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ErosÄrger

ErosÄrger

Titel: ErosÄrger
Autoren: Jennifer Schreiner
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geschlungen und die Hand mit dem Skalpell an meinem Hals lag – bevor sie das Geräusch zugeordnet hatte. Vollkommen starr blieb die überrumpelte, plötzliche Geiselnehmerin stehen. Ich, als lebendes Schutzschild, ebenfalls. Rote Laserpunkte – Zielpunkte von Waffen – glitten über meinen Körper.
    Obwohl ich innerlich vor Angst wie gelähmt war, war ich nicht in Gefahr. Zumindest nicht akut. Keine der Waffen war für mich tödlich. Genauso wenig wie das Skalpell, dass die junge Frau an meinen Hals hielt. Nun ein wenig fester, ein wenig sicherer. Offenbar hatte sie begriffen, was ich ihr ermöglicht hatte: Freies Geleit aus dieser Sackgasse, Schutz durch meinen Körper.
    In die Männer kam Bewegung. Wie von einer unsichtbaren Kraft getrieben wichen sie zur Seite und machten Platz für das Sondereinsatzteam der Vollstrecker. Ich schloss einen Augenblick lang die Augen, um mir meine Gefühle nicht anmerken zu lassen. Diese Männer konnten mich sehr wohl töten – und würden es mit Freuden tun, wenn sie wüssten, wer ich war.
    Die Geräusche der schweren Stiefel verteilte sich und mit aller Selbstbeherrschung, die mir zur Verfügung stand, zwang ich mich dazu, die Augen wieder zu öffnen. Die Vollstrecker hatten Position bezogen und sich vor den anderen Männern in Stellung gebracht. Das Blutrot ihrer Kleidung und der Schnitt ihrer Anzüge erinnerte mich mehr an Uniformen als an Berufskleidung und rief auf einer tiefen Ebene meiner Instinkte pure Panik hervor. Zum Glück sorgte diese Panik für totale Lähmung. Selbst mein übergroßes Verlangen nach Flucht konnte daran nichts ändern.
    Mein Blick wanderte zu dem Mann in der Mitte – und blieb wie gebannt an ihm hängen. Er war der einzige, der noch nicht kniete und eine gute, sichere Schussposition eingenommen hatte. Trotz seiner scheinbar lässigen Haltung ging von ihm die größte Bedrohung aus, da er den Befehl über Leben oder Tod innehatte.
    Langsam, wie um die vermeintliche Geiselnehmerin nicht zu provozieren, griff er nach oben und öffnete die Klappe seines Visiers. Cassius! Mir stockte der Atem beim Anblick des wohlbekannten Gesichtes und die Panik in meinem Inneren verlagerte sich. Unfähig, meine Gefühle weiter unter Kontrolle zu halten, begann ich zu zittern.
    »Lassen Sie Ihre Geisel gehen und wir vollstrecken das Urteil schmerzlos und auf der Stelle«, bot mein Bruder dem Mädchen an. Seine Worte klangen wie Hohn in meinen Ohren.
    »Nein, ich biete euch etwas.« Die Hysterie in der Stimme der Gestellten war unüberhörbar. »Ich biete euch Informationen über eine andere gesuchte Sukkuba an und ihr gewährt mir Straffreiheit.«
    Selbst mein Zittern erstarrte; vollkommen überrascht von so viel Niederträchtigkeit.
Niemals, niemals wäre ich auch nur auf die Idee gekommen … Ich meine … ich riskierte mein Leben für das Miststück und sie
… Meine Panik und Gedanken gefroren in der Kälte, die sich in mir breit machte und alles andere auslöschte.
    »Es gibt keine Straffreiheit. Das Urteil ist gefallen.« Cassius Stimme war selbstsicher wie immer. Schließlich machte das System keine Fehler. Auch nicht bei den eigenen Eltern, der eigenen Schwester. Es existierte schon seit Jahrtausenden. Ob der einzelne Inkubus oder Sukkubus daran glaubte oder nicht, spielte keine Rolle. Früher oder später erwischte es einen. Meistens früher.
    Trotzdem regte sich ein winziger Hauch Trotz in mir und hätte am liebsten laut protestiert. Zum Glück war die andere Flüchtige schneller. »Ich habe nichts getan und will nicht für die Verfehlungen meiner Mutter hingerichtet werden!«
    Da sind wir schon zwei
, dachte ich und versuchte meinen Körper zu bewegen. Wenn ich ihn bewegen konnte, könnte ich mich vielleicht aus meiner misslichen Situation befreien. Meiner Geiselnehmerin entkommen, meinem Leben und meinem Aussehen ändern – und so weit laufen, wie ich nur konnte.
    Aber nein! Jede Geste, jede Gegenwehr würde mich von der Geisel zur Verdächtigen machen. Dank ihres Angebots. Geschicktes Miststück!
    Ich stoppte jeden Versuch, mich aus ihrem Griff zu winden und atmete tief und bewusst ein. Nur Ruhe konnte mir helfen, mich retten. Niemand war so verdorben, seine Retterin ans Messer zu liefern. Das war die Hoffnung, an die ich mich klammern musste. Und die mich einen Atemzug später in den Arsch trat.
    »Ich biete euch Lil Cara im Austausch für mein Leben.«
    Ein ungläubiges Raunen ging durch die Menge der hinteren Einsatzkräfte und das Zögern der
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