Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
Quartier jetzt nicht mehr wechseln, da ich morgen schon sehr früh abreisen muß, und außerdem bin ich gegen das Leben in Pensionen allmählich abgehärtet. Aber ich möchte Horton gern noch einmal sprechen, und du kannst mitkommen, wenn du willst. Deine Freundin wird vermutlich sowieso erst in Stunden wieder aufkreuzen.«
    Sofort hellte sich Pippas Miene wieder auf. Sie hatte sich schon lange gewünscht, Dr. Hortons Haus zu sehen und sein Faktotum Bates kennenzulernen. So wurde für Pam ein erklärender Zettel hinterlassen und Mohr mitgenommen.
    Es war ein altes Haus, geräumig und schön, mit einem großen Rasenplatz davor und einem Ausblick aufs Meer, das durch die Pohutukawa-Bäume am Ende des Gartens schimmerte. Das heißt, mit Garten konnte man es eigentlich kaum bezeichnen, denn obschon der Rasen gepflegt und gemäht war, wuchs keine einzige Blume darin, was insbesondere auf Pippa, die sich zur Gärtnerin geboren fühlte, einen trostlosen Eindruck machte. Der Doktor war nicht daheim, als sie ankamen, aber Bates begrüßte James treuherzig mit >Herr Major« und führte sie in einen Raum, der früher einmal der Empfangssalon des Hauses gewesen sein mochte. Jetzt wirkte er mehr wie ein Studierzimmer, mit seinem undefinierbaren Geruch nach Leder und Tabak. Alles mutete sauber, sachlich und ungewöhnlich an, aber die Sessel waren bequem, und im Kamin brannte ein einladendes Feuer. Pippa bemerkte, wie Bates sie verstohlen musterte. Wahrscheinlich war sie die einzige Frau, die diese Räume seit vielen Jahren betrat, von Patientinnen natürlich abgesehen. Sie ihrerseits fand den kleinen, untersetzten Mann mit dem fröhlichen Gesicht, der sich offenbar als absoluter Gebieter über das Leben des Doktors betrachtete, auf den ersten Blick sympathisch.
    »Ja, Sir, am Sonntag sogar muß er Kranke besuchen. Lächerlich, das sagte ich ihm auch. Die Lungenentzündung soll der Teufel holen. Vermutlich ist’s eher ein Brummschädel, der bis zum Morgen von selbst wieder vergeht. Aber er natürlich sofort auf und davon, und noch dazu ohne was Vernünftiges im Magen.«
    Doch es dauerte nicht lange, da hörten sie Dr. Horton eilig durch die Halle kommen. Er blieb verdutzt auf der Schwelle stehen und schaute Pippa mit einem so seltsamen Ausdruck an, daß sie ganz verwirrt wurde. War er überrascht, sie hier zu sehen, oder gar am Ende ein bißchen ärgerlich? Wollte er vielleicht seinen ehemaligen Kameraden für sich allein haben? Gleich darauf rief er Bates zu, etwas zu trinken zu bringen.
    »Und bitte Sherry für Miss Knox.«
    Aber weshalb hatte er so auf sie gestarrt, wie sie da im Schein des Kaminfeuers saß?
    Die beiden Männer waren alsbald in ein angeregtes Gespräch über alte Freunde und vergangene Zeiten vertieft, während Bates sich geflissentlich in der Nähe zu schaffen machte und gelegentlich eine Geschichte mit weiteren Einzelheiten ergänzte. Pippa hockte still daneben, hörte zu und kam sich viel zu jung und gänzlich überflüssig vor.
    »Selbstverständlich müssen Sie für heute nacht hierherkommen. Ich frühstücke immer schon um sieben, winters wie sommers. Bates wird jetzt für Abendbrot sorgen, und Sie können dann später, wenn Sie Ihre Kusine heimbringen, Ihre Sachen holen.«
    Das Essen, das sehr nach männlichem Geschmack zubereitet war und aus kaltem Roastbeef und Mixed Pickles bestand, schien sich eine Ewigkeit hinzuziehen. Wie viele gemeinsame Erinnerungen diese beiden doch hatten und wie amüsiert James erzählen konnte, wenn er seine steife, würdige Amtsmiene ablegte. Pippa sagte wenig und wurde nach einiger Zeit von einem gewaltigen Gähnkrampf befallen, gegen den sie mit aller Macht anzukämpfen versuchte.
    Aber der Doktor merkte es, wie ihm ja überhaupt nie etwas entging, und unterbrach seine Erzählung.
    »Alte Soldaten sind schwatzhaft. Und egoistisch obendrein, daß sie Sie am Schlafengehen hindern. Bringen Sie Ihre Kusine heim, Maclean, und kommen Sie gleich wieder. Der Abend ist noch lang.«
    Als James sie vor ihrer Haustür absetzte, sagte sie ihm mit schwesterlicher Wärme Lebewohl, und er versprach, ihr bald zu schreiben. Fast zum erstenmal behandelte er sie, als stünde sie mit ihm auf gleicher Stufe, sicher ein Zeichen dafür, daß sie langsam alt wurde.
    Schon fünf Tage später machte sich Pam reisefertig und kehrte auf Drängen ihres ungeduldigen Bräutigams in die Stadt zurück. In einem Monat sollte geheiratet werden. Pippa brachte sie bis zum Gartentor, und diesmal lungerte kein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher