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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
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kurz hier, ich muss den Fahrradanhänger ausladen. Cordula kommt später, ihr Porsche ist unterwegs liegen geblieben! Da sieht man es mal wieder – die Verschwendung fossiler Brennstoffe, gepaart mit technischer Unzulänglichkeit –, mit diesen Höllenmaschinen fahren wir direkt dem Jüngsten Tag entgegen!«
    »Sag mal, du hast nicht zufällig Eiswürfel, Liebes«, kam jetzt auch noch Krimi von draußen, die Wangen in der gleichen Farbe wie der grellrote Aperol Sprizz, der übrigens, wie ich festgestellt hatte, aus der Fünf-Liter-Thermoskanne meiner Mutter gepumpt wurde.
    »Was riecht denn hier so?«, drehte sich Krimi jetzt besorgt einmal um die beschwipste eigene Achse. »War das schon wieder mein Puckilein? Der Arme hat gerade furchtbare Diarrhöbeschwerden!«
    »Nein, das ist Babykacke«, sagte Charlotte und zeigte auf Punzelchen, das ihr gerade die Ärmchen entgegenreckte, »es kommt aus dieser Richtung.«
    »Lasst mal, ich mach das schon«, flötete Krimi, »ich muss schließlich üben, ich werde bald Großmutter! Hast du eine Wickelkommode?«
    »Ja, im Gang zum Lager«, antwortete ich, von ihrem Eifer einigermaßen beeindruckt, und schloss für einen Moment meine Augen. La Ola war vorbei, und mein Bauch fühlte sich an wie ein zu stark aufgeblasener Fußball, zum Bersten hart.
    »Wem gehört denn eigentlich dieses bezaubernde Kerlchen«, kam Krimi zurück, »ich brauche dringend Zinksalbe − sein kleines Pullermännchen ist ganz rot!«
    Ich kniff die Augen weiter zu und stellte mich schlafend, während ich vor unterdrücktem Lachen fast implodierte. Gut, dass Rainer gerade nicht im Laden war.
    Und dann tippte mir Josef von hinten auf die Schulter.
    »Ein Herr Willi für dich.«
    »Auf welchem Apparat«, riss ich erschrocken die Augen wieder auf.
    Josef zeigte zur Tür.
    »Nicht am Telefon! Sondern hier!«

46
     
    Im Laden wurde es totenstill. Denn eins war klar: Willi sah definitiv aus wie ein unangenehmer Geselle. Allerdings wie einer, der seine schlechtesten Tage bereits hinter sich hatte. Mit seiner hageren Rumpelstilzchenfigur und den wieselartigen spitzen Zähnen hatte er eher etwas von einem verschlagenen Staubsaugervertreter als von einem Zuhälter. Seine blonden, angegrauten Miniplilöckchen waren nach hinten geklebt mit einer Schmiere, mit der man dem Geruch nach auch einen Dieselmotor hätte laufen lassen können. Mit seinem gelben Anzug, der auberginefarbenen Krawatte und den weißen Slippern sah er aus wie eine Negativkopie von Walter. Geschmacklos, verlebt, aber an sich nicht besonders furchterregend.
    Aber: Er war nicht allein gekommen.
    Sein Begleiter war ein Brocken von einem Typen, der sich mit über der wuchtigen Brust verschränkten Armen gerade neben ihm aufbaute, die wenigen schwarzen Haare, die seinen massiven kahlen Schädel als schütteren Kranz umgaben, waren so lang, dass er sie im Nacken zu einem hauchdünnen Pferdeschwanz zusammengefasst hatte. Die Kobra auf seinem pinken Ed-Hardy- T -Shirt war an den Brustmuskeln zu Nilpferdgröße verzerrt. Der Typ sah in seinem Bodybuilderhöschen aus wie Dschingis Khan nach einem Wrestlerlehrgang.
    »Tach auch«, sagte Willi mit seiner kollernden Schleimstimme und genoss seinen Auftritt. »Was ist denn das hier? Ein Streichelzoo?«
    Eine rhetorische Frage. Denn mit einer schnellen Handbewegung befahl er Dschingis Khan: »Egal. Nimm das hier auseinander, Kalle!«
    »Alles klar, Chef«, sagte der, packte den erstbesten Tisch, der ihm im Weg stand, und hob ihn über seinen Kopf. Babypullis und Mützchen fielen rechts und links an ihm hinunter und blieben an seinen baumbreiten Schultern hängen. Er drehte sich um und trat einen Schritt zurück, um den massiven Tisch mal eben so durch das Ladenfenster zu werfen.
    »Huaaaaahh!«, schrie er dabei, ganz Wrestler, und wir alle duckten uns unter Schock und in Erwartung eines ohrenbetäubenden Klirrens. Aber es kam nicht. Stattdessen schlug das Urwaldgebrüll in ein schrilles Kreischen um. Kalle ließ mit einer Hand den Tisch los, um sich reflexartig in den Schritt zu greifen, und schwankte unter der einseitigen Last. Miu-Miu war offensichtlich der Meinung gewesen, dass seine mächtigen Beine ihrem Katzenkorb eindeutig zu nahe gekommen waren, und hatte blitzschnell reagiert. Als zähne- und krallenbewehrte Kampfmaschine hing sie jetzt an dem dünnen Stöffchen von Kalles graumelierter Trainingshose und ließ einfach nicht mehr los.
    Willi zuckte zusammen, duckte sich vor dem drohend schwankenden
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