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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt
Autoren: Jack McDevitt
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Hörer. »Ich bin schon unterwegs, Charlie«, sagte er.
    »Was ist los?« erkundigte Julie sich. Gewöhnlich reagierte sie ungehalten auf späte Anrufe von Goddard, aber diesmal klang ihre Stimme gedämpft.
    Harry berichtete ihr von Herkules, während er sich anzog. »Es ist ein Röntgenpulsar«, sagte er. »Ed Gambinis Gruppe hört ihn seit rund acht Monaten ab. Charlie meint, sie empfangen ihn nicht mehr.«
    »Warum ist das wichtig?«
    »Weil es dafür keine Erklärung gibt.« Er ging in sein Schlafzimmer und schnappte sich ein paar Kleidungsstücke.
    »Vielleicht befindet sich nur etwas Staub zwischen der Signalquelle und dem Netz.« Sie zog ihr Nachthemd aus und schlüpfte mit einer fließenden Bewegung ins Bett.
    »SKYNET wird nicht durch Staub gestört. Zumindest nicht die Röntgenteleskope. Nein, was immer es ist, es reicht jedenfalls aus, um Gambini mitten in der Nacht aus New York hierher zu holen.«
    Sie schaute ihm beim Anziehen zu. »Weißt du«, sagte sie und bemühte sich vergebens, ihren Worten einen beiläufigen Tonfall zu verleihen, »genau darüber haben wir den ganzen Abend gesprochen. Das Herkules-Projekt ist alleine Gambinis Angelegenheit. Warum mußt du denn jetzt hinunterfahren? Ich wette, er kommt dir nicht zu Hilfe, wenn irgendwelche Katastrophen in der Personalverwaltung ausbrechen.«
    Harry seufzte. Er war nicht auf seinen Posten gelangt, indem er zu Hause im Bett liegenblieb, wenn wichtige Dinge passierten. Es stimmte, daß er für Herkules keine direkte Verantwortung trug, aber man wußte ja nie, wohin die Dinge führen konnten, und eine ausufernde Bürokratie erforderte nichts dringender als Durchblick. Er widerstand dem Impuls, ihr zu entgegnen, ihre Meinung sei jetzt ohnehin nicht mehr gefragt, und bat sie statt dessen, die Tür hinter ihm abzuschließen.
     
    Der Röntgenpulsar in der Herkuleskonstellation war einzigartig: er war ein Vagabund, die einzige bekannte stellare Konfiguration, die nicht an irgendein größeres System gebunden war. Mehr als anderthalb Millionen Lichtjahre von Goddard entfernt, trieb er in der unermeßlichen Leere zwischen den Galaxien.
    Ungewöhnlich war zudem, daß keine seiner Komponenten ein Blauer Riese war. Alpha Altheis, der sichtbare Stern, war ziegelrot, um einiges kälter als die Sonne, aber etwa achtzigmal größer. In die Mitte unseres Sonnensystems verlegt, hätte er den Merkur umschlossen.
    Altheis steckte mitten in der Heliumphase seines Verbrennungszyklus. Sich selbst überlassen, würde er sich noch etwa zehn Millionen Jahre lang ausdehnen, ehe er zu einer Supernova explodierte.
    Aber der Stern würde nicht so lange leben. Das andere Objekt in dem System war eine tote Sonne, die noch mehr Masse besaß als ihr riesiger Gefährte, von ihrem eigenen Gewicht jedoch derart zusammengepreßt wurde, daß ihr Durchmesser weniger als dreißig Kilometer betrug: die Entfernung zwischen dem Holland Tunnel und dem Long Island Sound. Zwei Minuten mit dem Jet, etwa einen Tag zu Fuß. Doch das Objekt stellte eine Störung in dem engen Orbit dar, knapp fünfzehn Millionen Meilen vom äußeren Rand des Riesen entfernt, so dicht also, daß es sich praktisch durch die obere Atmosphärenschicht seines Gefährten bewegte; dabei rotierte es heftig, zog eine riesige Schleppe superheißen Gases hinter sich her und zehrte am Lebensnerv des Riesen. Die Erscheinung hieß Beta Altheis, ein seltsam schlichter Name für einen so exotischen Himmelskörper.
    Er war die Maschine, welche den Pulsar antrieb. Ein ständiger Fluß hochgeladener Partikel verlief vom normalen Stern zu seinem Gefährten, und zwar unter relativistischen Geschwindigkeiten.
    Doch die Kollisionspunkte waren auch nicht willkürlich auf Beta verteilt, sondern sie konzentrierten sich an den magnetischen Polen, welche sehr klein waren, mit einem Durchmesser von vielleicht einem Kilometer, und sich wie bei der Erde nicht an den Enden der Rotationsachse befanden. Infolgedessen rotierten auch sie, und zwar rund dreißigmal pro Sekunde. Auftreffende hochenergetische Partikel, die auf diese unendlich dichte und glatte Oberfläche aufschlugen, wurden als Röntgenstrahlen weggeschleudert. Die Folge war ein Leuchtfeuer, dessen Strahlen den Kosmos in der Umgebung überstrichen.
    Harry fragte sich, während sein Chrysler durch einen plötzlichen Regenschauer rauschte, welche Energie wohl nötig wäre, um eine solche Maschine zum Stillstand zu bringen.
    Die Torposten winkten ihn durch. Er bog sofort nach links ab und
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