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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
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von mir«, sagte Cesare und wickelte die Rolle aus. »Probier mal.«
    »Ziegenkäse? Mag ich eigentlich nicht so gerne«, war ich wenig begeistert und stach mir vorsichtig nur ein winziges Stück der cremigen Substanz ab. Ein zugegebenermaßen aromatischer Geruch stieg mir in die Nase.
    »Mhm, besser als erwartet, ein leichter Hauch von Thymian, der wäre was für die Alpenküche!«, lobte ich überrascht, aber ungeduldig, ich wollte endlich Tacheles reden. »Aber lass uns bitte mit unserem Meeting beginnen, mit Gastronomie habe ich nichts mehr zu tun, seitdem ich mich von Felix getrennt habe!«
    »Wir sind mittendrin im Meeting«, sagte Cesare und nahm sich selbst ein Stück Käse, »das, Carina, ist die Lösung unserer Probleme. Zusammen mit dieser Wolle hier.«
    Er griff noch einmal in seine Aktentasche aus feinstem Kalbsleder und holte ein Knäuel Wolle heraus, das mehr aussah wie eine große Wattekugel, flauschig und in dem typischen schmutzigen Weiß ungebleichten Kaschmirs.
    »Was?«, fragte ich begriffsstutzig. »Brotzeit machen und dieser Wischmopp sollen die Lösung unserer Probleme sein? Du weißt doch noch gar nichts von meinen Problemen!?«
    »Wischmopp! Brotzeit!«, äffte Cesare mich nach und kam ein Stück näher. »Von wegen! Beides sind sensationelle Neuentwicklungen! Meine Mutter hat unseren Freunden die Ziegenmilch überlassen, weil sie meinte, dass der liebe Gott den Ziegen die Milch nicht geschenkt hat, damit wir sie wegschütten. Und zusammen mit meinen Cousins hat sie diesen Käse entwickelt – einen Ziegenfrischkäse mit Honig und Thymian, den die Leute uns in Bozen auf dem Markt aus der Hand gerissen haben! Und dabei haben wir noch gar nicht begonnen, ihn zu vermarkten!«
    »Aber kann man denn mit Ziegenkäse reich werden?«, wunderte ich mich.
    »Nicht mit Käse allein«, erklärte Cesare liebenswürdig und lehnte sich selbstzufrieden wieder zurück, »aber mit der Förderung. Die EU , Carina, die fördert doch alles und jeden und seit einer Woche auch uns, weil wir die Ziegenfarm als Käserei ausgeschrieben haben.«
    »Und was hat das mit dieser Wolle zu tun, Dottore?«, bekam ich die einzelnen Infos immer noch nicht zusammen.
    »Genau! Gut, dass du mich endlich wieder einmal Dottore nennst, aber kennst du auch das Thema meiner Doktorarbeit?«
    Ich schüttelte nur den Kopf.
    »Ich habe promoviert über die Möglichkeit, Baumwolle mit Eiweißfasern zu verspinnen!«, sagte Cesare mit gehörigem Stolz in der Stimme.
    »Eiweißfasern? Aus Hühnerei?«, fragte ich und wusste selbst nicht, warum ich bei Legebatterie plötzlich an Adrian alias Zockel denken musste. »Oder Sperma?«
    Cesare lachte. »Heidi, du bist eine kleine Porca, ein Ferkelchen! Ich habe für meine Doktorarbeit Kuhmilch verwendet, aber ich habe das letzte halbe Jahr an der Universität Bozen weiter geforscht, und weißt du, was mir gelungen ist? Ich habe den Milk-Cashmere erfunden!«
    »Wie soll das denn gehen, jetzt verkauf mich doch nicht für dumm!«, empörte ich mich mit vollem Mund, dieser Käse war tatsächlich eine Wucht, aber jetzt wurde mir das alles langsam ein wenig zu bunt.
    »Bleib ruhig und hör zu!«, wurde Cesare jetzt ein wenig gebieterisch. »Ich habe ein Garn erfunden, das dreißig Prozent Milchprotein enthält. Dazu muss die Milch dehydriert und ultrahocherhitzt werden, das Protein wird extrahiert, fluidisiert und kann dann versponnen werden. Und zwar mit unserem Kaschmir!«
    »Fluidisiert und dann versponnen, soso«, starrte ich den braungebrannten Anzugträger vor mir an, der wie immer aussah wie eine Mischung aus Senner und Banker. Cesare streichelte sanft über den flauschigen Wollball und sah mich über ihn hinweg mit begeisterten Augen an. Dem war es ernst! Warum sollte mir auch jemand, der seine Tätigkeit so sehr liebte, einen Bären aufbinden? Warum sollte Cesare mich für blöd verkaufen? Kaschmir mit Milchprotein – bitte, warum nicht? Aber ich hatte trotzdem Zweifel.
    »Wolltest du nicht immer nur zu hundert Prozent reinen Kaschmir produzieren?«
    »Ja, wollte ich«, gab Cesare zu, »aber diese Neuentwicklung ist so sagenhaft weich und gleichzeitig ebenfalls eine Naturfaser – perfekt für ein Sommergarn. Ich muss nur noch einen kleinen Entwicklungsschritt in der Färbbarkeit machen. Aber das ist es nicht allein, Carina, schau dir das Gesamtpaket an: Ich bekomme Geld dafür, dass ich die Ziegen melke und nicht nur zur Wollproduktion nutze. Und gleichzeitig kann ich aus der übrig gebliebenen
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