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Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Titel: Ermittler in Weiß - Tote sagen aus
Autoren: Wolfgan Dürwald
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musste dann jedes Mal meinen behandelnden Arzt überzeugen, dass es keine andere Möglichkeit gab. In dieser Situation hätte ich gern die Leitung des Instituts abgegeben und bereitete schon die Übergabe vor. Als ich eines Nachmittags wie üblich ins Institut kam, um Blutgruppen abzulesen, erfuhr ich von meinen Mitarbeitern, dass Prof. Timm die DDR verlassen hatte. Im Anschluss an eine Besprechung wegen der vorgesehenen Berufung war er mit seiner Familie nach Westberlin gefahren und hatte dort die Übersiedlung beantragt. Bei seinen schlimmen Erfahrungen mit dem Besatzungsregime konnte ich ihm diesen Schritt nicht verdenken. Aber für das Institut war immer noch keine endgültige Lösung gefunden, sodass die kommissarische Leitung in meinen Händen blieb. Als ich aus der Heilstätte entlassen worden war, entschloss ich mich, ganz in der Gerichtsmedizin zu bleiben und die Habilitation anzustreben. Die Fakultät war damit einverstanden, und ich machte mich an die Arbeit, die neben den täglichen Routineaufgaben geleistet werden musste. Jetzt endlich ergab sich auch eine Änderung in der Institutleitung. Da Prof. Prokop von Bonn nach Berlin berufen wurde, setzte das Staatssekretariat den bisherigen kommissarischen Leiter des Berliner Instituts, Prof. Hansen, als Direktor in Jena ein, sodass ich mich ganz der Habilitation widmen konnte. Nachdem ich 1957 das Habilitationsverfahren erfolgreich abgeschlossen hatte, wurde ich kurz darauf zum Dozenten ernannt und im Dezember 1957 als Gastdozent an das Berliner Institut an der Charite, das unter der Leitung von Prof. Prokop stand, versetzt. Im Mai 1958 erfolgte meine Berufung nach Rostock, um hier ein gerichtsmedizinisches Institut aufzubauen. Rostock gehörte zu den wenigen Universitäten, die noch keinen selbständigen Lehrstuhl für Gerichtliche Medizin und kein derartiges Institut besaßen, obwohl entsprechende Pläne bereits seit der Jahrhundertwende bestanden hatten. In meinem neuen Wirkungsort wurde bisher die gerichtsmedizinische Sektionstätigkeit von einem Oberarzt der Pathologie durchgeführt, für Toxikologie und Blutalkoholbestimmung zeichnete die Pharmakologie verantwortlich, und die Blutgruppenbestimmungen bei Vaterschaftsfeststellungen erfolgten durch die Frauenklinik. So stellte sich die Situation dar, als ich im Mai 1958 in Rostock eintraf. Ein neuer Lebensabschnitt begann. Die Aufgabe, unter den damaligen Bedingungen in der DDR aus dem Nichts ein neues Institut aufzubauen, reizte mich sehr, ließ aber auch neue Schwierigkeiten erwarten.

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