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Erinnerungen an die Wahrheit

Erinnerungen an die Wahrheit

Titel: Erinnerungen an die Wahrheit
Autoren: Peter Fechner
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Pharao Amenophis III. hatte sich in der Hauptstadt Theben, der „Hunderttorigen“, einen prächtigen Königspalast erbaut, und hier wuchs auch sein Sohn und Nachfolger Amenophis IV. heran, der sich später Ech-en-Aton nannte. Die Hauptstadt Theben war nicht nur Sitz des Pharaos, sondern auch Hauptsitz der Priesterschaften. Die Ägypter kannten viele Götter, die man in den zahlreichen Tempeln mit Opfergaben zufriedenstellen mußte. Amun und Re galten als die wichtigsten Götter. Ihre Priester waren entsprechend reich und mächtig geworden. Der Pharao trug zwar den Titel „Geliebter Sohn“ von Amun und er war offiziell auch der Oberpriester, doch hinter den Kulissen gab es ein Ringen um die Macht zwischen dem Königshaus und der Priesterschaft. Der junge Pharaonen-Sohn hatte bald die Machenschaften der Priester in den Tempeln durchschaut. Für ihn waren diese Priester inakzeptabel. Sie lebten auf Kosten des Volkes, das sie verachteten und in Unwissenheit halten wollten, und sie versuchten, das Land mit fragwürdigen Orakelsprüchen nach eigenem Gutdünken zu lenken.
    Diese Erkenntnis ließ den jungen Pharaonen-Sohn an den Göttern zweifeln, doch sehnte er sich im Innersten nach einer tatsächlich anbetungswürdigen Gottheit. Seiner um Klarheit ringenden Seele nahte eines Tages ein jenseitiger Bote und offenbarte ihm das Wissen von dem einen höchsten Gott, dem Schöpfer alles Seins. Amenophis hörte und lernte noch vieles durch diesen geistigen Führer, der ihm auch eine große Aufgabe zuwies: „Ich bin ein Bote Gottes, gesandt, Dir zu helfen. Du bist ausersehen, Deinem Volk das Wissen um den Einen Gott zu bringen. Ich darf Dir helfen, Dir Führer sein. Sooft Du mich aus wahrer Sehnsucht nach Gott rufen wirst, werde ich bei Dir sein.“ („Verwehte Zeit erwacht“, alle weiteren Zitate sind ebenfalls diesem Buch entnommen.) Das beflügelte den künftigen König, Ägypten aus dem mißbrauchten Götterglauben herauszuführen und das Land in dem Glauben an den höchsten Einen Gott glücklich zu machen. Ein Gottesstaat sollte Ägypten werden, den anderen Völkern zum Vorbild. Amenophis hätte am liebsten das außergewöhnliche, großartige Vorhaben sogleich in Angriff genommen – es war der Aufgabe des Moses vergleichbar, der ein Jahrhundert später einen jüdischen Gottesstaat zu gründen versuchte.
    Doch der jenseitige Führer hatte Amenophis auch gewarnt: „Erst wenn Du Pharao und Oberpriester bist, darfst Du dem Volk langsam die neue Wahrheit bringen. Dieses Warten und schrittweise Vorangehen wird das Schwerste für Dich sein.“ Auch der Vater, Amenophis III., der bereits versucht hatte, sich aus der Umklammerung der Priester zu lösen, und den kurz vor seinem Tod der Sohn in das Wissen um den höchsten Gott und in seine Pläne einweihte, warnte vor Ungeduld: Die Priester würden den Sohn beseitigen, ehe er seine große Aufgabe überhaupt beginnen konnte! Und so beließ es Amenophis IV. – Pharao geworden – vorerst bei der alten Götterverehrung.

Die Einführung des neuen Glaubens
    Dem Willen seines Vaters folgend hatte Amenophis IV. die babylonische Fürstentochter Nofre zur Frau gewählt. Keine Liebesheirat, sondern eine politische Heirat. Dieser Ehe entsprangen drei Töchter, die älteste war Nofretete. Im Heranwachsen entwickelte sie sich mehr und mehr zur Stütze ihres Vaters, des Pharaos – vor allem in den Glaubensfragen. Fürstin Nofre hielt dagegen ihren Mann für einen ausgesprochenen Narren, weil er sich in den Glaubensfragen mit der mächtigen Priesterschaft anlegte. Sie blieb beim alten Götterglauben. Wie ihr Vater hatte auch Nofretete einen geistigen Führer, und so konnten Vater und Tochter schon so manches im Lande gemeinsam zum Besseren führen, ehe noch der neue Glaube offiziell eingesetzt worden war. Diesen begann Amenophis IV. erst mehr als zehn Jahre nach seinem Regierungsantritt einzuführen – es war für Ägypten eine völlig neue monotheistische Religion. Die Sonne (Aton), die schon früher in Ägypten verehrt worden war, erklärte er zum Symbol des unsichtbaren, unabbildbaren Einen Gottes. Wie die Sonne mit ihren Strahlen allen Lebenskräfte spendet, so war auch alles abhängig von der Kraftausstrahlung Gottes. Die Verehrung von Aton bedeutete jetzt zugleich die Verehrung des alleinigen Schöpfergottes.
    Der Pharao änderte auch seinen Namen, zuerst in Chu-en-Aton, später in Ech-en-Aton, und zugleich gründete er auch eine neue Hauptstadt, Achet-Aton genannt, wo ein neuer,
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