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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition)
Autoren: Simon Cross
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erschrak, als sie erkannte, wer der Begleiter des Schnauzbärtigen war, der nun ebenfalls direkt vor ihr stand: Monsieur de Béausejour. Der Bischof von Carcassonne. Saunières direkter Vorgesetzter!
    »Haben Sie jemals von den Söhnen Luzifers gehört, Madame?«, fragte der Bischof sie.
    »Nein«, schüttelte Marie den Kopf. »Wer ist das?«
    »Sie wollen in den Besitz des Schreins kommen. Sie brauchen ihn, um die Welt zu beherrschen. Wir konnten den Stein der Macht bislang vor ihnen verbergen. Jetzt befürchten wir aber, dass sie ihm so nahe sind wie nie zuvor. Und wie es aussieht, ist dafür kein anderer verantwortlich als Abbé Saunière. Er war beauftragt, den Schrein zu beschützen. Stattdessen hat er ihn verraten.«
    »Ich …, ich verstehe das alles nicht«, stammelte Marie. »Warum sollte er das tun?«
    »Die Söhne Luzifers versprachen ihm große Macht und haben ihn zu ihrem Superior erklärt. Daran gibt es aus unserer Sicht keinen Zweifel!«, erklärte de Beauséjour.
    »Es tut mir leid«, ergänzte der schnauzbärtige Mann. »Es fällt uns nicht leicht, aber wir müssen handeln, schnell, ehe es zu spät ist! Wir müssen ihn unbedingt aufhalten. Ich möchte gar nicht daran denken, was passiert, wenn die Söhne Luzifers ihren erbitterten Kampf gegen uns gewinnen. Verstehen Sie, dass wir das nicht zulassen können, Madame Dénarnaud?«
    Marie sah die beiden Männer stumm an und hatte plötzlich das Gefühl, vor einem unabwendbaren Scherbenhaufen ihres bisherigen Lebens mit dem Priester zu stehen. Sie konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Wie hatte es nur so weit kommen können?
    Monsieur de Beauséjour kramte mit der Hand in der Tasche seines Umhangs und zog ein kleines Amulett hervor, das an einer goldenen Kette befestigt war. Er reichte es Marie.
    »Bitte nehmen Sie das!«
    Die Haushälterin wischte sich die Tränen von der Wange. Dann griff sie nach dem Amulett und betrachtete es näher.
    In seiner Mitte befand sich ein schwach leuchtender, grüner Smaragd, der auf einem Radkreuz angebracht worden war. Um ihn herum formierte sich eine rote Schlange mit abwechselnd schwarzen und weißen Flecken auf dem Körper, die sich in ihren eigenen Schwanz biss. Das gesamte Gebilde war auf einem goldenen Untergrund befestigt, der in zwölf identische Segmente unterteilt war, und glich dem Ziffernblatt einer Uhr. Am Rand waren seltsame Zeichen und Ornamente eingeritzt, die an Hieroglyphen erinnerten. Jede der zwölf Ecken war durch eine silberne Kette mit dem Stein im Zentrum des Amuletts verbunden.
    Von den beiden Männern dazu ermutigt, hängte Marie sich das Amulett um den Hals. Es war sonderbar leicht und strahlte eine ebenso unbeschreibliche wie unerklärliche Wärme aus, die ihr Trost spendete.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Das ist das Zeichen«, erklärte der Mann mit der Narbe. »Das Insignium der Macht und der Liebe Gottes.«
    Marie drückte das Amulett gegen ihre Brust.
    Sie fühlte, wie die Trost spendende Wärme plötzlich von ihrem ganzen Körper Besitz ergriff und ihr die Kraft zurückgab, die sie zuvor auf einen Schlag verloren zu haben glaubte.
    »Weshalb geben Sie es mir?«, wollte sie wissen.
    »Es wird Sie bei Ihrer Mission unterstützen.«
    »Was muss ich tun? Was erwarten Sie von mir?«, erkundigte sich Marie. Ihre Stimme war wieder kräftiger geworden, der Fluss ihrer Tränen inzwischen gänzlich versiegt.
    »Bringen Sie den Priester dazu, den Teufelsjüngern abzuschwören und halten Sie ihn vor allem von seinem wahnsinnigen Vorhaben ab, einen Tempel über ganz Rennes-le-Château zu bauen. Egal, was auch immer Sie tun werden, retten Sie seine Seele – und damit uns alle!«
    Marie wollte noch etwas fragen, aber die beiden Männer deuteten ihr an, dass der Worte nun genug gewechselt waren und sie es bei dem bisher Gesagten belassen wollten.
    Wortlos grüßend nahmen sie ihre Zylinder in die Hand und verschwanden in die Dunkelheit des Abends.
    Marie blieb allein zurück. Alles wirkte nun wieder ruhig und vertraut, und dennoch war durch den heutigen Abend nichts mehr so wie vorher.
    Während des Gesprächs hatte sie die Kälte des Abends nicht gespürt, jetzt aber schmerzte sie der stürmische Wind, der ihr erbarmungslos ins Gesicht blies.
    Sie kehrte in die Villa Bethania zurück.
    Mehrere Minuten stand sie unentschlossen und regungslos vor Saunières Arbeitszimmer – auf der quälenden Suche nach der richtigen Vorgehensweise. Sie wollte mit dem Priester über all die Vorwürfe
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