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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
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ihre großen Schritte tat sie auf – Stoffturnschuhen! Charlotte trug naturfarbene Chucks, eindeutiges Unterschichtschuhwerk! Sie strahlte kurz nach rechts und links, meine Eltern, Krimi, Josef, alle nickten ihr wohlwollend zu, so frisch und natürlich sah sie aus. Ich senkte meine Stimme, denn schließlich musste ich Charlotte noch gestehen, dass sie recht gehabt hatte, meine Ziele waren zu hoch gesteckt gewesen, und ich hatte kapituliert. Gestern. Auch wenn ich gerade erfahren hatte, dass ich mich gar nicht so hätte ins Zeug legen müssen. Und dass im Nachhinein die Hotline nichts anders gewesen war als ein verrücktes, wenn auch einigermaßen einträgliches Hobby.
    »Na, unsere Wette. Ich habe es nicht geschafft, Cashmiti zu übernehmen. Die Firma hat sich zwar inzwischen aus eigener Kraft saniert, aber das hat mit unserer Wette nichts zu tun. Ich habe gestern eingesehen, dass ich nicht mehr kann. Du bekommst also deine Christbaumkugelschoner, die Musterteile befinden sich nur gerade auf einem Dach im Grunewald!«
    »Ach, Heidi«, ließ sich Charlotte jetzt neben mich auf die Hollywoodschaukel fallen, dass die Aufhängung quietschte, »das ist doch jetzt egal, und außerdem – du bist mit einer bewundernswerten Energie an die Sache herangegangen, du hast dich nicht unterkriegen lassen und hast eine ganze Menge bewirkt. Mehr, als dir bewusst ist. Und zwar nicht nur für dich, sondern auch bei mir. Und deshalb gehört das dir.«
    »Was ist das?«, nahm ich den Umschlag, den sie mir hinhielt.
    »Ein Scheck.«
    »Über 23400 Euro? Wie bitte?«, starrte ich den dritten Scheck dieses Tages und dann Charlotte an und merkte, wie sich unter meiner Bauchdecke eine aufgeregte La-Ola-Welle formte, die sich unter meiner neuen indischen Tunika abzeichnete wie Gefummel unter einer Daunendecke. Mein Nachwuchs war in Topform und lachte sich wahrscheinlich gerade scheckig über den Verlauf, den die Dinge seit heute Morgen nahmen.
    »Das ist das Geld, das ich als Lilli Himmel verdient habe, ich brauche es nicht mehr, denn ich habe jetzt ein neues Leben angefangen. Das ist mein Dank an dich, du und dein Baby, ihr könnt es besser brauchen, ihr seid auf euch gestellt.«
    Die La Ola wogte inzwischen nicht mehr nur durch meinen Bauch, sondern jetzt auch durch meinen Kopf. Charlotte schenkte mir ihre Telefonsex-Einnahmen?
    »Aber wieso ein neues Leben?«, fragte ich. »Du meinst, ohne Bernhard?«
    »Genau«, sagte sie total entspannt, streifte die Turnschuhe ab und legte die nackten Füße gemütlich hoch.
    »Ein phantastisches neues Leben! Ohne den alten Zockel und ohne den Druck, bei diesem Arschloch bleiben zu müssen, nur weil ich dachte, ich kann ohne einen Neo Rauch im Esszimmer und vier neue Prada-Taschen pro Monat nicht existieren. Und muss mich dafür von ihm klein halten lassen, anstatt die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Bei dir einzusteigen, das war der erste Schritt in die Selbstständigkeit, und ich will tatsächlich da weitermachen, wo du mich hingeschickt hast. Nächste Woche habe ich meine erste kleine Synchronrolle!«
    »Wow«, freute ich mich für sie (und für mich, ich hatte gerade den Scheck zu den anderen zwei gesteckt), »man sieht, dass es dir gut geht, du siehst toll aus! Aber hast du denn alle deine Klamotten bei Bernhard gelassen? So was hättest du vor ein paar Wochen noch nicht mal angezogen, wenn du schwanger gewesen wärst!« Ich zupfte an ihrem übergroßen Holzfällerhemd. Und merkte erst dann, was ich gesagt hatte.
    »Ups«, erschrak ich und schlug mir die Hand vor den Mund, »entschuldige bitte, das war total taktlos!«
    »Ja, das war taktlos«, grinste Charlotte, »und außerdem stimmt es nicht. Ich würde so etwas sehr wohl anziehen, wenn ich schwanger wäre.«
    Meine Familie (ich rechnete Krimi, Walter und Pucki einfach mal mit dazu) hatte sich inzwischen auf die Gartenstühle im Hof zurückgezogen, und meine Mutter ließ eine Thermoskanne und ein paar Schnittchen kreisen. Soweit ich das von hier aus sehen konnte, biss Krimi gerade begeistert in ein hart gekochtes Ei und warf Pucki, der geflissentlich die Ziege ignorierte, die doppelt so groß und so behaart war wie er, ein Riesenstück Stulle zu. Da war garantiert Leberwurst drauf, die Grobe im Naturdarm, von der Metzgerei Holzinger in Oberöd. Ich schüttelte mich, wegen des hart gekochten Eis und auch, um den abartigen Gedanken zu verscheuchen, der mir gerade gekommen war, und warf Charlotte einen schnellen Blick zu. Meine beste Freundin,
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