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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition)
Autoren: Christine Millman
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»Sie sind wunderschön. Genau wie deine Augen.« Er hielt inne, fixierte ihr Gesicht. »Eines blau und das andere …«
    Sie merkte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss. Er benahm sich ein wenig dreist für ihren Geschmack. Eben noch hatte sie keuchend und schwitzend am Boden gelegen und jetzt machte er ihr Komplimente.
    »… das andere ist auch blau, nur hat es grüne Sprenkel darin«, vollendete sie den Satz mit kühler Stimme.
    »Ungewöhnlich«, sagte er. »Weißt du, was man über Menschen mit verschiedenfarbigen Augen sagt?«
    »Nein. Was denn?«
    »Dass sie zwei Welten in sich vereinen, Licht und Dunkelheit. Und dass sie Dinge sehen können, für die Normalsterbliche blind sind.«
    Doreé konnte sich ein abfälliges Grinsen nicht verkneifen. »Das esoterische Geschwafel meinst du aber nicht ernst, oder?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wer weiß? Sehe ich in deinen Augen aus wie jemand, der an so etwas glaubt?«
    Doreé musterte ihn. »Du siehst eher aus wie das Mitglied einer Motorradgang. Aber das da …«, sie deutete auf den Fisch, »… wirft Zweifel auf.«
    Sofort schob er den Ausschnitt des T-Shirts hoch und versuchte, die Tätowierung zu verbergen. »Ach das. Das habe ich mir vor vielen Jahren in meiner Heimat stechen lassen. Es ist ein christliches Symbol.«
    »Bist du religiös?«
    »Ich bin spirituell«, erwiderte er, nahm ihren Arm und setzte seinen Weg fort. Doreé hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen, wollte sie nicht stürzen.
    »Wenn ich dich gleich zuhause abgeliefert habe, gibst du mir dann deine Telefonnummer, bevor du gehst?«, fragte er.
    Ihr erster Impuls war sofortige Zustimmung, doch die Tatsache, dass er sie gestalkt hatte, ließ sie zögern. Andererseits – sie war ihm aufgefallen und er war ihr daraufhin gefolgt. Was war so schlimm daran?
    »Okay. Das bin ich dir wohl schuldig.«
    Als Antwort grinste er.
    Vor der Haustür zog er sein Handy aus der Hosentasche. Den abgeschabten Kanten und dem Riss auf dem Display nach zu urteilen, hatte es schon einiges mitgemacht. »Ich bin bereit, leg los.«
    Sie wunderte sich, dass er kein Wort über das Glashaus ihrer Mutter verlor. Üblicherweise staunten die Männer, die sie nach Hause begleiteten, nicht schlecht, wenn sie es zum ersten Mal erblickten, und er sah nicht aus, als wäre er in einem solchen Zuhause aufgewachsen. Aber natürlich konnte sie sich auch irren.
    Sie diktierte ihm die Handy- und vorsichtshalber auch die Festnetznummer. Ihre Mutter würde es zwar nicht gutheißen, wenn sie einem Wildfremden die Festnetznummer gab, aber das war ihr in diesem Moment egal. Sie konnte sowieso nicht verstehen, warum sie so ein Geheimnis daraus machte.
    Nachdem er die Zahlenreihe eingetippt hatte, steckte er das Handy wieder weg. »Ich ruf dich morgen an, okay?«
    Er nahm ihre Hand, hielt sie fest, eine Spur zu lang für ihren Geschmack. Seine Haut war trocken und ein wenig rau, der Händedruck fest. »Doreé. Trotz der Umstände hat es mich gefreut, dich kennenzulernen.«
    »Ja, mich auch.«
    Er wartete, während sie den Hausschlüssel aus ihrer Jogginghose zerrte. Das blöde Ding hatte sich mit dem Kopfhörer ihres mp3-Players verheddert, und da sie es einhändig nicht entwirren konnte, baumelte der Player am Schlüsselring, was ziemlich bescheuert aussah.
    Er lachte. »Soll ich für dich aufschließen?«
    Doreé spürte, wie ihr schon wieder die Röte in die Wangen schoss. »Nein, schon gut. Geh ruhig.«
    Mit einem »Okay, bis später dann« wandte er sich um und schlenderte die Auffahrt hinab.
    Die Haustür sprang auf. Im Türrahmen hielt Doreé noch einen Augenblick inne und blickte ihm nach. Unwillkürlich heftete sich ihr Blick auf sein Hinterteil. Nicht schlecht.
    Als hätte er ihre Gedanken gehört, drehte er sich plötzlich um und grinste. »Übrigens. Ziemlich cooles Haus, in dem du da lebst.«
    Ha! Hab ich’s doch gewusst! Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen hüpfte sie in das Wohnzimmer, warf sich auf das Ledersofa, streifte vorsichtig ihre Schuhe ab und schnickte sie mit dem unverletzten Fuß zur Seite. Die Jacke schleuderte sie über einen Sessel und humpelte dann die Wendeltreppe in den zweiten Stock hinauf.
    In ihrem Badezimmer tränkte sie ein Gästetuch mit kaltem Wasser und wickelte es sich um den verletzten Fuß. Die Zehen waren gerötet und das Nagelbett am großen Zeh blutunterlaufen. Vorsichtig tastete sie die Knochen ab. Es fühlte sich nicht an, als wäre etwas gebrochen. Wahrscheinlich waren sie nur
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