Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ersehnt

Ersehnt

Titel: Ersehnt
Autoren: Cate Tiernan
Vom Netzwerk:
wieso?
    »Nastasja?« Solis' Stimme ließ mich aufschauen, den Mund voll Mus, das ich einfach nicht schlucken konnte weil ich fürchtete, dass mein Magen mich dann ewig hassen und zu künftig sogar gutes Essen verweigern würde.
    »Mmh«, machte ich und würgte den Brei mit Mühe runter. Tut mir leid, Magen. »Hi.«
    »Wie geht's dir?«
    Puh, was für eine Frage. Als er mich das letzte Mal gesehen hatte, hatte Nell gerade herumgekreischt, dass sie mich und Reyn beim Rummachen erwischt hätte.
    Nell hatte Reyn geliebt. Jahrelang. Verzweifelt. Und er, der gefühllose Klotz, hatte. es nicht gemerkt. Und dann waren Reyn und ich gewissermaßen - explodiert. Und das hatte Nell verrückt gemacht. Oder verrückter. Ich musste mir einreden, dass sie schon mit einem Arm in der Zwangsjacke gesteckt hatte, bevor ich nach River's Edge kam.
    Auf jeden Fall hatte Solis Nell zu einer Art Irrenanstalt für Unsterbliche begleitet. Doch jetzt war er wieder da und das brachte diesen ganzen grauenvollen und total peinlichen Zwischenfall wieder an die Oberfläche.
    »Mir geht's gut«, murmelte ich und trank etwas Wasser. Verstand ich schon genug von Zauberei, um es in Wein zu verwandeln? Oder noch besser in Gin? Vermutlich nicht. »Freut mich«, sagte er und schüttelte seine Serviette auf. »Solis«, sagte Charles. Mit den leuchtend roten Haaren, den grünen Augen, den Sommersprossen und dem fröhlichen, runden Gesicht fiel es ihm schwer, eine ernste Miene zu machen, aber er gab sein Bestes. »Wie geht es Nell?« Ja, sprich es aus, Chuck. Tu dir keinen Zwang an. Wir blicken den Dingen ins Auge hier. Wir haben keine Angst vor unseren Gefühlen -
    »Nicht gut«, sagte Solis und schenkte sich Wasser ein. »Sie ist vollkommen verrückt geworden. Aber in Louisettes fähi;gen Händen und mit den Heilern, die sie dort haben, wird sie wohl.wieder gesund werden. Irgendwann.«
    Charles schüttelte den Kopf - was für eine Schande, so ein nettes Mädchen -, dann aß er weiter.
    »Meine Tante Louisette hat schon Menschen geheilt, denen es viel schlechter ging als Nell«, sagte River. »Nell weiß, dass wir ihr unsere guten Gedanken und Wünsche senden.« Ich konnte es nicht lassen, schnell zu Reyn zu sehen. Sein Gesicht war ausdruckslos und sein Kiefer verkrampft. Er schob den Auflauf auf dem Teller herum, ohne etwas davon zu essen. Ich fragte mich, ob er sich wohl verantwortlich fühlte, weil er nicht gemerkt hatte, wie Nell sich nach ihm verzehrte. Wenn es so war, ließ er es sich nicht anmerken. »Also, ihr Lieben. Ihr wisst es sicher«, sagte River. »Morgen ist Silvester.Es ist kaum zu fassen, dass schon wieder ein Jahr vorüber ist! Wir bilden morgen Nacht wie jedes Jahr einen besonderen Zirkel. Ich hoffe, dass ihr alle dabei seid -ich'würde das neue Jahr gern mit euch zusammen begrüßen.« Da gingen sie hin, meine Pläne, nach New York zu fliegen und mich am Times Square volllaufen zu lassen.
    Ja, ich weiß, guter Scherz. Es war zwar ungewöhnlich für mich, aber ich wollte hier gar nicht weg, um mich mit Fremden zu betrinken und von Lichtern, Lärm und Chaos umgeben zu sein. Lichter, Lärm und Chaos waren das ganze letzte Jahrhundert meine ständigen Begleiter gewesen - wahrscheinlich waren sie ohne mich ziemlich einsam.
    Aber vielleicht hatten sie auch gar nicht gemerkt, dass ich weg war. Vielleicht amüsierten sich gerade meine Freunde Innocencio, Boz, Katy, Cicely und Stratton mit ihnen. Ich hatte so lange mit denselben Leuten abgehangen, dass ich gar nicht gemerkt hatte, wie nutzlos wir alle geworden waren. Ich hatte auch nicht mitbekommen, wie Innocencio das Zaubern gelernt und an den magischen Kräften gearbeitet hatte, über die jeder Unsterbliche in gewissem Maß verfügt. Und dann hatte Incy eines Abends seine Magie dazu verwendet,einem Taxifahrer, der uns blöd gekommen war, das Rückgrat zu brechen. Er hat ihm tatsächlich die Wirbelsäule gebrochen und ihn damit für den Rest seines Lebens gelähmt. Und obwohl er ein normaler Mensch gewesen und »der Rest seines Lebens« nicht mehr sehr lang war, war sein Leben doch von einer Sekunde auf die andere zerstört worden, nur aus einer Laune heraus. Dieser Zwischenfall hatte mir die Augen geöffnet. Um es gelinde auszudrücken.
    Ich seufzte, schob meinen Teller weg und wünschte, ich hätte einen Käsekuchen in meinem Zimmer versteckt. Mini - Kühlschränke in den Zimmern. Ein weiterer sinnvoller Vorschlag für Rivers
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher