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ErosÄrger

ErosÄrger

Titel: ErosÄrger
Autoren: Jennifer Schreiner
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seiner Seele stammen – oder vom Durchzug, da die Zimmertür plötzlich aufgerissen wurde.
    Eine junge Frau mit wirrem, strähnigem Haar, kaum älter als ein Mädchen, starrte in den Raum. Ihr verdreckte Kleidung, ein grüner Bademantel und passende Hausschuhe aus Plüsch, ließen darauf schließen, dass sie schon seit einigen Stunden auf der Flucht war. Für gewöhnlich kam man nicht weit, wenn die Vollstrecker hinter einem her waren – aber man versuchte alles, um am Leben zu bleiben.
    Ihr Blick glitt ziellos über den Inhalt des Raumes, von der Toten im Bett, über den Leichnam Lukas‘ bis zu mir. Die Erkenntnis, hier auch keine Rettung zu finden, ließ ihren Gesichtsausdruck wie den eines gehetzten Tieres wirken.
    Shit!
Bevor die Fremde reagieren konnte, hatte ich sie an die Hand genommen und in den Raum gerissen. Gerade rechtzeitig, denn die ersten schweren Schritte der rotgekleideten Streitkräfte polterten den nahen Aufgang nach oben und an den Sterbezimmern vorbei. Mit fliegenden Händen verriegelte ich die Tür von innen und sah nach einem Fluchtweg um. Der einzige führte durch das Fenster drei Stockwerke tief nach unten. Den Sturz würde das Sukkubus-Mädchen problemlos überleben, die dort stationierten Einsatzleiter nicht.
    »Der Wagen!«
    »Was?« Das Mädchen starrte mich immer noch an, scheinbar ohne sich bewegen zu können. Stocksteif.
    Ich schob sie in die Ecke, hinter das Bett und drückte das Mädchen nach unten. Mit raschen Handgriffen hob ich die lange, weiße Tischdecke hoch, entfernte die einzelnen Ebenen des Wagens und schob die dünnen Bretter unter den leblosen Körper Minas, bevor ich der Verfolgten deutete, in das kleine Versteck zu kriechen. Immer noch reagierte das Mädchen nicht und schien am Rande der Hysterie zu balancieren. Ich traf eine Entscheidung. Meine leichte Ohrfeige riss die Fremde aus der Starre. Sekunden später war sie in den Wagen geklettert und hatte die Decke zurückgezogen.
    Mit einem flauen Gefühl im Magen und nur einer winzigen Spur Erleichterung, sah ich nach draußen. Inzwischen waren noch mehr der rotblinkenden Einsatzfahrzeuge eingetroffen und schienen das Krankenhaus umstellt zu haben.
Shit!
Ich trat einen Schritt zurück und ballte die Hände zu Fäusten.
Was habe ich mir dabei nur gedacht?
Es war vollkommen unmöglich, das Mädchen aus dem Gebäude hinaus und in Sicherheit zu bringen.
    Ich zuckte zusammen, als die Tür ohne Vorwarnung aufgetreten wurde, schwerbewaffnete Männer mit Schutzwesten und Helmen einen Schritt weit in den Raum traten und in alle Richtungen zielten, um die Umgebung zu sichern. Wie gebannt starrte ich die uniformierte, rote Eliteeinheit an – sie starrten zurück, als sie erkannten, dass sie einer einzelnen Frau und zwei Toten gegenüberstanden.
    Trotz meines Schrecks gelang es mir etwas von wegen pietätslos zu murmeln, bevor ich mich auf dem zweiten Besucherstuhl niederließ. Weniger, um cool zu wirken. Aber meine Beine gaben nach.
    »Haben Sie diese Frau gesehen?« Einer der Männer hielt ein Bild hoch, während die anderen bereits zurücktraten und das Zimmer verließen.
    Benommen schüttelte ich den Kopf und verfluchte mich selbst. Ich hatte mich eingemischt!
    »Das Kopfgeld beträgt 10.000 Euro.«
    Ich pfiff leise und bestätigte die unterschwellige transportierte Botschaft des Mannes. Das war wirklich eine Menge Geld. Allerdings war mir auch klar, was Kopfgeld in diesem Fall bedeutete. Manchmal bedeutete das Wort nämlich genau das, was es bedeutete. Nicht mehr und nicht weniger. Wieder schüttelte ich meinen Kopf.
    Der Mann zog sich ebenfalls zurück und schloss die Tür hinter sich. Eine nette Geste, obwohl die Zarge verrutscht war und man durch die Lücke zwischen Holz und Wand auf den Flur hinaussehen konnte.
    Mit zittrigen Händen griff ich nach meinem Handy. Beim dritten Versuch gelang es mir endlich, die richtige Kurzwahl-Kombination zu drücken, um die einzige Person anzurufen, die helfen konnte. Meine beste Freundin. Nach dem vierten Läuten ging leider Darias genaues Gegenteil an den Apparat: »Der mythisch-mythologische Rat, sie sprechen mit DeVil.«
    »Ich brauche Hilfe.« Ich war so von mir selbst überrascht, dass ich nicht einmal über das Schicksal fluchen konnte, und beachtete weder DeVils sinnlich-manipulative Tonlage noch seine Fähigkeit des raschen geistigen Umschaltens.
    »Wo bist du?«
    »Im Krankenhaus.«
    »Aber nicht in dem Krankenhaus, das gerade in allen Nachrichten auftaucht und von
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