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Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Titel: Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)
Autoren: Peter Steingruber
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letzten Jahren einige Spezialisten aufgesucht. Hanna und Barbara waren mit Anderl sogar bis in das ferne Wien gefahren, um Anderl dort untersuchen zu lassen. Doch selbst die berühmtesten Professoren konnten der Gastwirtin keine Hoffnung machen.
    So war das Schicksal des Anderl eben besiegelt.
    Martin Jaus hatte damals wirklich das Dörfl verlassen müssen. Max Löwinger hatte darauf gedrängt, und das Jugendamt hatte Ilse Jaus für den Buben kurzerhand das Sorgerecht entzogen und ihn in ein Heim gesteckt.
    Wie ein Verzweifelter hatte sich der Martin damals gewehrt. Barbara schoss das Wasser in die Augen, wenn sie nur daran dachte, wie der Martin seinerzeit hatte Abschied nehmen müssen.
    Heimweh und Schmerz hatte den Jaus-Buben ein paarmal ver-anlasst, im Heim auszureißen. So hatte man ihn schließlich ins geschlossene Heim gebracht. Ilse Jaus war in dieser Zeit verfallen und müde geworden. Niemals verzieh sie dem Löwinger, was er ihr angetan hatte. Seit jenen Tagen vergrub sich die Jausin in ihrem Häusel, ging nur zum Arbeiten hinaus auf die Felder der Bauern und kehrte am Abend still zurück.
    »Was schaust so nachdenklich, Madl?« wollte Hanna Löwinger von ihrer Tochter wissen, die mit ihren Gedanken ganz weit in der Ferne zu sein schien. Oh, ja, Barbara hatte sehr oft an den Martin denken müssen. Seine Worte von damals hatte sie nie vergessen.
    Eine Zeitlang waren sie leuchtend im Herzen der Gastwirtstochter gestanden und hatten ihr immer wieder Mut gemacht. Doch im Laufe der Zeit war Martins Bild vor ihrem geistigen Auge blasser und blasser geworden.
    »Sie sinniert darüber nach, ob sie schon ausgewachsen ist.« sagte Christian Liebeiner mit einem verschmitzen Lächeln. Der Liebeinerbursche kam sehr oft in das Gasthaus. Keiner machte einen Hehl daraus, dass Christian auf Barbara ein Auge geworfen hatte. Sowohl den Liebeiners, als auch den Löwingers wäre es ganz recht gewesen, wenn sich zwischen den beiden eine engere Beziehung angebahnt hätte. Doch so sah es absolut nicht aus, Barbara war mehr in sich gekehrt und still, wenn es um eine Beziehung zu einem Burschen ging.
    Christian, der mit seinen zwanzig Jahren ebenso alt war wie Anderl, unterließ natürlich keinen Versuch, die hübsche Barbara für sich zu gewinnen. Doch Barbara blieb ihm gegenüber freundlich, unverbindlich und dennoch ablehnend.
    »Mir ist es nit recht gut«, beklagte sich nun Anderl. Manchmal war der junge Mann recht wehleidig. Er war wohl dies, weil er dann wusste, dass ihm mehr Zuwendung entgegengebracht wurde, als das üblicherweise der Fall war.
    »Wenn's dir nit gut ist, dann legst du dich in dein Bett«, sagte Max Löwinger fast barsch zu seinem Sohn. Dafür erntete er von Frau Hanna einen vorwurfsvollen Blick.
    Barbara stand auf und ordnete die Falten ihres Dirndlkleides. Draußen schien die Sonne. Es war ein wunderschöner Spätsommertag.
    »Weißt was, Anderl?« sagte sie zu ihrem Bruder, »ich führ dich ein bissel in den Garten hinaus. Draußen an der frischen Luft geht es dir bestimmt wieder viel besser. Und ihr da herinnen schaut einmal zu, dass ihr nit so viel qualmt. Es ist ja auch kein Wunder nit, dass es dem Anderl schlecht ist, man kann die Luft da herinnen regelrecht schneiden.«
    Der Adlerwirt brummte etwas, was man aber nicht verstehen konnte.
    »Sei nit alleweil so gemein«, sagte Hanna und quetschte eine Träne heraus. Denn sie hatte eigentlich immer sehr nahe am Wasser gebaut.
    Barbara schob den Rollstuhl ihres Bruders durch den Hausgang.
    »Lass mich«, sagte Anderl etwas schroff, »ich kann das schon allein.«
    »Freilich kannst du's allein«, pflichtete sie ihm mit einem zärtlichen Lächeln bei. Sie verließen das Haus durch den rückwärtigen Ausgang.
    »Gell, eine gute Luft ist's, Ändert«, sagte die hübsche Barbara versonnen. »Den Berg tu ich dich aber hinaufschieben, denn das wird dir doch ein bissel zu schwer.«
    »Meinst nit, dass ich die Kraft hätt?« fragte er sie.
    »Doch, doch«, versicherte Barbara. »Aber es muss ja nit sein, dass du dich so abquälst.«
    »Es muss vieles nit sein«, antwortete er ihr daraufhin. »Aber es ist nun einmal so und man kann es nit ändern.«
    Nur sehr widerwillig ließ er sich von ihr auf den Hügel hinaufschieben. Die Äpfel in den Bäumen waren fast reif zur Ernte. Droben auf den hohen Berggipfeln hatte es in den vergangenen Tagen zum ersten Mal geschneit. Versonnen betrachtete der blonde Anderl das Land.
    »Denkst du noch manchmal an ihn?« wollte Anderl
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