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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition)
Autoren: Christine Millman
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sagen, doch kein Laut drang aus seinem Mund. Nur die Verlorenen vermochten, ihm eine Stimme zu geben. Er sah Gäap vor sich, kaum eine Armlänge entfernt. Spott erfüllte die dämonische Fratze. Mit einem Schlag seiner Schwingen stieß er Jakob von den Füßen, bäumte seinen mächtigen Leib über ihm auf. Die Hufe schwebten über seiner Brust, bereit, ihn zu zermalmen. Jakob schloss die Augen und wartete auf den tödlichen Streich.
    Ein Schrei drang aus Gäaps Mund, so hasserfüllt und zornig, dass selbst die Verlorenen in Jakob erzitterten. Vorsichtig öffnete er die Augen. Der geflügelte Hengst war verschwunden. An seiner Stelle stand ein Mann vor ihm mit schwarzem Haar. Er krümmte sich und brüllte. Hilfesuchend blickte Jakob zu Doreé und erstarrte.
    Sie strahlte in hellstem Gold, heller noch als Luzifer. So hell, dass sie das halbe Refugium erleuchtete.
     
     
    * * *
     
     
    »Geh zum Tor«, rief Doreé Jakob zu und deutete zum Wirbel. Goldener Rauch wölkte empor, wenn sie sich bewegte.
    Ihr Körper glühte, ihre Muskeln zuckten wegen der Anstrengung und der Hitze, die aus ihrem Inneren strömte. Ihr gesamtes Sein konzentrierte sie darauf, Gäap abzuwehren. »Du verdammte Hure«, brüllte dieser und torkelte auf sie zu. Von dem Traumprinzen war nichts geblieben als ein hasserfüllter, geifernder Kerl.
    Doreés Herz flatterte ängstlich. Konnte sie seinen Angriff abwehren? Sie fühlte sich stark und mächtig, Energie floss ungebremst durch sie hindurch, doch er war Gäap, der Manipulator. Der Dämonenfürst.
    »Du kannst mir nichts anhaben«, sagte sie mit fester Stimme und hob die Hand.
    Mit voller Wucht prallte Gäap gegen eine unsichtbare Wand, taumelte und fiel. Goldene Funken tanzten über seinen Körper, der zwischen seinem menschlichen und seinem dämonischen Ich schwankte. Zuckend lag er am Boden, unfähig, sich wieder aufzurichten.
    Doreé nutzte seine Hilflosigkeit und rannte zu Luzifer. David folgte ihr. Er rief ihren Namen, doch sie beachtete ihn nicht. Lange genug hatte sie darauf gehört, was andere ihr sagten, war ängstlich gewesen und verzagt. Das musste ein Ende haben. Die Nephilim lagen erschlagen am Boden, doch die Schlange hatte nichts von ihrer Kraft verloren. Unablässig wand sie sich um Luzifers Hals. Wie ein Blutegel saugte sie den goldenen Schimmer aus ihm heraus. Beraubte ihn seiner Lebenskraft. Mittlerweile war seine Haut grau und starr, die transparenten Flügel lagen wie zerknittertes Seidenpapier über den Felsen gebreitet. Die Schlange hingegen strahlte hell wie eine Sonne.
    Luzifers Augen hefteten sich auf ihr Gesicht.
    »Es tut mir leid«, sagte Doreé. »Was soll ich tun?«
    Erschlage die Schlange, erwiderte Luzifer stumm. Nimm mein Schwert und töte sie.
    Entsetzt riss Doreé die Augen auf. »Wie soll ich das tun, ohne dich zu verletzen?«
    Nimm keine Rücksicht auf mich. Ich werde wiederauferstehen und zum Herrn zurückkehren, strahlender als je zuvor. Wenn du es nicht tust, wird die Schlange meine Seele stehlen und sie Satan übergeben.
    Doreé nickte. Sie hatte verstanden.
    »Eine Bitte hätte ich noch«, stieß sie eilig hervor. Luzifer keuchte. Was willst du?
    »Nehmt David mit. Gott wird ihm verzeihen, da bin ich sicher. Er ist ein guter Mensch, ein Held.«
    Luzifer schloss die Augen. Schick ihn zu mir. Er soll meine Hand nehmen.
    »Danke.« Doreé erhob sich. Luzifers Schwert war leichter, als sie gedacht hatte, wog kaum mehr als ein Stück Brennholz. Sanft vibrierte es in ihrer Hand.
    »Was tust du da?«, rief David. »Das Tor schließt sich, du musst verschwinden.«
    »Erst muss ich das hier zu Ende bringen«, erwiderte Doreé. »Geh zu Luzifer und nimm seine Hand.«
    »Um Gottes willen Doreé, was soll das?«
    Doreé sah ihn an, legte so viel Autorität, wie sie aufbringen konnte in ihren Blick. » Vertrau mir. Nimm seine Hand!«
    Hektisch blickte David zum Wirbel und dann wieder zu Doreé. »Wenn ich es tue, gehst du dann?«
    Sie nickte und hob das Schwert über den Kopf. Kopfschüttelnd ging David neben Luzifer in die Knie und ergriff seine Hand. »Ich hoffe, du weißt, was du tust.«
    Doreé antwortete nicht, konzentrierte sich stattdessen auf Luzifer und die Schlange.
    Versprich mir eines, Tochter des Boten, hörte sie Luzifer erneut in ihrem Kopf.
    Sie hob die Augenbrauen. »Was?«
    Verschwende deine Gabe nicht. Suche Deinesgleichen und kämpfe für das Gleichgewicht.
    »Es gibt mehr wie mich?«, fragte sie erstaunt.
    Luzifer blinzelte. Es gibt viele.
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