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Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Titel: Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)
Autoren: Peter Steingruber
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sich nun an den Küchentisch. »So geht's nämlich mit dem wirklich nimmer weiter.«
    »Er hat aber nix gemacht«, mischte Barbara sich ein.
    »Hältst du wohl deinen Rand?«, fauchte der Adlerwirt. »Die großen und erwachsenen Leut wissen es nämlich alleweil besser.«
    »Gar nix wisst ihr besser!«, rief Barbara schluchzend und lief aus dem Gasthaus.
    Barbara fand den Jaus-Martin am Gütl hinter dem Schuppen. Der dunkelhaarige Bub heulte bitterlich.
    »Jetzt geh weiter, Martin«, versuchte Barbara ihn zu trösten. »Es ist doch alles halb so schlimm.«
    »Ach Gott, Barbara. Ich habe das doch nit gewollt«, schluchzte der Bub. »Ich hab ihm eine hineinhauen wollen, weil er alleweil lügt. Dass er sich den Kopf dabei hinhaut, hab ich doch nit gewollt.«
    »Aber Martin, das weiß doch ein jedes«, flüsterte Barbara. Ein Gefühl heißer Zärtlichkeit wallte in dem Kind auf. O ja, sie verspürte tiefes Mitleid mit dem Spielkameraden, den man nun so unschuldig, verdächtigte. Es war halt alleweil so: Wenn man einem einmal eine Unregelmäßigkeit angedichtet hatte, dann war es nicht mehr schwer, dieser eine zweite folgen zu lassen. Martin drohte Gefahr zu laufen, der Sündenbock in Briggs zu werden.
    Barbara, die dies gern verhindert hätte, wusste allerdings nicht, was sie tun sollte. Sie war genauso hilflos wie Martin selbst. Lange noch hockten sie an jenem Abend beieinander, redeten und beratschlagten, bis die Dämmerung hereinbrach.
    »Weißt du, Barbara«, sagte Martin, »wenn ich erst einmal größer bin, dann geh ich fort von Briggs. Dann geh ich hinaus in die Fremde. Und wenn ich wieder retour komme, zeig ich es ihnen allen, dann bin ich ein ganz reicher Mann geworden. Du, da werden sie aber alle staunen.«
    »Fort?« fragte sie ihn stammelnd. »Du willst fort aus Briggs? Ja, wo willst du denn hin?«
    »Genau weiß ich das auch noch nicht«, verkündete er altklug. Der Tränenstrom war versiegt und hatte einem trotzigen Ausdruck in seinem Gesicht Platz gemacht. »Irgendwohin«, fuhr er fort, es wird sich schon was für mich finden lassen. Das kannst du mir glauben, Barbara!«
    »Und ich?«, fragte sie ihn nun zögernd. »Was soll ich denn machen ohne dich, Martin?«
    Er überlegte eine Weile. Dann hellte sein Gesicht auf.
    »Dich tät ich natürlich gern mitnehmen. Für dich tät ich sorgen, Barbara. Draußen in der Fremde hätten wir es vielleicht viel schöner als hier in Briggs, wo einen die Leut alleweil bloß einen Lügner heißen.«
    »Du hast recht, Martin«, pflichtete sie ihm bei. O ja, sie waren ja noch naive Kinder und hatten von den Dingen des Lebens wenig Ahnung. Sie wussten beide nicht, was noch einmal auf sie zukommen würde. Es war gut für sie, dass sie einfach ihren Träumen nachhängen konnten.
    Als Barbara an diesem Abend nach Hause kam, wurde sie von der Großmutter heftig zusammengeschimpft.
    »Diese Schlamperei lassen wir überhaupt nicht einreißen«, schimpfte Berta Löwinger vor sich hin. »Wo gibt's denn so etwas, dass ein Madl in deinem Alter um diese Zeit heimgeschlampert kommt.«
    »Es ist grad halb acht vorbei«, begehrte Barbara auf. In ihr war noch alleweil alles durcheinander von den hochtrabenden Plänen, die ihr der Martin draußen am Schuppen unterbreitet hatte.
    »Schau, dass du gleich hinaus in deine Kammer kommst. Da drunten ist nämlich wieder einmal der Teufel los. Ach, Gott, es ist zum Verrücktwerden.«
    »Was ist denn?«, wollte Barbara wissen.
    »Dein Vater hat ins Spital fahren müssen, weil es dem Anderl nit gutgeht.«
    Barbara wurde von einem heißen Schreck durchfahren. Dem Anderl ging es also nicht gut. Fort waren die schönen, bunten Träume, die noch eben so lebendig vor ihr gestanden hatten. Jetzt galt die Sorge dem Bruder, der drunten im Spital lag und möglicherweise dort mit dem Tod rang.
    Barbara war wohl noch zu jung, um all diese Dinge richtig zu verstehen und zu verarbeiten. Doch begriff sie, dass der Tod etwas Schreckliches und Unwiderrufliches war. Sie klammerte sich an ihrer Großmutter fest und begann zu weinen.
    »Wird er denn gar nit mehr gesund, unser Anderl?« wollte sie jetzt dringend wissen.
    Die alte Löwinger zuckte die Schultern. Was sollte sie denn dem Kind darauf antworten? Das, was der Arzt dem Adlerwirt am Telefon erzählt hatte, konnte die Barbara ja noch nicht verstehen.
    »Musst halt fest beten, Barbara«, sagte die Alte. »Wenn du fest beten tust, hört dich der liebe Gott, und dann lässt er unseren Anderl gewiss auch wieder ganz
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