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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)
Autoren: P. J. Brackston
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zugehörigen Kerzen, dazu angelaufene Serviettenringe, einen offenen Besteckkasten mit Fischmessern sowie handgefertigte Platzdeckchen, auf denen Kätzchen dargestellt waren, die mit Wollknäueln herumtollten. Der Anblick der Stubentiger veranlasste Frau Hapsburg, in hemmungsloses Schluchzen auszubrechen.
    Gretel schrak zurück. Sie verabscheute die Zurschaustellung von Emotionen, besonders, wenn es sich um die feuchte Variante handelte. Das Wehklagen und Heulen, begleitet von geröteten Augen, war ekelhaft. Sie musste etwas tun, damit es aufhörte. Sie suchte nach einem Taschentuch, fand aber nur eine schmuddelige Serviette. Zu spät erkannte sie, dass es eingetrocknetes Essen war, was sie auf den ersten Blick für ein abstraktes Muster gehalten hatte.
    Frau Hapsburg schien das nicht zu stören. Sie schnäuzte sich geräuschvoll die Nase.
    »Also«, sagte Gretel und gab sich geschäftsmäßig, um keinen neuerlichen Weinkrampf auszulösen, »was ist los?«
    »Meine Lieblinge!« Frau Hapsburgs Stimme war heiser vor Schmerz und Verzweiflung. »Meine armen Lieblinge wurden entführt!«
    »Deine Kinder? Jemand hat deine Kinder entführt?« Gretel, mit einem Mal munterer, beugte sich vor. Eine anständige Entführung aufzuklären brauchte Zeit und versprach deshalb lukrativ zu werden.
    Doch Frau Hapsburg verbesserte sie sogleich: »Kinder? Ich habe keine Kinder. Ich spreche von meinen Katzen.« Sie schluckte einen weiteren Schluchzer hinunter. »Meine armen, armen Miezekätzchen!«
    Gretel ließ sich auf ihrem Stuhl zurücksinken, was dieser mit einem alarmierenden Knarren quittierte.
    »Katzen« war alles, was sie sich abringen konnte. Der Sinn, sich Haustiere zu halten, hatte sich ihr nie erschlossen, und Katzen verabscheute sie besonders. Bei viel zu vielen Gelegenheiten übernahmen sie samtpfotig die Rolle der Vertrauten einer Hexe. Und wenn es eines gab, das Gretel noch mehr zuwider war als Katzen, dann waren es Hexen. Wer wollte es ihr verdenken, in Anbetracht ihrer Vorgeschichte?
    Sie atmete tief durch, ignorierte den Pelz auf ihrer Zunge und bemühte sich, ausreichend Begeisterung aufzubringen, um aus der armen Kreatur, die vor ihr saß, möglichst viel Profit zu schlagen. »Sind sie weggelaufen?«
    Frau Hapsburg, eben noch von Trauer niedergedrückt, machte eine bemerkenswerte Verwandlung durch. »Nicht weggelaufen, entführt! Entführt, sage ich dir! Die Leute sagen, die Tiere wären einfach weitergezogen. ›Katzen verschwinden alle naslang‹, sagen sie. ›Das ist ihre Natur.‹ Aber ich kenne meine Katzen. Sie streifen nicht herum. Niemals! Jemand hat sie entführt! Ich will, dass du herausfindest, wer es war und wo sie sind, und dass du sie mir zurückbringst.«
    »Verstehe. Und wann sind diese Mistv… Tiere verschwunden?« Sie hielt eine Hand hoch, um Frau Hapsburgs Protest im Ansatz zu ersticken. »Ich wollte sagen, wann wurden sie entführt?«
    »Vor zwei Nächten. Seither hatte ich keine Ruhe mehr.«
    »Verstehe«, sagte Gretel erneut. Wieder fing die Unterlippe ihrer Auftraggeberin zu beben an. »Natürlich bin ich im Moment ziemlich ausgelastet, viele Aufträge und so weiter. Es wird sehr schwer, deinen Fall da unterzubringen   …«
    »Oh! Bitte sag mir, dass du mir helfen wirst. Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden könnte, und die herzlosen Gendarmen Ihrer Majestät interessieren meine Katzen nicht im Geringsten.«
    Gretel stellte sich den Feldobergendarm Strudel vor und sein säuerliches Gesicht bei dem Gedanken, er müsste sich zu der Suche nach irgendwelchen fahnenflüchtigen Katzenartigen herablassen. Das Bild, das ihr vorschwebte, vermittelte ihr zum ersten Mal seit Tagen ein Gefühl der Freude. Aber natürlich behielt sie eine nüchterne Miene bei. Jetzt musste überGeld geredet werden, und Geld war eine ernste Angelegenheit.
    »Nun, das würde bedeuten, dass ich andere Aufträge auf Eis legen müsste. Der Vorzug, den ich deinem Fall damit einräume, würde sich in meinem Honorar widerspiegeln   … und dann sind da noch die Unannehmlichkeiten, die diese Sache für meine anderen Kunden bedeutet.« Sogar Gretel selbst fiel auf, dass sie dabei war, arg dick aufzutragen.
    »Ich zahle, was immer es kostet.«
    Und zu Gretels großem Entzücken fing Frau Hapsburg sogleich an, in ihrer Tasche zu wühlen, um gleich darauf einen kunterbunten Haufen Geld zutage zu fördern.
    »Wie viel verlangst du?«, fragte sie.
    Gretel ertappte sich dabei, sich die Lippen zu lecken, also sprach sie
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