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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns
Autoren: Dan Morgan
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geschützte Hand schwang gegen das Gelenk der Hand, die das Messer hielt, während seine Rechte einen Kinnhaken versuchte. Keiner der beiden Hiebe traf das Ziel. Der untersetzte Jamaikaner hüpfte mit unerwarteter Agilität nach links. Von der Wucht seines Angriffs vorwärtsgerissen, schlugen Victors Schienbeine gegen den Rand der Badewanne. Er verlor das Gleichgewicht und streckte die Arme aus, um sich an die Wand zu stützen. Mit gespreizten Armen und Beinen hilflos, hörte er Royd triumphierend hinter ihm flüstern:
    »Du bist zu weich und langsam, Angloboy, genau wie ich es erwartete. Es macht gar keinen Spaß bei dir, weißt du das? Ich glaube, ich schneide dir ganz einfach die Kehle durch, wo du stehst, und schau zu, wie du verblutest, du Schwein …«
    Ein schneller Schnitt mit dem Rasiermesser durch seine Halsschlagader würde einen hilflosen Tod innerhalb von Sekunden bedeuten. Victor wappnete sich zu einem verzweifelten Tritt nach hinten – und entspannte sich erleichtert, als die Tür zum Badezimmer aufging.
    »Das reicht, Batchy – steck es weg! Du hast deinen Spaß gehabt«, sagte eine vertraute Stimme.
    Victor stieß sich vorsichtig von der Wand ab und drehte sich um. Cass Delahoy, lächelnd und offenbar unerschüttert wie immer, stand dem zusammengekauerten, wütenden Batchy Royd gegenüber.
    »Warum verschwindest du nicht und kümmerst dich um deine eigenen Angelegenheiten?« knurrte Royd.
    »Weil das meine Angelegenheit ist«, erwiderte Cass ungerührt. »Der Doktor hier ist nämlich zufälligerweise mein Freund.«
    »Du – du Anglokriecher!«
    Cass’ Gesicht verhärtete sich. »Batchy, du weißt genau, daß das nicht stimmt. Ich werde dafür sorgen, daß du an Angloblut nicht leer ausgehst, bis wir es hinter uns haben, aber du wirst es mir nicht sinnlos vergießen wie hier. Ist dir nicht klar, was du allein den O’Connors damit antätest? Kapierst du nicht, daß hier der falsche Ort und auch die falsche Gelegenheit ist? Und jetzt verschwinde, ehe ich dir dein Messer abnehme und es dich selbst kosten lasse.«
    Die Spannung hielt noch einen gefährlichen Augenblick an, dann klappte Royd das Messer zusammen und schob es in eine Jackentasche. Er warf Victor noch einen haßerfüllten Blick zu, ehe er wortlos das Badezimmer verließ.
    »Alles in Ordnung, Doc?«
    »Dank Ihnen, ja. Eine Minute später, und ich wäre nicht mehr.«
    »Gehen Sie Batchy in einer dunklen Gasse aus dem Weg, Doc«, riet ihm Cass. »Er liebt es, Blut zu vergießen, und nicht nur als Mittel zum Zweck. Aber jetzt ziehen Sie sich Ihr Jackett wieder an und wir genehmigen uns ein paar Drinks, hm?«
    »Großartige Idee. Aber eines, Cass – bitte erwähnen Sie Flower gegenüber nicht, was hier vorgefallen ist.«
    »Sicher nicht.« Cass nahm Victor am Arm, und sie verließen das Badezimmer.
     
    Die Sonne ging auf, als ihr Taxi auf dem Dachlandeplatz von Victors Apartmenthaus landete. Flower hüllte sich enger in ihren Mantel und versuchte die lüsternen Gedanken des Anglopiloten auszuschließen, während Victor den Mann bezahlte.
    Sie lächelte Victor entgegen, als er auf sie zukam. Er war groß, rothaarig, und seine Männlichkeit war die Erfüllung ihrer eigenen verlangenden Zärtlichkeit.
    »Kein Wunder, daß der Bursche dich fast verschlungen hätte, du strahlst genügend Psisex aus, um die Geburtenziffer von hier bis Gravesend in die Höhe schnellen zu lassen.«
    »Tut mir leid, so bin ich eben.« Sie kicherte, als er den Arm um sie legte.
    »Und so liebe ich dich auch, du wunderschöne schwarze Hexe.«
    Sie schmiegte sich an ihn, während der Fahrstuhl sie zum fünfzehnten Stock hinunterbrachte. Sie hatten beide sexuelle Beziehungen zu anderen Partnern gehabt, doch nur miteinander erreichten sie die wahren Höhen der Ekstase. Sex plus Psi war multidimensionales, sterophones, high fidelity Lieben. Die Art, wie ihre geistige Verbindung es ihnen ermöglichte, Gefühle zu teilen, bewies über alle Zweifel die These, daß das Gehirn das oberste menschliche Sexualorgan war. Hin und wieder fragte sich Flower, ob und wie sie es je fertigbringen würde, sich mit dem bleichen Schatten eines Nichtpsipartners abzufinden.
    »Kaffee? Einen kleinen Bissen?« fragte Victor, als sie im purpur-goldenen ausgestatteten Wohnzimmer angelangt waren.
    Sie schüttelte den Kopf. »Vielleicht danach – im Augenblick will ich nur dich.«
    Ihre Vereinigung war wundervoll wie immer. Sie trug sie auf die oberste Spitze des Genusses, zitterte am Rand des
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