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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
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haben?
    »Aber der Mohntee? War der auch für dein Enkelkind?«
    »Aber selbstverständlich«, summte Kriemhild gönnerhaft, »nur so wirst du als Alleinerziehende einen Laden führen können, die Kleinen schlafen dann immer so nett!«
    Ich dachte automatisch: Armer Felix, der hat es sicher nicht leicht gehabt. Aber meine innere Stimme rügte mich sofort: Was geht der dich noch an? Vielleicht hat ihn der Mohntee zum Peter Pan werden lassen? Nun, eines war sicher, Krimi war wohl einfach eine miserable Mutter gewesen, und nach dem großzügigen Scheck wackelte dieses Bild von ihr zwar ein wenig, stürzte aber nicht komplett in sich zusammen. Auch nicht, als ein Mann mittleren Alters den Laden betrat, mit graublonden Löckchen, auberginefarbenem Anzug, dottergelber Seidenkrawatte zum schwarzen Hemd und schwarz glänzenden Krokoschuhen mit goldener Spange. Krimi stieß einen brünftigen Schrei aus und warf sich ihm schwungvoll an den Hals. Sah ganz so aus, als würde die beiden mehr verbinden als die Sorge um Puckis Verdauung. Allerdings wirkte der Arme so steif in seinem papageienhaften Aufzug, dass sonnenklar war, dass er da nicht seinen eigenen Geschmack spazieren trug.
    »Du musst Walter sein«, breitete ich die Arme aus. Allerdings nicht für Walter, sondern für den Hund. »Hallo, Pucki!«
    »Wäffwäff«, begrüßte Pucki mich freudig und kackte vor Freude einen Riesenhaufen mitten in den Laden.
    »Jetzt gib doch unseren Umschlag auch mal her, Heinz«, kommandierte meine Mutter an meinem Vater herum, die knospende Freundschaft mit Kriemhild schien ihr neues, großmütterliches Selbstvertrauen zu verleihen.
    »Mein Gott, so viel Geld«, wurde ich auch beim Inhalt dieses Umschlags blass.
    Zwei Schecks! Zwei Stubenwagen! Als würden sie alle etwas ahnen! Ich legte die Hand auf meinen gigantischen Trommelbauch. Langsam musste ich mal reinen Tisch machen.
    »Ich muss euch übrigens etwas sagen …«, begann ich und packte mein Ohrläppchen mit der linken Hand.
    Zack. Die Hollywoodschaukel schwang nach vorne, dass es mich in die Kissen presste.
    »Bist du wahnsinnig«, wisperte Josef hinter ihr vor, »du kannst doch deinen Eltern jetzt nicht erzählen, was sich hinter deiner Strickhotline verborgen hat!«
    Ich wartete, bis ich wieder zurückgeschwungen war.
    »Nein, ich wollte etwas ganz anderes …«
    »Tag«, sagte eine unbekannte Frauenstimme, und eine junge Brillenträgerin mit ordentlichem Pferdeschwanz tauchte vor mir auf, »ich bin Elvira Witzig vom Managerinnenmagazin ›Elite‹, ist Frau Cordula Wiese schon hier?«
    »Nein«, sagte ich und reichte ihr beim nächsten Vorwärtsschwung die Hand. Mist, ärgerte ich mich, vor einer Reporterin würde ich sicher nicht mit bisher geheim gehaltenen Details um die Ecke kommen.
    »Sie müssen die Redakteurin sein«, machte ich trotzdem eine einladende Handbewegung, auf einen mehr oder weniger kam es jetzt sowieso nicht mehr an. »Wir haben hier gerade, äh, eine Art Familientreffen. Setzen Sie sich ruhig, wenn Sie noch Platz finden, Cesare hier macht Ihnen einen Kaffee, die Strickkursteilnehmer müssten bald hier sein, die hatten noch was auf ihren Dächern zu erledigen.«
    »Gut, dass du das sagst, Carina, meine Liebe, den Kaffee muss leider der Herr Josef kochen, ich muss los, die Kollektion vom Dach holen.«
    »Kollektion? Dach?«, wiederholte Elvira und guckte ein bisschen doof. »Frau Wiese hat etwas auf einem Dach zu erledigen?«
    »Genau, genau«, wimmelte ich sie ab und starrte durchs Schaufenster nach draußen. Ruhe schien an diesem Tag jedenfalls nicht einzukehren. Denn das große burschikose Mädel, das gerade in großen Schritten auf meinen Laden zuging, sah zwar auf den ersten Blick nicht so aus, aber das war niemand anderes als Charlotte.

44
     
    Ich ließ den Fuß aus der Schaukel hängen, um sie zu stoppen und Charlotte gefasst entgegenzusehen. War sie zur Endabrechnung gekommen? Wollte sie ihre Sachen holen? Am besten nahm ich ihr sofort den Wind aus den Segeln.
    »Hallo, Charlotte«, rief ich ihr deshalb entgegen, »gut, dass du kommst, du hast nämlich gewonnen!«
    »Was, gewonnen?«, fragte sie zurück und lachte mich an. Sie lachte! Und sie sah aus wie ein Pferdemädchen und nicht, wie ich Charlotte von Feyerabend sonst kannte: Ein weites, blau-rot kariertes Flanellhemd, das mir irgendwie bekannt vorkam, hing über einer lässig gegürteten Jeans, die Haare waren achtlos, aber hübsch mit ein paar einfachen Klammern aus dem Gesicht gesteckt. Und
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