!«, rief Rittersporn.»Er hat versprochen, Blumen zu pflücken! Und was jetzt? Kein Schuttenbach, keine Blumen! Und wie stehen wir da?«
    Am Eingang zur Kapelle kam Bewegung auf, und herein liefen die beiden zum See geschickten Dryaden. Sie schrien mit dünnen Stimmen, und hinter ihnen kam Loki, von Wasser und Schlamm triefend, aus einer Wunde an der Stirn blutend.
    »Loki!«, rief Crach an Craite. »Was ist passiert?«
    »Maaamaaaa!«, brüllte Kashka los.
    »Que’ss aen?« Braenn stürzte zu den Töchtern, völlig aufgelöst und
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