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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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wollte gerade protestieren, aber Carl wehrte ab. »Wo ist dieser Asbest, von dem Sie reden?«
    Der Mann runzelte die Stirn. »Ich habe nicht vor, das mit Ihnen zu diskutieren. Wir haben eine Asbestverunreinigung festgestellt. Und Asbest ist eine krebserregende Substanz. Das wischt man nicht einfach mit einem Putzlappen weg.«
    »Rose, bist du hier gewesen, als die Aufsicht zur Inspektion kam?«, fragte Carl.
    Sie deutete den Korridor hinunter. »Die haben da unten irgend so einen Staub gefunden.«
    »Assad!«, brüllte Carl so laut, dass der Mann unwillkürlich einen Schritt zurücktrat.
    »Komm, Rose, zeig es mir«, sagte er, als Assad auftauchte.
    »Komm mit, Assad. Nimm den Wassereimer, den Lappen und deine schönen grünen Gummihandschuhe. Wir haben etwas zu erledigen.«
    Sie gingen fünfzehn Schritte den Gang hinunter, und Rose deutete auf weißen, pulverigen Staub zwischen ihren schwarzen Stiefeln. »Da!«, sagte sie.
    Der Mann von der Gewerbeaufsicht protestierte und versuchte, ihnen zu erklären, dass das, was sie da taten, sinnlos sei. Dass sie das Übel so nicht beseitigten und dass die Vernunft und die Bestimmungen besagten, der Staub müsse vorschriftsgemäß entsorgt werden.
    Carl ignorierte seine Einlassung. »Wenn du den Dreck aufgewischt hast, Assad, dann rufst du einen Tischler an. Wir müssen eine Wand einziehen lassen zwischen der verunreinigten Zone und unserem Archivrechenschaftsablageraum. Diesen giftigen Kram wollen wir schließlich nicht in unserer Nähe haben, stimmt’s?«
    Assad schüttelte langsam den Kopf. »Was ist das noch mal für ein Raum, von dem du da sprichst, Carl? Archiv   …?«
    »Wisch einfach auf, Assad. Der Mann hier hat es eilig.«
    Der Beamte warf Carl einen feindseligen Blick zu. »Sie hören von uns«, war das Letzte, was er sagte. Dann eilte er den Gang hinunter, den Arm mit der Aktenmappe fest an den Körper gepresst.
    Von denen hören! Ja, nur zu.
     
    »Und jetzt erklärst du mir, Assad, warum meine Akten da oben an der Wand hängen«, sagte Carl. »Ich kann nur für dich hoffen, dass es Kopien sind.«
    »Kopien? Wenn du Kopien willst, nehme ich sie einfach herunter. Du kannst so viele Kopien bekommen, wie du willst, Carl. Kein Problem.«
    Carl schluckte. »Sagst du mir gerade ins Gesicht, dass das, was da hängt, die Originalakten sind?«
    »Ja, aber Carl, sieh doch mal mein System! Sag ruhig, wenn du’s nicht ebenso phantastisch findest wie ich. Ich nehm’s dir nicht übel.«
    Carl zog seinen Kopf zurück. Wie bitte? Was war denn das? Kaum war man mal vierzehn Tage weg, da drehten die Mitarbeiter vollkommen durch. Waren die high vom Asbest?
    »Sieh mal, Carl.« Assad hielt ihm freudestrahlend zwei Rollen Paketschnur hin.
    »Ja, sieh mal einer an: Du hast dir zwei Rollen Paketschnur besorgt, eine blaue und eine rote. Damit kannst du ja jede Menge Päckchen verschnüren! Wenn Weihnachten ist! In neun Monaten!«
    Assad haute ihm auf die Schulter. »Ha ha ha, Carl. Der war gut! Jetzt bist du wieder ganz der Alte.«
    Carl schüttelte den Kopf. O Gott, wie lange war’s noch bis zu seiner Pensionierung?
    »Schau mal hier.« Assad rollte etwas von der blauen Paketschnur ab, nahm ein Stück Tesafilm, klebte damit das eine Ende der Schnur an einen Fall aus den Sechzigern, zog die Rolle quer über eine Menge anderer Fälle, schnitt die Schnur ab und heftete das andere Ende an einen Fall aus den Achtzigern. »Ist das nicht klasse?«
    Carl faltete die Hände im Nacken, als müsste er den Kopf an seinem Platz halten. »Ein phantastisches Kunstwerk, Assad, wirklich! Andy Warhol hat nicht umsonst gelebt.«
    »Andy wer?«
    »Und was genau soll das, Assad? Versuchst du, die beiden Fälle miteinander in Verbindung zu bringen?«
    »Ja, überleg doch mal, angenommen, die beiden Fälle hätten vielleicht was miteinander zu tun, dann könnte man das auf diese Weise ganz super sehen.« Er deutete wieder auf die blaue Schnur. »Genau hier! Blaue Schnur!« Er schnipste. »Das bedeutet: Es gibt Ähnlichkeiten zwischen den beiden Fällen. Parallelen.«
    Carl holte tief Luft. »Aha! Tja, dann ahne ich natürlich, wofür die rote Schnur steht.«
    »Ja, nicht wahr? Rot, wenn wir wissen, dass es erwiesenermaßen eine Verbindung zwischen den Fällen gibt. Gutes System, stimmt’s?«
    Carl holte wieder tief Luft. »Ja, Assad. Aber die Fälle habennun mal nichts miteinander zu tun, und dann ist es vielleicht doch besser, wenn sie auf meinem Schreibtisch liegen und wir ein bisschen darin
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