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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)
Autoren: P. J. Brackston
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Ermittler war und Gretel, entgegen allen Erwartungen, das glatte Gegenteil.
    »Guten Tag, Kapitän. Ich freue mich, Euch so in Eure Arbeit vertieft vorzufinden. Drei Tage, und noch immer durchsiebt Ihr die Ruinen von Hunds Lebensgrundlage nach Hinweisen. Welch eine Gewissenhaftigkeit. Für den unglücklichen Mann muss es ein großer Trost sein, dass sein Fall in solch fähigen Händen ruht.« Das andauernde Jucken in Gretels Genitalbereich zwang sie, forsch auszuschreiten, um die Reizung zu unterdrücken und sich selbst daran zu hindern, an ihrem wundervoll geschneiderten Rock zu zerren.
    Strudel richtete sich zu voller Größe auf, womit er immer noch anderthalb Köpfe kleiner war als Gretel.
    »Du hast hier nichts zu suchen«, herrschte er sie an. »Das ist ein Tatort.«
    »Oh, ich kam nur zufällig des Weges.«
    Etwas am Boden erregte Gretels Aufmerksamkeit. Erst dachte sie, sie hätte sich geirrt, aber nein, ihre Augen trogen sie nicht. Sie bückte sich über den rußgeschwärzten Schutt, um sich einen besseren Blick zu verschaffen, was bedauerlicherweise bedeutete, dass sie sich auch Strudel nähern musste. Abrupt hielt sie inne und zwang sich, sich nicht zu kratzen. Ein Teil von ihr (ein sehr großer Teil, logischerweise)wollte einfach in Richtung Apotheke rennen und sich unterwegs die Unterwäsche vom Leib reißen. Aber die Chance, den verhassten Feldobergendarmen ein wenig zu demütigen, selbst wenn er der einzige Mensch im ganzen Ort war, der seinen wahren Charakter für alle sichtbar in seinem Mienenspiel zur Schau trug, war viel zu verlockend, um die Gelegenheit einfach vorübergehen zu lassen.
    »Dann habt Ihr noch nichts gefunden?«, fragte sie. »Keine Hinweise?«
    »Das ist Sache der Feldgendarmerie und kein Gemeingut.«
    »Das heißt dann wohl nein.«
    »Es ist mir nicht gestattet zu enthüllen   …«
    »Ja, ja, ich weiß. Ich dachte auch nur. Ihr wisst schon, Interesse am Wohlergehen meiner Mitbürger etc. pp. Dann ist also nichts Nützliches aufgetaucht? Nichts, das auf ein Motiv hindeuten könnte?«
    »Wir haben noch nicht entschieden, ob dieses Feuer auf Brandstiftung zurückgeht.«
    »Also gibt es keinen Hinweis, der helfen würde, einen möglichen Pyromanen zu identifizieren? Beispielsweise so etwas wie die menschliche Hand, auf der Ihr gerade steht?«
    »Was?« Strudel folgte der Linie von Gretels ausgestrecktem Finger zum Boden und erkannte, dass sie die Wahrheit gesagt hatte; er stand tatsächlich auf den verkohlten Überresten einer menschlichen Hand, die zudem an einem Arm hing, dieser an einer Schulter und selbige, wie ein vorsichtiges Stochern mit seinem Knüttel verriet, an einem vollständigen Leichnam.
    In Strudel wütete ein Kampf zwischen Zorn und Aufregung. Die Aufregung gewann. Er nahm sich nur einen Augenblick Zeit, um Gretel gegenüber die Zähne zu fletschen, ehe er sich beeilte, seinen Untergebenen lauthals Order zu erteilen,einen Spaten und einen Bestatter herzuschaffen. Der nun ausbrechende Tumult verschaffte Gretel Gelegenheit, sich den Leichnam genauer anzuschauen. Ob es sich um eine Frau oder einen Mann gehandelt hatte, war nicht mehr zu erkennen, so zerkocht waren die Überreste, aber zwei Dinge durften als auffällige Fakten gelten. Das Erste war, dass der Leiche der Mittelfinger der rechten Hand fehlte. Doch sah es nicht so aus, als wäre er abgebrannt, eher so, als wäre er abgehackt worden. Das kam Gretel sonderbar vor. Hatte der Verstorbene seinen Finger schon vor Jahren verloren, oder war er ihm erst kürzlich abhandengekommen? Oder war der Finger   – und diese Möglichkeit stachelte ihre detektivischen Fähigkeiten zu höchster Alarmbereitschaft an   – erst nach dem Tod seines Besitzers entfernt worden? War es möglich, dass der Mann schon tot gewesen war, ehe das Feuer ausbrach? Fragen über Fragen drängten sich Gretel auf, wurden jedoch auf den zweiten Rang verwiesen   – zu groß war die Bedeutung, die dem anderen Fakt zukam, der ihr aufgefallen war: Die ausgestreckte, in Hinblick auf ihre Glieder leicht benachteiligte Hand umklammerte irgendetwas. Behutsames Stupsen mit dem Fuß veranlasste dieses Etwas, sich aus dem Griff der Leiche zu lösen und als kleine, geschwärzte, aber immer noch erkennbare Messingglocke zu entpuppen.
    Gretel schnappte nach Luft. Als sie aufblickte, stellte sie fest, dass Strudel zurückkam. So behände, wie ihre Rundheit es erlaubte, bückte sie sich, schnappte sich das Glöckchen und ließ es in ihrem Büstenhalter
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