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Eroberer der Unendlichkeit

Eroberer der Unendlichkeit

Titel: Eroberer der Unendlichkeit
Autoren: Ray Cummings
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etwa so groß wie ich. Francine erschien noch ein Stückchen kleiner. Beide waren blauäugig und blond. Francine hatte die langen Locken meist in Zöpfen gebändigt, die bis über die Schultern hingen, während Martynns Haar kurz und lockig war.
    Wir saßen in einer kleinen Laube neben dem Haus, wo der Frühstückstisch bereits gedeckt war. Dr. Gryce, Brett und ich. Matt richtete zusammen mit Frannie das Essen her. Schon daran sah man die Einfachheit dieses Haushalts. In einer Zeit, wo es für nahezu alles Maschinen gab – und Hilfskräfte obendrein –, ließ sich Dr. Gryce das Essen nur von seiner Tochter machen.
    »Hoffentlich können Sie ein paar Tage bei uns bleiben, Frank«, sagte Dr. Gryce. Er sah mich fragend an.
    Ich runzelte die Stirn. »Ein paar Tage? Dr. Gryce, ich fürchte mich vor jeder dieser Konjunktionen, die uns ganze Berge von Post bringt – und meine Abteilungsleiter würden mir am liebsten das Essen und Schlafen verbieten, wenn ein Planet in unserer Nähe ist.«
    Er lächelte.
    »Ich glaube, das kann ich in Ordnung bringen.«
    »Dann bleibe ich natürlich. Und wenn Sie jetzt noch die Planetenbahnen in Parabeln verwandeln können, dann bin ich Ihnen zu ewigem Dank verpflichtet.«
    Er war mit seinen Gedanken schon wieder weit weg.
    »Frank«, sagte er zögernd, »ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen das erklären soll, was wir getan haben – oder besser, was wir tun werden. Wie Sie wissen, habe ich mich mein Leben lang mit den Naturwissenschaften befaßt. In gewissem Maße hatte ich auch Erfolg. Es gibt ein paar Erfindungen, die meinen Namen tragen werden, wenn ich nicht mehr bin.«
    Ich nickte.
    »Aber all diese Dinge«, fuhr er ernst fort, »die mich in der Welt bekannt gemacht haben, bedeuten mir wenig. Über mein Hauptziel habe ich mit Fremden nie gesprochen – nur meine Kinder wissen Bescheid. Brett hilft mir jetzt seit zehn Jahren, und auch Martt und Frannie sind seit ein oder zwei Jahren mit Eifer bei der Sache.«
    »Und jetzt sind Sie fertig? Jetzt wollen Sie Ihr Werk der Öffentlichkeit vorstellen?«
    »Fertig – ja. Aber die Welt wird es noch nicht sehen – vielleicht nie. In der falschen Hand wäre es eine teuflische Waffe. Aber wir sind jetzt soweit, daß wir es testen können. Frank, heute abend wird Brett ein großes Abenteuer eingehen …«
    Die Angst, die ich in seinen Augen erkannt hatte, prägte sich nun auch seinem Gesicht auf.
    »Ich will, daß Sie mich verstehen, Frank, und deshalb müssen wir uns erst einmal mit der Theorie befassen. Was wir tun wollen, greift in den Aufbau unseres gesamten Universums ein. Sie wissen natürlich, daß man bisher die Materie immer noch unbegrenzt teilen kann?«
    »Sie meinen, die Partikel können unendlich klein sein?«
    »Es gibt keine Grenze für die Kleinheit«, warf Brett ein. »Atom – Elektron – das sind nur Worte. In ihnen könnte sich ein All mit Sternen, Planeten, Sonnen – eigene Welten befinden. Stell dir das vor, Frank. Und stell dir auf einer dieser Welten Bewohner vor, deren Größe der ihres Universums proportional ist. Was würden sie vom Universum sehen, fühlen oder denken? Hätten sie nicht den gleichen Begriff davon wie wir von unserem All? Stell dir vor, sie hätten starke Mikroskope, mit denen sie die Materie betrachten können, aus der ihre Welt besteht. Sie würden Moleküle und Atome erkennen – sie würden in einen unendlichen Raum sehen. Ein Reich in ihrem eigenen. Und in diesem wieder eines – und so geht es in Unendlichkeit fort. Jedes dieser Reiche ist winzig – oder riesig, ganz wie man es betrachtet. Etwas wie absolute Größe gibt es nicht.«
    »Genau das meine ich«, unterbrach Dr. Gryce eifrig. »Ein Gegenstand ist nur klein oder groß in Beziehung zu einem anderen kleineren oder größeren Gegenstand.«
    Er deutete auf die hügelige Landschaft, die durch die Laube sichtbar war und auf der sich Licht und Schatten abwechselten.
    »Das ist unsere Alltagswelt, Frank. Wie groß ist sie? Uns erscheint sie normal. Sie hat keine absolute Größe, sie ist weder groß noch klein, bis wir sie mit etwas anderem vergleichen. Aber angenommen, wir denken an größere Reiche? Angenommen, wir behaupten, das Sternenreich, so weit wir es erfassen können, befände sich innerhalb des Atoms eines Materieteilchens, das zu einer vergleichsweise viel größeren Welt gehört? Sofort würden wir und unsere Welt zusammenschrumpfen. Wo wir vor einem Moment noch riesig waren, sind wir nun winzig. Doch wenn wir in dieser
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