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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition)
Autoren: Christine Millman
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Schwöre, dass du sie suchen und lernen wirst, gegen die Dunkelheit zu kämpfen.
    Langsam ließ Doreé das Schwert sinken. Über die Zeit danach hatte sie sich noch keine Gedanken gemacht, wusste sie bisher ja nicht einmal, ob sie es überhaupt schaffen würde, die Gegenwelt zu verlassen. Im Grunde wollte sie nur Ruhe und Frieden und unbehelligt mit ihrem Bruder leben.
    Du wirst nie in Frieden leben, wenn du nicht lernst, deine Kraft zu gebrauchen.
    War Luzifers Stimme bisher klar und deutlich in ihrem Kopf erklungen, so wurde sie nun leise und schwach. Die Zeit drängte. Sein Antlitz glich dem einer Wachsfigur, kaum noch Leben fand sich darin. Zudem begann das Tor sich zu schließen. Dunkler und dunkler wurde der Wirbel. Immer wieder brachen Blitze hervor und zerteilten ihn, anstatt sich mit ihm zu drehen.
    Entschlossen riss Doreé das Schwert hoch.
    Schwöre, verlangte Luzifer. Seine Hand krallte sich um Davids, der versuchte, ihn loszulassen.
    »Ich schwöre es«, erwiderte sie. Das Schwert sauste durch die Luft und grub sich in den Schlangenleib. Erschrocken zuckte David zurück, doch Luzifer ließ ihn nicht los. Fast widerstandslos glitt die Klinge durch das Fleisch, tiefer und tiefer, bis es auf den Fels krachte.
    Luzifers Kopf kippte seitwärts. Der Schlangenleib erstarrte, verlor alle Farbe und fiel ab.
    Wie gebannt starrte Doreé auf den schrumpfenden Kadaver.
    »Doreé.« Entsetzt blickte David an sich hinab. Sein Körper verlor an Substanz, wurde durchscheinend. »Das Tor!«
    Doreé lächelte traurig. Selbst in diesem Augenblick dachte er noch an ihre Rettung. Schluchzend beugte sie sich zu ihm hinab und gab ihm einen letzten, verzweifelten Kuss. Seine Lippen waren kalt und gaben unter ihr nach, wurden erst Wasser, dann Nebel. Ruckartig sprang Doreé auf und rannte Richtung Tor. Der Wirbel begann sich endgültig aufzulösen. Jakob stand daneben und winkte ungeduldig. Als er sah, das sie kam, trat er hinein und verschwand aus ihrem Blickfeld. Ein Blitz zischte hinaus, sprengte unmittelbar vor ihren Füßen das Gestein aus dem Boden. Doreé wich ihm aus und sprang geschickt über den Krater hinweg. Der Wirbel verblasste, fiel in sich zusammen, wie ein sterbender Tornado.
    »Spring«, schrie Jakob irgendwo über ihr.
    Doreé stieß sich ab und sprang, durchbrach den Trichter und landete in seiner Mitte. Einen Herzschlag lang geschah nichts und Doreé befürchtete schon, dass sich das Tor geschlossen hatte, als sie plötzlich mit einem kräftigen Ruck nach oben geschleudert wurde. Bevor sie die Wolkendecke durchbrach, sah sie eine durchscheinende, funkelnde Gestalt, die gen Himmel schwebte. Die Schwingen weit ausgebreitet, den Blick auf einen Ort gerichtet, der jenseits ihrer Vorstellung lag. Luzifer. An der Hand hielt er David.
    Einen Augenblick später durchbrach Doreé die Wolkendecke. Blitze zuckten an ihr vorbei, zischten so laut, dass es in den Ohren schmerzte. Die Haare an ihrem Körper stellten sich auf. Sie merkte, wie sie schrie und schrie, gar nicht aufhören konnte, zu schreien. Ein Sturm peitschte um ihre Ohren, wirbelte sie herum wie ein Blatt, bis sie nicht mehr wusste, wo oben und unten war.
    Und dann war es plötzlich still.

 
     
     
32
     
    »Wo sind wir?« Doreés Blick glitt über die kahlen Wände und den gefliesten Boden. Ächzend rappelte sie sich auf. Ihre Knochen schmerzten, als wäre sie aus großer Höhe gestürzt.
    Jakob erhob sich und sah sich ebenfalls um. Plötzlich fasste er nach ihrem Arm. »G … G … Gideonisten.«
    »Glaubst du?« Doreé spähte aus dem Kellerfenster. »Mist. Du hast recht. Wir müssen hier raus, bevor sie uns entdecken.«
    Gemeinsam schlichen sie zur Kellertür. Doreé öffnete sie vorsichtig, darauf bedacht, kein Geräusch zu verursachen, und spähte hinaus. Ein dunkler Gang. Weiter vorn drang ein schmaler Streifen Licht herein. Angespannt lauschte sie in die dämmrige Dunkelheit. Kein Zeichen von Leben im Haus. Keine Schritte, keine Stimmen. Nichts.
    Sie deutete Richtung Treppe und warf Jakob einen fragenden Blick zu. Zu sprechen wagte sie nicht, nicht einmal zu flüstern. Jakob zuckte mit den Schultern, nickte dann.
    Auf leisen Sohlen huschten sie den Gang entlang. Neben der Treppe entdeckten sie eine Stahltür mit einem Guckfenster nach draußen. Der Schlüssel steckte. Perfekt. Zu perfekt. Konnte das eine Falle sein? Aber woher sollten die Gideonisten wissen, dass sie kommen? Von Luzifer? Oder hatten sie einen direkten Draht zu ihrem Gott? Im
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