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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition)
Autoren: Christine Millman
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Grunde wusste Doreé nichts über die Kommunikationswege dieser Leute.
    Zaghaft drehte sie den Schlüssel und versuchte, die Tür aufzuziehen. Sie klemmte. Jakob tippte ihr auf die Schulter und deutete zur Treppe, die in die erste Etage hinauf führte. Auf den Stufen und an der Wand befanden sich mehrere Blutspritzer. Doreés Herz begann, zu pochen.
    »Wir müssen hier raus«, wisperte sie und zerrte an der Tür. Mit einem Quietschen ging sie auf.
    Auch draußen blieb alles ruhig. Hinter dem Haus war Doreé zwar nicht gewesen, aber sie erkannte das Gebäude und auch den Garten wieder. Leise huschten sie an der Hauswand entlang, spähten vorsichtig um die Ecke. Niemand war zu sehen. In der Gegenwelt hatte sie jegliches Zeitgefühl verloren. Es konnten Stunden, Tage, vielleicht sogar Wochen vergangen sein. Sie blickte sich um. Das Verkehrsaufkommen und der Stand der Sonne deuteten auf frühen Morgen hin. Die Wärme war ein Zeichen dafür, dass nicht allzu viel Zeit vergangen war. Jakob rüttelte an seiner Armbanduhr, die Stirn in Falten gezogen. Ebenso wie Doreé schien er sich nach Datum und Uhrzeit zu fragen. Der Gedanke brachte Doreé zum Schmunzeln. Auch wenn Jakob anders war und auch wenn sie sich seit ihrer Kindheit nicht gesehen hatten, schienen sie noch immer auf einer Wellenlänge zu sein.
    Aus einem Impuls heraus legte sie die Hand auf seinen Arm und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Zuerst schien es ihn zu verwirren, doch dann erwiderte er es.
     
    Da sie weder über Geld noch Kleidung verfügten, hatten sie nur zwei Möglichkeiten. Entweder sich irgendwo zu verkriechen und Essen zu stehlen oder den Weg nachhause zu wagen. Da Doreé sich nach all den Strapazen ganz sicher nicht hungernd und frierend im Großstadtdschungel verkriechen oder betteln wollte, beschloss sie, es zu Hause zu versuchen. Vielleicht würde die seltsame Fähigkeit, Dämonen abzuwehren, die sie in der Gegenwelt entwickelt hatte, sie auch hier vor Angriffen schützen. Glaubte sie Luzifer, war das durchaus möglich.
    Die Fahrt mit der U-Bahn war für Jakob eine Tortur, die Doreé ihm leider nicht ersparen konnte, wollten sie nicht durch die halbe Stadt laufen. Schlimmer noch als die Angst, beim Schwarzfahren ertappt zu werden, empfand sie die Blicke der Menschen. Manche starrten sie regelrecht unverfroren an. Obwohl Doreé das farblose Kleid trug, kam sie sich nackt vor unter all dem Starren. Sie sahen aus wie Freaks, das wusste sie nur zu gut. Ein halbnackter, junger Mann mit blutigem Rücken und eine schmutzige, barfuß laufende Frau.
    Als sie zwanzig Minuten später an der Haltestelle ausstiegen, atmete sie erleichtert auf. Zwar warfen ihnen die Menschen auf der Straße ebenfalls Blicke zu, jedoch nur im Vorbeigehen. Der Anblick des Glashauses kurz darauf, war fast schon eine Erleichterung. Doreé fühlte sich körperlich und seelisch ausgelaugt und sehnte sich danach, den neugierigen Blicken zu entfliehen. Jakob schien es nicht besser zu gehen. Auch er wirkte angespannt und müde. Der Wagen ihrer Mutter stand weder in der Einfahrt noch in der Garage, was darauf hindeutete, dass sie das Haus verlassen hatte. Das kam Doreés Plänen entgegen. Blieb die Frage, wie sie hineingelangen sollten, falls Ophelia nicht da war.
    Doreé klingelte. Es dauerte nicht lange, da vernahm sie die schlurfenden Schritte der Haushälterin. Im nächsten Augenblick wurde die Tür aufgerissen. Zuerst wirkte Ophelia verblüfft, doch dann strahlte sie über das ganze Gesicht. Aufgeregt legte sie ihre Hände an Doreés Wangen und stieß einen lang gezogenen Laut aus, der wohl ihre Freude ausdrücken sollte.
    »Ophelia. Ist meine Mutter da?«, fragte Doreé.
    Ophelia schüttelte den Kopf und winkte sie herein. Erst dann musterte sie Jakob.
    »Das ist mein Bruder«, erklärte Doreé knapp. »Ist sonst noch jemand im Haus? Suchen sie uns? Die Escorter?«
    Ophelia runzelte die Stirn, bevor sie unvermittelt ihre Hand auf Doreés Brust legte und horchte. Dann riss sie erschrocken die Augen auf und wich zurück.
    »Was ist?«, fragte Doreé.
    Statt einer Antwort stieß Ophelia eine Reihe unartikulierter Laute aus. Dabei offenbarte sich ihre Verstümmelung.
    Entsetzt starrte Doreé sie an. »Was ist mit deiner Zunge?«
    Ophelia machte eine wegwerfende Handbewegung und sackte dann förmlich in sich zusammen. Doreé packte sie an den Schultern, zwang die Haushälterin, sie anzusehen. »Wer hat dir das angetan? Die Escorter?«
    Statt zu antworten, wandte sich Ophelia um und
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