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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies
Autoren: Mary Scott
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seinen Plan zurechtzulegen, und er wußte genau, was er jetzt sagen wollte.
    »Ich habe versucht, ihn zu trösten. Aber ich wollte auch feststellen, ob er sich im Haus eines Arztes einleben könnte.«
    »Einleben? Selbstverständlich nicht. Meinen Sie damit, er würde mir abtrünnig werden?«
    »Nein, das wollte ich damit nicht sagen. Im Gegenteil, ich hoffe, daß er um so treuer an Ihnen hängen wird.«
    So, jetzt war es heraus. Was würde sie antworten?
    Aber Pippa schien heute abend nicht sehr helle zu sein. Sie überhörte den zarten Wink vollkommen und erwiderte nur: »Nein, Sie dürfen nicht versuchen, ihn zu ködern. Neufundländer bevorzugen von Natur Männer, infolgedessen wäre es unfair von Ihnen... Aber ich freue mich trotzdem, daß Sie mich besuchen, auch wenn Sie heimtückisch sind. Wir wollen einen Kaffee zusammen trinken und uns einbilden, Pam könnte jede Minute hereinkommen, ja?«
    Er stand sofort auf, bat sie, am Feuer sitzen zu bleiben, und verschwand in der Küche. Er wußte, wo alles zu finden war, und nutzte erleichtert den Vorwand, seine Verlegenheit zu verbergen. Weshalb hatte sie die Bedeutung seiner Worte nicht erkannt? Gab sie nur vor, begriffsstutzig zu sein, um ihn abzuwimmeln? Aber das würde gar nicht zu ihr passen. Viel wahrscheinlicher war, daß sie ihn noch nie in diesem Licht betrachtet hatte, ein demütigender Gedanke. Ach, es war alles so schwierig. Am Ende blieb ihm womöglich nichts anderes übrig, als sie ganz offiziell zu fragen: >Wollen Sie meine Frau werden, oder bin ich Ihnen zu alt ?< Und das kam einem Mann, der ohnehin das quälende Gefühl hatte, beides, zu alt und obendrein auch noch zu langweilig zu sein, wahrlich hart an.
    Er trug den Kaffee ans Feuer und stellte ihn auf einen kleinen Tisch neben sie.
    »Wie gut Sie das können«, sagte sie anerkennend, »dabei bin ich überzeugt, Bates läßt Sie zu Hause keinen Finger rühren.«
    »Nie. Manchmal wünschte ich, er würde es tun, aber er ist sehr eigenmächtig, und ich, als der Schwächere, gebe eben nach, weil ich Bates unter allen Umständen bei guter Laune halten will, selbst wenn ich dafür nicht einmal mehr meine Seele mein eigen nennen kann.«
    »Er gefiel mir gleich, er machte einen so zuverlässigen Eindruck. Hat er eigentlich auch Fehler?«
    »Nur den einen, über den das ganze Dorf Bescheid weiß. Er geht gelegentlich auf Sauftouren. Unser Schutzmann hier kennt ihn schon und liefert ihn mir immer unversehrt wieder ab. Aber neulich geriet er einmal an einen fremden Bobby, und ich kriegte zu meinem Schrecken die telefonische Durchsage: >Haben Ihren Vater unterwegs aufgelesen. Sternhagelvoll.<«
    »Ihren Vater?«
    »Ja. In diesem Zustand pflegt Bates an mir Vaterrechte geltend zu machen. Unser Ortspolizist weiß das und nimmt weiter keine Notiz davon. Mein Vater ist schon seit vielen Jahren tot und war zeit seines Lebens fanatischer Antialkoholiker. Nun, der Bobby ließ mit sich reden. Er hatte zudem irrsinnige Zahnschmerzen, und da der Zahnarzt auf seiner Besuchstour erst wieder in einem Monat fällig war, zog ich ihm den Übeltäter eigenhändig, worauf wir uns dahingehend einigten, Bates’ Fehltritt mit dem Mantel des Schweigens zuzudecken.«
    »Passiert das oft?«
    »Ungefähr alle sechs Wochen einmal, in ziemlich regelmäßigen Abständen. Der arme Kerl leidet an den schmerzhaften Folgen einer Verwundung, und man darf ihm keinen Vorwurf daraus machen, daß er auf diese Art Vergessen sucht.«
    »Werfen Sie überhaupt jemals einem Menschen irgend etwas vor?«
    Er dachte ernsthaft über ihre Frage nach.
    »Nicht sehr oft. Das Leben ist zu kurz, als daß man sich zum Richter über andere aufwerfen dürfte. Wenn man hinter die Kulissen sieht, erkennt man gewöhnlich die tieferen Ursachen.«
    »Ich wünschte, ich wäre auch so weise. Vielleicht werde ich es eines Tages noch.«
    »Ganz bestimmt, wenn Sie erst mein biblisches Alter erreicht haben.«
    »Weshalb kokettieren Sie immer mit Ihrem Alter? Was ist schon siebenunddreißig?«
    Hier bot sich ihm eine Chance. Er versuchte einzuhaken: »Um das nachfühlen zu können, haben Sie noch elf Jahre Zeit«, begann er, aber schon fuhr sie lieb und tröstend fort: »Und ich weiß auch gar nicht, was Sie gegen das Altwerden haben. Alte Ärzte sind doch viel vertrauenerweckender.«
    Völlig niedergeschmettert erhob er sich, um zu gehen.
    »Ich muß jetzt fort, weil ich heute abend eventuell noch abgerufen werde.«
    »Lieber Gott, verbringen Sie eigentlich je eine Nacht
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