Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erzähl mir von morgen

Erzähl mir von morgen

Titel: Erzähl mir von morgen
Autoren: Christina Seidenberg
Vom Netzwerk:
konnte. Doch ohne meinen Job in der Redaktion würden wir sehr schwer über die Runden kommen und ich könnte mir den Tagesplatz in dem Kindergarten nicht leisten. Hätte ich den Kindergartenplatz nicht, würde ich mehr Zeit mit ihr verbringen können. Dann jedoch würde ich nicht arbeiten können … .
    Ich seufzte, es war ein furchtbarer Teufelskreis in den wir geraten waren und ich hoffte, dass es besser werden würde, wenn sie größer wäre.
     
    Erneut kam mir in den Sinn, dass ich am Donnerstagabend vielleicht besser zu Hause geblieben wäre. Ich hätte es mir mit Celia gemütlich machen können und wäre nicht in diesen unsäglichen Schlamassel geraten. Ich hasste es Celia abzugeben, obwohl ich bei meiner Babysitterin mehr als vertraute, doch es fühlte sich immer wie ein Verrat an, wenn ich ausging und Celia zurückließ.
    Ich dachte kurz nach. Zum Glück war der Abend mit meinen Kollegen, so weit ich mich erinnern konnte, eine der wenigen Ausnahmen. Ich nahm sehr viel Rücksicht auf Celia, wollte, dass sie eine glückliche Kindheit mit mir hatte. Ich wollte ihr alles bieten, was ich nicht gehabt hatte: Liebe, Geborgenheit und Beständigkeit.
     
    Wie gebannt starrten wir alle Celia an, die wackelig auf eigenen Beinchen stand und zu Nate erwartungsvoll hinaufsah. Noch immer wirkte sein Gesicht seltsam verschlossen, irgendwie irritiert und etwas verärgert.
    I ch wusste nicht, was ich davon halten sollte. Mit ihren dunklen Augen und den langen Wimpern konnte Celia jeden Fremden sofort für sich einnehmen. Sie lächelte viel und zeigte so ihre zwei kleinen Milchzähnchen. Doch dass sie direkt auf Jemand unbekanntes zugekrabbelt war und diesen mit glücklichen Augen ansah, hatte ich noch nicht erlebt.
     
    In diesem Moment begann sie zu schwanken, doch bevor ich aufspringen und sie fangen konnte; bevor sie sich selbst wieder in ihr Gleichgewicht bringen konnte, hatte sich Nate gebückt und sie liebevoll auf den Arm genommen.
    Man sah ihm an, dass er Umgang mit kleinen Kindern hatte. Immerhin war er Onkel von zwei Neffen und drei Nichten und Ann hatte mir versichert, wie viel Spaß ihre Kinder mit ih rem Onkel Nate hatten. Ich konnte sie verstehen. Nate war noch jung und unternahm sehr viel mit ihnen. Er war ein sehr guter Freund gewesen und trotz seiner steifen Anwaltshaltung, erkannte ich in seinem Kern immer noch den Jungen, den ich damals verlassen hatte. Er war spitzbübisch, brachte sich und Sam mit seinen Streichen immer wieder in Situationen, aus denen er sich heraus schlawinern musste. Damals hatte er bereits großes Talent, das er in seinem Beruf sicher gut verwenden konnte.
     
    Es schien, als hätte er sich von seiner ersten Überraschung erholt, denn er trug Celia langsam durch das Zimmer und redete leise mit ihr. Sie schmiegte sich vertrauensvoll an ihn und sah ihn mit großen Augen an. Als sie vor der großen Zimmerpalme stehen blieben, griffen ihre pummeligen Finger in die Blätter und mit einem erstaunten Quietschen entdeckte sie die ungewohnte Struktur der Pflanze.
    Ich sah sie an und war froh, dass sie so glücklich war. Nur aus diesem Grund hatte ich in der letzten Zeit mein Leben derart verändert. Es war mir das Wichtigste: anders als ich sollte Celia eine glückliche Kindheit und eine liebevolle Mutter haben.
     
    Charlotte nahm sanft meine rechte Hand in ihre und drückte sie kurz. Sie lächelte mich glücklich, wenn auch etwas wehmütig an und es schien, als würde sie sich Gedanken darüber machen, dass ich irgendwann in der nächsten Zeit wieder aus ihrem Leben verschwinden könnte. Und diesmal würde nicht nur ich gehen, sondern auch Celia mitnehmen.
    Nate kam derweil zu uns und setzte sich, Celia noch immer auf dem Arm. Auf dem Tisch lag ein kleiner Plüsch-Elefant, der er aufnahm und ihr hinhielt. Sie griff danach und biss sofort in den kleinen Stoff-Rüssel. Ich stand mühsam auf, presste meine Hand auf meinen Bauch, da sich meine geprellten Rippen schmerzhaft zu Wort meldeten.
    Ich wollte Nate Celia abnehmen, da ich wusste, dass vielen Männern kleine Kinder irgendwann zu unruhig und lästig wurden, doch Nate lächelte nur spitzbübisch und strich Celia eine dünne, dunkelbraune Locke aus dem Gesicht. Ein Grübchen erschien auf seiner Wange und ich starrte ihn fassungslos an.
     
    Es war, als wäre ein Blitz durch meinen Körper gefahren und hätte meine Umgebung in Zeitlupe verlangsamt.
     
    Ich erkannte, was ich in der ganzen Zeit nicht wahrhaben wollte. Er bedeutete mir immer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher