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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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allemal gelöst. Schwarz, weiß, braun oder gelb, sie sind ohne Ausnahme nüchtern gekleidete, schwerarbeitende Neopuritaner, die auf Gott, den Präsidenten und die Fahne schwören.«
    Victor nickte. »Sie haben auf die harte Weise gelernt.«
    »Weil sie sich dem Problem stellten und sich durchsetzten«, sagte Cass plötzlich erregt. »Aber hier haben wir die britische Neigung zur Heuchelei, das Talent, so zu tun, als existiere eine bestimmte Situation überhaupt nicht. Donleavy spricht über seine Wohlfahrtsmaßnahmen zugunsten der Immigrantenbevölkerung, und der Durchschnittsanglo glaubt ihm. Dieser Bastard räumt mit uns auf, und niemand, nicht einmal unsere eigene Führung will es zugeben.«
    »Sie befindet sich in einer ziemlich schwierigen Lage, wissen Sie?« sagte Victor. »Sie tut ihr Möglichstes, um zu vermitteln, aber diese ständige Kluft zwischen den Interessen der westindischen und der asiatischen Gruppen …«
    »Glauben Sie denn, Donleavy wüßte nichts von dem Grundsatz ›teile und herrsche‹? Ganz abgesehen davon ist es der größte Fehler, in diesem Stadium überhaupt zu vermitteln.«
    »Gibt es einen besseren Weg?«
    Cass schüttelte lächelnd den Kopf. »Doc, Sie sind ein netter Kerl, aber eben doch tief im Herzen ein Anglo. Es handelt sich nicht um ein verdammtes Kricketspiel, sondern um eine Sache auf Leben und Tod für unsere Leute. Donleavy ist fest entschlossen, mit uns Schluß zu machen, lassen Sie sich nur nicht täuschen!«
    »In dieser Beziehung muß ich Ihnen beipflichten«, erwiderte Victor. »Aber er steht nicht wirklich für die allgemeine Meinung des Durchschnittsengländers.«
    »Aber der Durchschnittsanglo hat eben keine eigene Meinung. Das ist der springende Punkt. Und er wird sich auch keine zulegen, ehe wir nicht handeln. Wir müssen eine Menge Anglokehlen aufschlitzen und ein paar tausend Menschen in die Luft jagen, ehe er endlich den Tatsachen in die Augen blickt.«
    »Aber natürlich nur zu unserem eigenen Besten«, brummte Victor.
    Cass lachte schallend. »Ich mag Sie, Doc. Sie haben echten Humor. Aber ernsthaft, sehen Sie einen anderen Ausweg?«
    Victor sah sich außerstande, dem jungen Mann ein vernünftiges Argument zu bieten. Trotz seiner instinktiven Ablehnung terroristischer Gewalt mußte er zugeben, daß es vom Standpunkt der Immigrantenminorität keine andere Alternative gab.
    Flower, die mit einem gehäuften Tablett ankam, unterbrach ihr Gespräch, und als sie mit dem Essen fertig waren, kam Sam O’Connor ins Zimmer. Er war ein hochgewachsener Mann mit weniger negroiden als eher den Zügen amerikanischer Indianer. Er nickte Cass zu und schüttelte Victors Hand.
    »Schön, daß Sie gekommen sind, Victor.«
    »Komm, Cassius.« Flower zog Cass aus dem Zimmer. »Du hast mir einen Tanz versprochen.«
    Sprich mit Papa. Er braucht jetzt einen Freund.
    Sam sah den beiden nach. Sein starkes Kriegergesicht verriet Stolz. »Sie ist ein gutes Mädchen. Mama und ich staunen immer noch, wie wir jemanden mit ihrer Art von Fähigkeiten fertigbrachten.«
    Er bückte sich und brachte eine Flasche Jamaikarum aus einem Schränkchen zum Vorschein. Er schenkte zwei Gläser voll, reichte Victor eines und setzte sich ihm gegenüber auf den Bettrand.
    Victor vermied es, Sams Gedanken der obersten Ebene zu lauschen. Flowers Vater brauchte eine Weile, zu sprechen, wenn es sich um Wichtiges handelte, und er respektierte es.
    Sam leerte sein Glas und füllte es nach, nachdem Victor ein zweites abgelehnt hatte. Er stellte die Flasche ab und starrte stumpf in sein Glas. »Für Flower wird es noch schwerer sein als für die anderen«, sagte er schließlich. »Vielleicht zögere ich deshalb noch, die Repatriierungshilfe in Anspruch zu nehmen.«
    »Repatriierung …?«
    »Zurück nach Jamaika.«
    »Wollen Sie denn zurück?«
    »In ein Land, aus dem ich vor mehr als fünfundvierzig Jahren als Baby kam? Für mich ist dieses Land hier mit all seinen Fehlern die Heimat. Ich käme auch noch zurecht, aber was ist mit meinen Kindern – den jüngeren? Was erwartet sie denn hier mit der neuen Rassentrennung und den minderwertigen Schulen? Nur ganz bestimmte, schlechtbezahlte Jobs, für die die Anglos sich zu gut sind. Donleavy will uns los sein, das ist ganz offensichtlich. Ist es da nicht am besten, jetzt England zu verlassen, solange er noch die Überfahrt bezahlt und £ 500? Die Alternative ist bei weitem nicht so erfreulich.«
    »Alternative? Ich verstehe nicht.«
    »Sie wollen doch nicht

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