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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition)
Autoren: Christine Millman
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geprellt.
    Da sie ihren Fuß schonen wollte, rief sie Ophelia an und bat sie darum, ihr eine Flasche Wasser und ein Müsli mit klein geschnittenen Äpfeln und Joghurt zu bringen. Es dauerte keine zehn Minuten, da stand Ophelia neben ihrem Bett und reichte ihr das Gewünschte. Als sie Doreés umwickelten Fuß sah, riss sie erschrocken die Augen auf. »Was is das, Dorii?«
    Doreé winkte ab. »Nichts Schlimmes. Ich bin gestürzt, aber es geht mir gut.«
    Ophelia setzte sich auf den Bettrand und zog das nasse Handtuch weg. »Lass mich nachsehe.«
    Mit gerunzelter Stirn inspizierte sie den Fuß und das Knie. Doreé aß derweil das Müsli, zu hungrig, um auf Ophelias Diagnose zu warten.
    »Und? Alles in Ordnung?«, fragte sie zwischen den Bissen.
    Die alte Frau brummte etwas Unverständliches und wackelte aus dem Zimmer, nur um wenige Minuten später mit Salbe und Verbandsmaterial zurückzukehren.
    Nun, da ihr Bauch gefüllt war, fühlte Doreé sich plötzlich müde. Die Nacht war kurz gewesen und der Sturz hatte sie zusätzlich ausgelaugt. Sie überlegte, Betty anzurufen und ihr von David zu erzählen. Seit dem Desaster mit ihrem letzten Freund hielt sie sich von Männern fern, was Betty ihr unermüdlich auszureden versuchte.
    »Aufgeben gilt nicht«, pflegte sie zu sagen. »Aufstehen, Staub abklopfen und weiter.« Sicher würde es sie freuen zu hören, dass sie jemanden kennengelernt hatte. Kurzentschlossen griff sie nach ihrem Handy und wählte die Nummer ihrer Freundin. Sofort sprang die Mailbox an. Mist. Warum hatte sie auch unbedingt an das andere Ende der Welt reisen müssen?
    Mit geschlossenen Augen ließ sie Ophelias Behandlung über sich ergehen, wäre vielleicht sogar eingeschlafen, wenn die Jodtinktur nicht so gebrannt hätte.
    Ihre Gedanken wanderten zu ihrer Begegnung mit David und der Tatsache, dass sie noch immer nicht wusste, was ihn eigentlich hierher geführt hatte.
     

 
     
     
     
3
     
    Jakob saß in seiner winzigen Küche an seinem Wandklapptisch und starrte auf die Uhr an der Wand, beobachtete, wie sich der große Zeiger auf die Sechs schob, während der Kleine zwischen der Zwölf und der Eins verharrte. Zwölf Uhr dreißig. Jeden Augenblick würde die Frau vom Lieferdienst kommen, um ihm das Mittagessen zu bringen.
    Ein Kontrollblick auf sein Besteck, das ordentlich auf einer weißen Serviette neben ihm lag. Messer und Gabel. Kein Löffel. Sonntags gab es keine Suppe.
    Erleichterung durchflutete ihn, als er hörte, wie der Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde und die Frau den Flur seiner kleinen Ein-Zimmer-Wohnung betrat. Obwohl der Lieferdienst meist pünktlich kam, blieb doch immer die Befürchtung, dass sie sich verspäten könnten. Verspätungen konnte Jakob nicht leiden.
    Heute brachte ihm Irina das Essen. Obwohl sie noch nicht lange für den Lieferdienst arbeitete, mochte er sie wegen ihrer zurückhaltenden und sanften Art. Die anderen redeten zu viel und zu laut und sagten dabei nichts, gaben ihm nur das Gefühl, ein zwanzig Jahre alter Verrückter zu sein. Irina tat nichts dergleichen. Zudem betrachtete er sie gerne, obwohl sie mindestens zehn Jahre älter war als er. Er mochte ihren zierlichen Körper, die kleine Nase, die sich keck nach oben reckte, und die feinen, hellblonden Haare, die sie immer zu einem Pferdeschwanz gebunden trug. Manchmal masturbierte er, nachdem sie gegangen war, obwohl er es hasste, wenn ihn diese Triebe überkamen, so wie er jede Unterbrechung seines fest geplanten Tagesablaufs hasste.
    Irina betrat die Küche, brachte den Duft nach Braten und Kohl mit sich. Hmm. Er liebte Schweinebraten mit Rosenkohl.
    »Hallo, Jakob.« Ihre Grammatik war perfekt, doch der russische Akzent klang noch ein wenig heraus.
    Er warf ihr einen schnellen Seitenblick zu und nickte, zu mehr war er nicht in der Lage. Offener Blickkontakt oder gar ein Gespräch empfand er als unerträglich.
    »Wie geht’s dir heute? Hast du eine ruhige Nacht gehabt?«
    Sie wusste um seine Schlafprobleme und fragte immer nach seiner Nacht. Dass sie stets dasselbe sagte und ihre Worte dabei auch noch ehrlich klangen, war eines der vielen Dinge, die er an ihr mochte.
    Wieder nickte er und starrte dabei auf die leere Stelle auf dem Tisch, wo gleich sein Essen stehen würde. Er hörte, wie Irina die Warmhaltebox auf die Küchenarbeitsfläche stellte, die Styropor Menüschale herausholte und die Folie entfernte. »Wie ich sehe, hast du ein neues Bild gemalt«, sagte sie und deutete auf die Staffelei vor dem
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