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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns
Autoren: Dan Morgan
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Westminster, daß Sie die Insel übernommen haben?«
    »Noch nicht. Anderson war anfangs ein bißchen abweisend, aber er wurde schnell vernünftig, als wir seine Tochter hatten, und die Verbindung herstellten, um denen in der Zitadelle zu sagen, daß Donleavy sich bald mit wichtigen Anweisungen melden würde. Wenn es soweit ist, wird er ihnen sagen, daß wir Telfan in der Hand haben und alle Bewohner unsere Geiseln sind. Beim ersten Schiff oder Flugzeug, das in diese Richtung kommt und nicht sofort auf unseren Befehl den Kurs ändert, erschießen wir – nun, sagen wir, zehn Geiseln. Wenn es ihnen klar wird, daß wir es ernst meinen, wird Donleavy ihnen die Anweisungen durchgeben, die ich ihm diktiere. Als erstes verlange ich, daß alle inhaftierten Immigranten freigelassen werden, egal welche Anklage gegen sie erhoben wurde. Dann kommt das Immigrantenarbeitsgesetz. Ich weiß natürlich, daß er es nicht aus der Ferne abschaffen kann, doch zumindest läßt sich seine weitere Anwendung verhindern …«
    »Cass, Sie kennen Donleavy nicht, wenn Sie sich einbilden, daß er widerspruchslos tut, was Sie verlangen«, sagte Victor.
    »Oh, natürlich wird er widersprechen – das hat er ja bereits, aber er wird trotzdem tun, was wir ihm sagen.«
    »Sie verstehen diesen Mann einfach nicht, wenn Sie das glauben.«
    »Pah! Jeder Mensch kann dazu gebracht werden, zu tun, was man ihm befiehlt, wenn man nur seine schwache Stelle kennt. Und Sie wissen genau, wo Donleavy seine hat, nicht wahr? Für seine Frau würde er alles tun.«
    »Cass, wenn Sie Ella auch nur ein Haar krümmen, bringe ich persönlich Sie um!«
    »Na, na, Doc!« Cass grinste. »Sie glauben doch nicht wirklich, daß ich diesem hilflosen Krüppel von einer Frau etwas antun könnte? Aber das wiederum weiß Donleavy nicht, und es ist Ihr Job, ihn zu überzeugen, daß ich ihr lebenden Leibes die Haut abziehen werde, wenn er nicht spurt. Bei der Meinung, die er von uns Rastas hat, dürfte das wohl nicht allzu schwierig sein, hm?«
    Victor blickte in die glänzenden schwarzen Augen, die Begeisterung in Cass’ oberster Ebene, die verriet, daß er an den Erfolg seines Bluffs glaubte. Wenn es tatsächlich nur ein Bluff war! Victor konnte sich dessen nicht sicher sein, ohne tiefer in Cass’ Geist zu dringen, aber das wäre in diesem Stadium zu gefährlich. Sein Verhältnis zu ihm war im Augenblick das einer leichten, vertrauensvollen Freundschaft. Ein tieferes Sondieren könnte eine phobische Reaktion hervorrufen, die innerhalb von Sekunden zur Feindschaft werden mochte. Passierte das, wäre er machtlos und nur ein weiterer Anglogefangener. Mit Cass’ Freundschaft jedoch, konnte er zumindest einige Leben retten, wenn die Situation sich zuspitzte.
    »Also gut, Cass – solange ich Ihre Versicherung habe, daß Ella in Ruhe gelassen wird. Was wollen Sie, daß ich zu Donleavy sage?«
     
    Donleavy war allein in seinem Schlafzimmer, aber Victor konnte sehen, daß ein Jamaikaner vor dem Fenster Posten bezogen hatte, und ein zweiter auf dem Korridor. Cass ging kein Risiko ein, seinen wichtigsten Gefangenen zu verlieren.
    »Erwarten Sie wirklich, daß ich glaube, Sie steckten nicht von Anfang an in dieser Sache?« sagte Donleavy hart.
    »Glauben Sie doch, was Sie wollen«, erwiderte Victor. »Aber Sie müßten ja eigentlich wissen, daß ich seit mehr als einem Monat die Zitadelle nicht verlassen habe.«
    »Woher wissen diese Bastarde dann von meinem geplanten Urlaub hier?«
    Victor zuckte die Schultern. »Es müßte Ihnen doch selbst klar sein, daß es so etwas wie absolute Geheimhaltung nicht gibt. Denken Sie logisch – hätte ich soviel Zeit und Arbeit in Ellas Behandlung gesteckt, nur um sie schließlich diesen Terroristen auszuliefern?«
    Donleavy kaute an seiner kalten Pfeife. »Aber Sie leugnen doch nicht, daß Sie diesen Cass Delahoy kennen?«
    »Natürlich kenne ich ihn. Er ist ein Freund der O’Connors – Flowers Familie. Ich lernte ihn vor ein paar Monaten bei ihnen kennen.«
    »Ein weiterer Ihrer Nignogfreunde! Sehen Sie es doch auch von meinem Standpunkt, Coleman – weshalb sollte ich Ihnen trauen?«
    »Weil Sie keine andere Wahl haben. Hören Sie, es ist mir egal, was man mit Ihnen macht, aber wenn Ella wegen Ihrem verdammten Dickschädel etwas passiert …«
    » Da wenigstens weiß ich, daß Sie es ehrlich meinen«, sagte Donleavy. »Also angenommen, ich tue, was dieser Delahoy verlangt – sieht er denn nicht ein, daß es ihm auf die Dauer doch nichts nutzt?
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