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Eroberer der Unendlichkeit

Eroberer der Unendlichkeit

Titel: Eroberer der Unendlichkeit
Autoren: Ray Cummings
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stürzte sich auf ihn. Martt sah vage, daß noch eine Gestalt auf den Balkon hinaustrat. Eine schwerfällige Frau mit grauem Gesicht.
    »Mobah!« rief Rokk.
    Die Frau kam mit zwei Sprüngen heran. Sie lief an Zee und Frannie vorbei. Sie versuchte zu Martt zu gelangen. Sie stieß mit den Füßen. Sie trommelte mit den Fäusten auf ihn ein.
    Er hörte Zees Stimme:
    »Frannie! Leela! Helft mir!«
    Während er mit Rokk kämpfte, merkte er, daß die drei Mädchen an Mobah zerrten – daß sie sie wegzerrten und festhielten.
    Martt hatte einen Moment lang nicht aufgepaßt.
    Rokks Faust traf ihn voll im Gesicht und betäubte ihn. Martt spürte, wie Rokk ihn hochhob und über die Schulter schwingen wollte. Sein Körper streifte das Geländer des Balkons. Er klammerte sich verzweifelt fest, als Rokk ihn hinabwerfen wollte.
    Das Geländer hatte eine etwa anderthalb Meter breite Brüstung. Hier lag Martt nun und kämpfte gegen Rokk an. Einen Moment lang sah er tief unten den rötlichgelben Schimmer.
    Rokk hatte sich auf die Brüstung geschwungen, um ihn besser packen zu können. Er schüttelte Martt. Beide hingen mit dem Kopf über das Geländer.
    Sie keuchten. Keiner ließ den anderen los. Und plötzlich war Zee neben ihnen. Sie kauerte auf der Brüstung – ihre schmalen Finger griffen wie Krallen nach Rokks Gesicht. Es verwirrte ihn. Er lockerte seinen Griff. Martt gab ihm einen letzten verzweifelten Stoß. Rokk rutschte mit den Füßen voran über die Brüstung.
    Er hatte Martt losgelassen, als Zee sich in ihn verkrallte. Einen Moment lang war sein Gesicht ganz nahe an Martt. Die Augen waren weit aufgerissen, der Mund verzerrte sich.
    Er ließ das Geländer los. Er glitt ab. Er war verschwunden. Martt lag keuchend auf der Brüstung, festgehalten von Zee.
    Ein Schrei ertönte. Ein Wimmern. Mobah hatte sich von Frannie und Leela losgerissen. Sie sprang auf das Geländer und rief:
    »Rokk! Rokk!«
    Und dann sprang sie, mit einem langgezogenen Schrei.
    Einen Moment lang herrschte auf dem Balkon Schweigen. Niemand wagte es, nach unten zu sehen. Und am fernen öden Horizont erschien die rote Sonne und kündigte einen neuen Tag an.
     

 
18.
     
    Das Leben ist wirklich merkwürdig.
    Brett und ich – Frank Elgon von der Interplanetarischen Post –, voll erwachsene Männer, die am Höhepunkt ihrer körperlichen und geistigen Reife standen – was für eine jämmerliche Rolle spielten wir doch in dem Drama! So unbedeutend, daß ich kaum den Mut habe, unsere nutzlosen Taten zu beschreiben. Und doch hatten wir immer das Gefühl, das Richtige zu tun.
    Wir standen also neben dem Pavillon und sahen hilflos zu, wie Frannie und Leela immer kleiner wurden und schließlich verschwanden. Brett ließ mich zurück, damit wir uns die Stelle merken konnten. Er rannte weg und kam wieder, um mir zu sagen, daß der Riese aus dem See verschwunden war und daß er weder Martt noch Zee finden könne.
    Eine Zeitlang beobachteten wir den kleinen Kiesel, unter dem Frannie und Leela sich versteckt hatten. Wir wagten sogar, ihn vorsichtig hochzuheben, aber wir konnten sie nirgends sehen.
    Die meisten Leute hatten die Insel verlassen. Wir dachten, daß Martt und Zee vielleicht heimgegangen waren. Wir beschlossen heimzurudern und zusammen mit ihnen den Transporter zu besteigen. Wenn wir ihn klein machten, konnten wir damit nach den beiden Mädchen suchen.
    Ich erzählte Brett vom Tode seines Vaters, und wir erfuhren erst spät am nächsten Vormittag, daß Martt und Zee auf dem Weg nach Ried gesehen worden waren. Inzwischen hatten wir ziellos nach ihnen gesucht und den Transporter zu seiner Reise in die unendliche Kleinheit hergerichtet.
    Martt und Zee waren also nach Ried gesegelt, um den Riesen zu verfolgen. Wir hatten selbst daran gedacht, uns auf diese Weise die Drogen zu verschaffen, aber es war uns zu tollkühn, zu wahnwitzig, zu aussichtslos erschienen. Martt hatte keinen Augenblick gezögert. Offenbar hat man als Dreißigjähriger eine Vorsicht, die ein Einundzwanzigjähriger nicht kennt.
    Wir beschafften uns ein Boot, rüsteten es aus und segelten, mit unseren Blitzröhren bewaffnet, nach Ried. Und dort fanden wir einen riesigen Gürtel auf den Felsen liegen, ganz in der Nähe von einer zerstörten Häusergruppe.
    Martts Gürtel! Und die Größe zeigte uns, daß es ihm gelungen war, die Drogen des Riesen zu erbeuten. Er hatte den Gürtel hiergelassen, um uns zu zeigen, daß er in die Welt der Riesen gegangen war.
    Aber wir waren vollkommen hilflos.
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