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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns
Autoren: Dan Morgan
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öffnete und hinter dem Windschutz des Schwimmbeckens verschwand. Allein und unbewaffnet konnte er kaum einen Gegenangriff auf die Eindringlinge starten, aber andererseits hatte er auch keine Lust, in irgendeinem Versteck die Nacht abzuwarten, während Sylvia; Ella und die anderen der Bedrohung durch die Invasoren ausgesetzt waren. Es gab keinerlei Garantie, daß, was immer er auch tun würde, von Erfolg gekrönt sein würde, aber seine Besorgnis und sein Ungestüm verlangten beide dasselbe. Die einzige Waffe, die ihm zur Verfügung stand, war seine Psifähigkeit, und um sie benutzen zu können, mußte er in der Nähe des Feindes sein.
    Er trat hinaus auf die Straße und machte sich festen Schrittes auf den Weg zum Haus. Erst im Rosengarten, etwa fünf Meter vom Haus entfernt, warnte ihn eine Stimme, stehenzubleiben, wenn er nicht abgeknallt werden wollte. Er hörte durch Gummisohlen gedämpfte Schritte hinter sich, dann brüllte die gleiche Stimme: »Pengo, ich hab’ doch noch einen dieser Bastarde geschnappt. Was soll ich mit ihm machen?«
    Die Glastür schwang auf, und ein großer Jamaikaner mit geschmeidigen Muskeln kam in den Garten heraus. Er trug einen schwarzen Kampfanzug, und sein Haar hing in öligen Strähnen bis zur Schulter. Die Maschinenpistole in seiner Rechten deutete auf Victors Bauch.
    »Was suchst du hier, Angloboy?«
    »Ich hörte Schüsse – und wollte nachsehen, was passiert ist.«
    Dunkle Augen schätzten ihn ab. »Durchsuch ihn, Cass.« Mit brutaler Geschicklichkeit tat der andere es von hinten.
    »Er ist unbewaffnet.«
    »Gut. Dann bring ihn ins Haus.« Die MP schwenkte ein wenig zur Seite und deutete auf die Tür. »Da hinein, Angloboy!«
    Drei Gefangene befanden sich unter den wachsamen Augen eines weiteren schwarzuniformierten Jamaikaners mit einer Maschinenpistole im Eßzimmer. Ella, im Morgenmantel, saß in ihrem Rollstuhl. Donleavy, in Hemd und Hose, stand neben ihr und hatte beruhigend eine Hand auf ihre Schulter gelegt. Sein Gesicht war bleich vor Wut und Anspannung. Die dritte Gefangene war Sylvia, deren honigfarbene Augen sich erschrocken weiteten, als sie Victor sah.
    »Du hättest mir nicht folgen dürfen«, flüsterte sie.
    »Mund halten!« bellte der Bewaffnete. »Außer du willst deinem Boyfriend dort Gesellschaft leisten.«
    Victors Blick folgte der Geste der MP, und er sah einen vierten Gefangenen. Jackie Combridge lag in einer Lache seines eigenen Blutes beim Fenster, und seine toten Augen starrten zur Decke.
    »Wo ist John?« Victors Besorgnis ließ ihn den Befehl des Postens mißachten.
    »Ihr Anführer hat ihn mit hinausgenommen. Sie sind etwa zehn Minuten weg.«
    »Du Hurensohn von einem verdammten Politiker – halt’s Maul!« Der Posten kam nun drohend auf Donleavy zu.
    »Schon gut, Tom! Ruhig Blut! Ich kümmere mich darum.« Die gebieterische Stimme hinter Victor klang irgendwie vertraut.
    »Was haben Sie mit meinem Vater gemacht?« fragte Sylvia.
    »Er kommt schon wieder in Ordnung. Er ist nicht dumm und weiß, was vernünftig ist.« Die Stimme war jetzt weniger aggressiv – und eher so, wie Victor sich an sie erinnerte. Obwohl er sich der Reaktion des Postens nicht sicher war, drehte er sich um.
    »Was ist passiert, Mann?« fragte Cass Delahoy grinsend. »Ich hab’ mich schon gefragt, wo Sie hinverschwunden sind.« Er war wie die anderen Invasoren gekleidet, aber seine einzige Waffe war ein Revolver, der offenbar unbenutzt in der Halfter an seinem Gürtel steckte.
    »Cass – was soll dieser Irrsinn?« fragte Victor.
    »Kein Irrsinn, Doc. Es ist alles bestens durchdacht – das müßten Sie doch wissen.«
    Donleavys Gesicht lief plötzlich vor Wut tiefrot an. »Sie waren es also, Coleman! Ich hatte mich schon gefragt, woher die Burschen wissen konnten, wo ich bin.«
    Cass’ Augen verengten sich zu Schlitzen. »Niemand ersuchte Sie um Ihre Meinung, Mister Premierminister!« Er legte einen Arm um Victors Schultern. »Mein Freund und ich werden uns unterhalten. Inzwischen nehmen Sie sich zusammen, oder Tom wird Ihnen ein bißchen den Arm brechen, verstanden?«
    Die Gedanken überschlugen sich in Victors Kopf, während er zuließ, daß Cass ihn aus dem Eßzimmer in die Küche führte. Ein untersetzter Rasta, den er sofort erkannte, hob gerade eine dampfende Kaffeekanne vom Ofen.
    »Drei Tassen, Batchy«, bat Cass.
    »Aber sicher.« Batchy grinste Victor freundlich an. »Na so was, unser guter Doktor!« Er schenkte drei Tassen drei Viertel voll und füllte sie mit
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