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Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Titel: Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)
Autoren: Peter Steingruber
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gesund werden.«
    Später, als Barbara unter der Bettdecke lag, hinaus zum Fenster und hinauf zum Sternenhimmel blickte, betete sie andächtig und innig um die Gesundheit ihres Bruders. Auch für den Martin betete sie. Auf den Christian hatte sie einen schrecklichen Zorn. Doch schließlich beruhigte sich das kindliche Gemüt und sie schloss den Liebeiner Christian in ihre innige Bitte mit ein. Noch eine ganze Weile lag sie wach und grübelte über alles nach. Sie versuchte, eine Antwort zu finden auf jene Frage, die sie noch nicht so recht verstand. Über diesem Grübeln schlummerte Barbara Löwinger schließlich ein.
     
    *
     
    Mit fassungslosem Gesicht standen die Löwingers vor dem Arzt, der ihnen vor ein paar Minuten Platz angeboten hatte.
    »Ja, Herr und Frau Löwinger, es tut mir leid, aber ich kann Ihnen nichts anderes sagen. Es hätte keinen Zweck, mit der Wahrheit hinter dem Berg zu bleiben. Damit wäre Ihnen nicht geholfen.«
    »Aber, aber das gibt's doch nit«, stammelte Hanna fassungslos. »Der Bub wird nimmer laufen können, haben Sie gesagt, Herr Doktor?«
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach nicht«, erklärte der Arzt und senkte dabei den Kopf. »Bei diesem Sturz scheint eine Rückenmarkverletzung eingetreten zu sein. Der Schaden, der dabei aufgetreten ist, lässt sich eben nicht mehr beheben.«
    »Aber das gibt's doch überhaupt nit!« stieß Max hervor, der von diesen Dingen keine Ahnung hatte. »Da muss man doch operieren können oder sonst etwas machen. Das gibt's doch nit, dass ein so junger Bursche einfach nimmer laufen kann!«
    »Es tut uns wirklich sehr leid, dass wir ihnen nicht helfen können, Herr Löwinger«, sagte der Arzt daraufhin mit einem bedauernden Schulterzucken. »Wir haben für Ihren Sohn wirklich alles getan, was auch nur in unserer Macht stand. Die Tests, die wir bisher durchführen, ergeben ganz eindeutig, dass eine Querschnittslähmung eingetreten ist. Von der Hüfte abwärts wird Ihr Sohn immer gelähmt bleiben. Aber er lebt, verstehen Sie?«
    Hanna schloss ihre Augen. Tränen sickerten unter den geschlossenen Augenlidern hervor.
    »Was ist denn das noch für ein Leben, Herr Doktor?« fragte sie aufweinend. »Justament unser Anderl, der alleweil umeinander gehupft ist wie ein Reh. Naa, das kann ich nit begreifen.«
    Max nahm seine Frau liebevoll in den Arm. Doch er vermochte es nicht, ihr jetzt Trost zu spenden.
    »Kann man denn wirklich gar nix machen?« fragte Hanna noch einmal.
    »Es tut mir leid, Frau Löwinger. Alles, was möglich war, haben wir getan. Auch weiterhin wird für Ihren Sohn alles getan werden, was auch nur in unserer Macht steht. Mehr kann ich Ihnen dazu leider nicht sagen.«
    Sehr bedrückt kehrten sie beide an diesem Tag nach Briggs zurück. Unterwegs sprachen sie kaum ein Wort miteinander. Für sie beide war nun eine Welt zusammengebrochen. All ihre Hoffnung, die sie in Anderl gesetzt hatten, waren nun zerbrochen und vernichtet. Wie sollte er jetzt vielleicht später einmal mit dem Gasthaus weitergehen? Würde der »Schwarze Adler« im Familienbesitz bleiben können?
    Max Löwinger sprach seine heimlichen Gedanken nicht aus. Aber Hanna schien sie zu erahnen. Sie musste jetzt versuchen, stark und tapfer zu sein. Auch wenn ihr dies noch so schwerfiel.
    »Irgendwie muss es ja weitergehen, Max«, murmelte sie, als sie droben vor dem »Schwarzen Adler« aus dem Auto stiegen. Justament in diesem Augenblick kam Ilse Jaus des Weges daher. Sie schien in geschäftiger Eile zu sein. An ihrer Hand führte sie den Buben.
    »Jausin, auf ein Wörth«
    »Lass sie«, flehte Hanna Löwinger. »Am End können sie doch nix mehr daran ändern.«
    »Was ist denn?« fragte Ilse Jaus mit banger Verhaltenheit.
    »Mein Bub ist gelähmt!« stieß Max Löwinger hervor. »Nimmer laufen kann er!« schrie er dann. »Keinen Schritt kann er nimmer gehen und deiner ist dran schuld.«
    »Ich bin nit dran schuld«, versuchte sich der Bub zu wehren. Da schoss Max in seiner Unbeherrschtheit vor und schüttelte das Bürschl, wie man einen nassen Hund schüttelte.
    »Du Verbrecher!« schrie er. »Du Mörder. Du trauriger Lumpenhund.«
    Die beiden Frauen zerrten mit vereinten Kräften an dem empörten Mann herum, bis er schließlich von dem heulenden Jungen abließ. Mit dem Ärmel wischte sich der Gastwirt den Schweiß von der Stirn. Dann sanken seine Arme herab, und er bot ein Bild ergreifender Hilflosigkeit. Schließlich drehte er sich um und tappte in das Haus hinein.
    Hanna blieb noch einen
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