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Eric

Eric

Titel: Eric
Autoren: Terry Pratchett
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hinaus besaßen sie genug dumpfe Intelligenz, um zu ahnen, was die Zukunft bereithielt.
    Sie beobachteten nun, wie Truhe noch etwas weiter zurückwich, die Knie beugte und sich duckte.
Es klickte im Schloß. Der Riegel rutschte hastig beiseite. Die Angeln quietschten besorgt, als das Portal weit aufschwang.
    Truhe entspannte sich und trat langsam vor. Sie stolzierte fast. In aller Seelenruhe marschierte sie in den Korridor, und als sie die Grauenpforte fast passiert hatte, gab sie ihr einen ordentlichen Tritt.

    In dem Gewölbe erhob sich eine große Tretmühle. Sie trieb nichts an, und ihre Lager knirschten. Ihre Existenz verdankte sie einem besonders genialen Einfall des Dämonenkönigs. Sie erfüllte nur den einen Zweck, Hunderte von Verdammten mit folgender Erkenntnis zu konfrontieren: Wenn sie glaubten, ihr Leben sei sinnlos gewesen, so wußten sie nicht, was wahre Sinnlosigkeit bedeutete.
    »Hier können wir nicht auf Dauer bleiben«, sagte Rincewind. »Wir müssen etwas tun . Zum Beispiel essen.«
    »Das ist einer der großen Vorteile, eine verdammte Seele zu sein«, erwiderte Ponce da Quirm. »Man verliert die körperlichen Bedürfnisse. Natürlich bekommt man dadurch ganz neue Sorgen, aber ich bin immer der Ansicht gewesen, daß es sich lohnt, nach dem Silberstreif am Horizont Ausschau zu halten.«
    »Dingsbums!« krächzte der Papagei. Er hockte auf da Quirms Schulter.
»Komisch«, murmelte Rincewind, »ich wußte gar nicht, daß auch Tiere zur Hölle fahren können. Allerdings: In diesem Fall ist mir klar, warum man eine Ausnahme zuließ.«
»Du kannst mich mal, Zauberer!«
»Ich frage mich, warum man hier nicht nach uns sucht«, warf Eric ein.

    »Sei still und geh weiter«, sagte Rincewind. »Weil die Dämonen dämlich sind – das ist der Grund. Sie können sich nicht vorstellen, daß wir uns ausgerechnet hiermit die Zeit vertreiben.«
»Ja, das verstehe ich«, entgegnete Eric. »Es erscheint auch mir ziemlich unsinnig.«
Der Zauberer trat eine Zeitlang und beobachtete, wie einige Dämonen vorbeieilten.
Nach einer Weile fühlte er sich verpflichtet, ein Gespräch zu beginnen.
»Du hast also den Jungbrunnen gefunden«, sagte er.
»Ja, in der Tat«, bestätigte da Quirm ernst, »eine Quelle tief im Dschungel. Mit kristallklarem Wasser. Sah beeindruckend aus. Ich trank einen großen Schluck. Sogar mehrere. Um ganz ehrlich zu sein: Ich habe mich regelrecht vollaufen lassen.«
»Und?« erkundigte sich Rincewind.
»Es funktionierte. Ja. Eine Zeitlang hatte ich tatsächlich das Gefühl, jünger zu werden.«
»Aber…« Der Zauberer vollführte eine Geste, die sowohl da Quirm als auch dem Rest galt: der Tretmühle, den Kreisen der Hölle.
»Ah«, sagte der Alte. »Die Sache hatte nur einen kleinen ärgerlichen Haken. Nun, ich habe viel über den Jungbrunnen gelesen, und man sollte eigentlich meinen, daß jemand den wichtigsten Aspekt in bezug auf das Wasser erwähnt hat, oder?«
»Wie lautet er?«
» Zuerst abkochen . Dadurch wird alles klar, nicht wahr? Wirklich schade.«

    Truhe trabte über den spiralförmigen Weg, der die einzelnen Höllenkreise miteinander verband. Selbst unter normalen Umständen hätte sie nicht viel Aufmerksamkeit erregt: Sie wirkte weitaus weniger ungewöhnlich als die meisten anderen Bewohner der Infernos.

    » Ich find’s langweilig«, klagte Eric.
»Es soll langweilig sein«, sagte Rincewind.
    »Es ist falsch, daß wir uns hier verstecken. Wir sollten nach dem Ausgang suchen!«
»Tja, leider gibt’s keinen.«
»Da irrst du dich«, erklang die Stimme eines Mannes, der alles gesehen hatte und dem nichts davon gefiel.
»Lavaeolus?« fragte Rincewind. Sein Vorfahr stand – beziehungsweise ging – direkt hinter ihm.
    ›»Du kehrst nach Hause zurück‹«, zitierte Lavaeolus bitter. »So lauteten deine Worte. Du hast nur versäumt, mich darauf hinzuweisen, daß die Heimreise zehn Jahre dauerte. Hundertzwanzig Monate lang geschah eine verdammte Sache nach der anderen. Aber aus irgendeinem Grund hieltest du es für besser, mir nichts davon zu sagen.«
    »Äh«, erklärte Eric. »Wir wollten den Lauf der Geschichte nicht durcheinanderbringen.«
»Ihr wolltet den Lauf der Geschichte nicht durcheinanderbringen«, wiederholte Lavaeolus langsam. Er starrte aufs Holz der Tretmühle. »Oh. Gut. Dann ist ja alles klar. Jetzt fühle ich mich viel besser. Um für den Lauf der Geschichte zu sprechen: herzlichen Dank.«
»Entschuldige bitte«, sagte Rincewind.
»Ja?«
»Hast du eben durchblicken
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