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Erzähl mir von morgen

Erzähl mir von morgen

Titel: Erzähl mir von morgen
Autoren: Christina Seidenberg
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wohnte ich noch einige Zeit in meiner Wohnung in Somerville, doch irgendwann hatte ich das Gefühl, dass ich mich verändert hatte und brauchte einen neuen Lebensmittelpunkt. Ich suchte mir eine Größere in North End. Die Fahrzeit zur Redaktion mit der U-Bahn war kürzer und die Umgebung hatte mir sehr schnell gefallen.
     
    Als er mir die Autotür öffnete, stieg ich vorsichtig aus. Ich konnte ein leichtes Ächzen nicht unterdrücken, als sich meine geschundenen Muskeln von der Bewegung verkrampften und erneut schmerzten.
    Nate ergriff wortlos meinen Arm und brachte mich ins Haus.
    Es war fast wie damals, als Sam noch lebte, ich einfach nur seine kleine Schwester und Nate Sams bester Freund war. Es erschien mir fast so, als wäre nie etwas zwischen uns vorgefallen und das machte mich ein wenig wehmütig.
    Ich fühlte mich wie eine Greisin, als ich langsam, auf jeden Schritt achtend durch den Flur schlurfte. Mit dem Fahrstuhl fuhren wir in den vierten Stock.
    Ich wühlte in der blutigen Jacke nach meinem Wohnungsschlüssel und fand ihn nicht, bis Nate sie mir aus der Hand nahm, auf Anhieb den Schlüssel fand und aufsperrte.
    Er ließ mir den Vortritt und folgte mir dann leise.
     
    Ich schleppte mich ins Schlafzimmer , stieg über das plüschige Kuscheltier, das vergessen auf dem Teppich lag und ließ mich kraftlos auf mein Bett fallen. Vorsichtig legte ich meinen schmerzenden Kopf auf das Kissen und spürte, wie ich langsam ins Traumland abdriftete.
    Wie aus weiter Ferne bemerkte ich, dass jemand mir die Schuhe und die Hose auszog. Mein Körper wurde leicht angehoben und in die Mitte des Bettes gelegt. Vorsichtig deckte er mich zu und ließ mich dann allein.
    Ich hob noch einmal die Augenlider und sah, wie er in der erhellten Schlafzimmertür stand und mich anblickte. Dann schloss er sie leise und ließ mich in der friedvollen Dunkelheit allein zurück.
     
     

Kapitel 2
     
     
    „Greta?“ Eine tiefe, männliche Stimme direkt neben meinem Gesicht weckte mich aus meinem traumlosen, komaähnlichen Schlaf, in den ich gefallen war, nachdem mein Kopf das Kissen berührt hatte. „Greta, ich muss los!“
    Blinzelnd öffnete ich die Augen, nur um zu erkennen, dass Nate direkt neben meinem Bett stand.
    Was machte er noch hier?
    „Du warst hier?“ fragte ich leise und richtete mich etwas auf. Sofort durchzuckte meinen Körper einen Schmerzenswelle, als hätte ich einen Marathon durchgestanden nur um danach an dem Muskelkater zu Grunde zugehen. Ich ließ mich wieder in das Kissen gleiten und sah ihn aufmerksam an.
    „Natürlich war ich hier!“ sagte er und richtete sich auf. „Und ich muss dir sagen, deine Couch ist nicht besonders bequem!“
    Ich sah ihn an. Mit seinen knapp 1,90 m mussten seine Füße sicher bei meinem kleinen Sofa hervorgeguckt haben, als er sich zum Schlafen legte.
    „Ich fahre ins Büro. Mom kommt nachher, um nach dir zu sehen!“ sagte er und fuhr sich mit der Hand durch seine Haare, die immer noch genauso wirr aussahen, wie am gestrigen Abend.
    „Schlaf noch ein bisschen!“ sagte er, ehe er sich umdrehte, das Zimmer verließ und die Schlafzimmertür von außen leise schloss. Ich hörte noch, wie er die Wohnungstür hinter sich zuzog, ehe mein Körper seinen Tribut forderte und ich erneut in einen tiefen Schlaf sank.
     
     
    Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, als ich das nächste Mal die Augen aufschlug. Verkatert rollte ich mich zur Seite und spürte die Prellungen an meinen Rippen. Sofort waren alle Gedanken auf den gestrigen Abend gerichtet. Ich erinnerte mich mit gnadenloser Präzision an jedes kleine Detail und stöhnte entsetzt auf. Vorsichtig versuchte ich mich aufzusetzen. Mit fahrigen Bewegungen suchte ich mit meiner unverletzten Hand nach meinem Wecker und stieß das kleine Foto um, das auf meinem Nachttisch stand. Ich sah auf die Uhr und erkannte, dass es bereits Nachmittag war.
    Ich atmete tief durch und spürte dann, dass mein Körper bewegt werden wollte. Weitere Zeit im Bett zu verbringen, schien ihm nicht gut zu tun. Außerdem musste ich ins Badezimmer.
    Ich tapste zum Bad, das direkt am Schlafzimmer angrenzte. Mit zusammengekniffenen Augen blinzelte ich, als ich das Licht anknipste und spürte die kalten Fliesen unter meinen nackten Füßen.
    Bunte Bilder von Fischen, Kraken und Seesternen auf den Fliesen bei der Dusche begrüßten mich fröhlich, doch heute hatte ich keine Muße , mich daran zu erfreuen.
    Im fahlen Licht sah ich mein Gesicht im Spiegel an. Es war
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