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Erinnerungen an die Wahrheit

Erinnerungen an die Wahrheit

Titel: Erinnerungen an die Wahrheit
Autoren: Peter Fechner
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großartiger Aton-Tempel errichtet werden sollte – weit ab von Theben, dem bisherigen Zentrum des alten Götterglaubens. Vermutlich hat auch mit dieser für das alte Ägypten geradezu revolutionären Änderung die Zeitrechnung wieder neu eingesetzt, wie es sonst nur beim Wechsel des Pharaos üblich war. Das würde erklären, warum nach dem erwähnten Seherbericht Ech-en-Aton etwa dreißig Jahre regierte und nicht nur siebzehn Jahre, wie heute die Ägyptologen aufgrund archäologischer Funde annehmen.
    Die meisten der Amun-Priester fügten sich freudig in die neuen Verhältnisse und dienten nun Aton als Priester. Dagegen kämpften die Re-Priester mit allen Mitteln um die Wiederherstellung der alten Zustände. Doch nach einem mißglückten Mordanschlag der Re-Priester auf den Pharao wurden die alten Priesterschaften von diesem verboten und alle Göttertempel geschlossen. Ech-en-Aton wird daher heute oft als Reformator oder Ketzer bezeichnet. Auch den Namen „Sonnenkönig“ hat man ihm gegeben, da er oft auf Abbildungen unter den Leben spendenden Strahlen der Sonne (als Symbol Gottes) abgebildet ist.
    Der Plan des Pharaos, in Achet-Aton dem höchsten Gott einen neuen, herrlichen Tempel zu errichten, wurde nach zwölfjähriger Bauzeit Wirklichkeit. Archäologen können heute die neue Hauptstadt Achet-Aton relativ gut rekonstruieren, da sie nach ihrer Zerstörung nie mehr neu aufgebaut wurde. Demnach stand in der Mitte der Stadt der großartige – und aus dem Grundriß zu schließen – lichtdurchflutete Aton-Tempel. Das Areal des Aton-Tempels in Amarna war ungefähr 300 m breit und 800 m lang. Durch eine Reihe von Vorhöfen, die durch Pylone begrenzt waren, und an Opfertischen und Festhäusern vorbei, gelangte man zu einer gewaltigen Säulenhalle, die sich vor dem eigentlichen Heiligtum befand. Das ähnelte offenbar dem sogenannten „Tempel des Benben“. Der „Benben“ war – soweit heute bekannt ist – ein heiliger, pyramiden- oder kuppelförmiger Stein, der sich auf einer quadratischen Säule befand, und den es auch schon in der uralten Kultstätte von Heliopolis gegeben haben soll. Ähnlich wie das vergoldete „Pyramidion“ an der Spitze der Pyramiden (oder die Spitze der Obelisken) symbolisierte er offenbar den Ausgangspunkt der „Urschöpfung“ (später unzureichend als „Urhügel“ gedeutet), von dem aus wie durch säulenartige oder pyramidenförmige Strahlen alles weitere entstand bzw. gefördert wurde. Es sieht so aus, als ob Ech-en-Aton diese uralte Symbolik aus dem „Goldenen Zeitalter“ jetzt mit dem neuen Aton-Glauben verbunden hatte.
    Ech-en-Aton und Nofretete weihten feierlich den Aton-Tempel ein, wie der Seherbericht Auskunft gibt. Ein einleitender Gesang schloß mit der Strophe:
    Sonne, wir bitten dich: lehr uns erkennen,
Wer dich geschaffen, wie er uns schuf,
Bringe uns Kunde von unserem Herrscher,
Mache die dunklen Herzen uns hell.
Sonne, du Glanz des Allewigen Gottes,
Abglanz der Herrlichkeit vor seinem Thron,
Sonne, wir grüßen dich,
Sonne, wir danken dir,
Sonne, wir bitten dich:
Zeige uns Gott!
    Und der Pharao begann seine feierliche Rede: „Ja, Aton, wir bitten Dich, zeige uns Gott! Lange genug sind wir blind durch die Welt gegangen; lange genug haben wir vergessen, Gott zu suchen, und darum Götter gefunden, Götter, die nur Diener Gottes sind (…) Wir haben es gemacht wie die armen Völker jenseits unserer westlichen Grenze: wenn ein reicher Ägypter sich ihnen naht, so verehren sie ihn als Herrscher. Ihnen erscheint er hoch erhaben; sie können sich nicht vorstellen, daß über ihm noch ein Pharao herrscht. Genauso, Volk von Ägypten, haben wir es gemacht in vielen Jahrtausenden. Wir schauten empor und fanden Wesen, die uns hoch erhaben dünkten über uns Menschen. Damit begnügten wir uns. Noch höher zu schauen, noch weiter zu suchen, bemühte sich keiner (…) Hört mich, Ägypter, über allen, die wir bisher als Götter verehrten, steht unser Herrscher, steht Gott! (…) Es wird Zeit, daß wir Ihn erkennen und Ihm dienen! Ich will Euch Eure Götter nicht nehmen. Wer zu ihnen beten, sie verehren will, mag es tun, bis auch ihm die Augen aufgehen werden für des Einzigen Gottes Herrlichkeit. “

Nofretete, die „Große Königsgemahlin“
    Nofretete war inzwischen zur „Großen Königsgemahlin“ ernannt worden. Normalerweise wurde die Ehefrau des Pharaos „Große Königsgemahlin“, es konnten aber auch Schwestern oder Töchter eines Pharaos diesen Titel bekommen. Da
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