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Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord
Autoren: Heather Graham
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vielleicht würden die Albträume ja eines Tages aufhören. Nicht nur für ein paar Tage, sondern für Wochen. Monate. Jahre. Vielleicht sogar für immer.
    Doch die Zukunft war ungewiss und würde es bleiben, bis er sie erlebte. Er suchte nicht nach Hinweisen in Teeblättern. Er glaubte nicht, dass eine Handlinie die Richtung anzeigte, die sein Leben nehmen würde.
    Er rief sich in Erinnerung, dass auch Rowenna nicht einfach behauptete, es gäbe Geister, und noch viel weniger behauptete, dass sie mit ihnen sprach. Sie wies nur auf merkwürdige Ereignisse hin, Phänomene, für die es keine genaue Erklärung gab.
    Er und Rowenna waren professionelle Kombattanten, mehr nicht. Sie könnten Freunde sein, wenn er es wollte, denn offensichtlich war sie offen dafür. Man hatte sie als Ehrengäste zu mehreren Wohltätigkeitsessen geladen sowie zu diversen Cocktailpartys. Bei all diesen Gelegenheiten hatte sie viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sie war charmant, eloquent und aufgeschlossen. Sie beide teilten eine Abneigung gegen Ungerechtigkeit und setzten sich leidenschaftlich für die Rechte anderer ein. Doch irgendetwas in ihm ließ sie nicht näher an sich ran.
    „Jeremy?“ Sie wiederholte seinen Namen, während sich zwischen ihren anmutigen, perfekt gebogenen Brauen eine Falte bildete.
    „Entschuldigung. Sind wir auf Sendung?“
    Sie nickte, als der Aufnahmeleiter in seiner Zelle den Countdown begann.
    Sie stellten sich den Hörern vor und verfielen ohne Mühe in den lockeren Meinungsaustausch, für den sie hier waren und den sie bereits in so vielen Shows geliefert hatten. Sie war sehr umgänglich, wobei sie ihre Meinung vertrat, ohne ihn zu unterbrechen oder unhöflich zu werden. Er hatte den Eindruck,dass es ihre ruhige Haltung war, die sie so glaubwürdig machte. Sie musste gar nicht fanatisch sein. Sie sprach so, wie sie schrieb – sie erzählte keine Spukgeschichten, sondern berichtete von Ereignissen und ließ den Zuhörer entscheiden. Sie präsentierte die Dinge sehr gut. Er ertappte sich dabei, nahezu hypnotisiert zu lauschen und ihr manchmal fast zu glauben.
    Er wiederum pries das Reale an, das Messbare, das Anfassbare, die Dinge, die man sah. Sie blickte ihn aus diesen goldenen Augen an, die spöttisch funkelten. „Erklären Sie eine Fernbedienung.“
    „Sie funktioniert wie ein Radio, über Frequenzen.“
    „Ich kann eine Frequenz nicht sehen, aber ich glaube an ihre Existenz“, sagte Rowenna.
    „Wollen Sie mir also sagen, dass Geister existieren, auch wenn wir sie nicht sehen?“
    „Ich sage nicht, dass es so ist, doch nehmen Sie den Fall der MacDonald-Zwillinge …“ Sie fuhr fort und berichtete von einem Bruder, der im Mittleren Osten verwundet wurde. Dessen eineiiger Zwillingsbruder wusste nicht nur irgendwie, dass sein Bruder verletzt war, sondern sein Bauch wies an der gleichen Stelle einen Striemen auf, an der der Bruder von einem Schrapnell getroffen worden war.
    „Das ist nachgewiesen“, sagte sie und blickte Jeremy an. Er entschied, nicht direkt zu antworten. „Es ist erschreckend, wenn Menschen an Zauberei und Flüche glauben. Selbst wenn scheinbar wundersame Dinge geschehen – zum Beispiel die unerwartete Erholung von einer Krankheit –, sind andere Prinzipien am Werk. Auch wenn wir sie – ebenso wie die Frequenzen – nicht sehen können.“
    „Nun, Moment mal. Selbst Ärzte gestehen zu, dass eine positive Einstellung bei der Gesundung helfen kann. Der Wille zum Leben kann sehr stark sein“, argumentierte sie.
    Auf diese Weise fuhren sie fort, bis es Zeit für den erstenWerbeblock war, und als sie erneut auf Sendung gingen, klingelten die Telefone unablässig.
    Die meisten Anrufe waren für Rowenna.
    Viele der Anrufer gaben zu, ihr Bild im Internet zu betrachten; die meisten von ihnen waren ebenso wie sie von der Idee des Übernatürlichen überzeugt.
    Das war in Ordnung. Es gab auch Anrufer für ihn, die die Arbeit der Polizei lobten, die Verbrechen aufklärte und Mörder der Gerechtigkeit zuführte. Leider reagierte Rowenna bei diesen Beiträgen ebenso freundlich und stimmte jedem Anrufer zu.
    Was zum Teufel hatte er für ein Problem mit ihr?
    Angst?
    Angst wovor ?
    Er war Single, selbstständig und über einundzwanzig. Er mochte Frauen. Er hatte auch bisher nicht wie ein Mönch gelebt. Doch noch war ihm keine Frau begegnet, mit der er sein Leben hätte teilen wollen. Eine, der er tatsächlich seine Seele und seinen Geist öffnen wollte. So vieles von dem, was er als Cop
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