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Eric

Eric

Titel: Eric
Autoren: Terry Pratchett
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Schluß, daß der Spaß für diesen Tag vorbei zu sein schien. Sie schlenderten umher oder kehrten in die Höllengewölbe zurück. Den intelligentesten von ihnen dämmerte die Erkenntnis, daß es nicht mehr lange dauerte, bis wieder überall Feuer brannten.
    Niemand schenkte den beiden Menschen Beachtung. Rincewind zupfte an Erics Ärmel.
» Jetzt laufen wir, nicht wahr?« fragte der Junge.
    »Jetzt gehen wir«, sagte Rincewind fest. »Lässig, in aller Ruhe und, äh…«
    »Schnell?«
»Du lernst ziemlich fix, nicht wahr?«
Die richtige Verwendung von drei Wünschen sollte einer möglichst großen Anzahl von Personen Zufriedenheit bringen, und genau das geschah.
    Die Tezumaner waren zufrieden. Ganz gleich, wie sehr sie auch beteten – Truhe kehrte nicht zurück, um ihre Feinde niederzutrampeln. Daraufhin vergifteten sie die Priester und versuchten es mit einem aufgeklärten Atheismus, der ihnen ebenfalls die Möglichkeit gab, nach Belieben zu töten. Der wichtigste Unterschied bestand darin, daß sie jetzt nicht mehr so früh aufstehen mußten, um andere Leute ins Jenseits zu schicken.
    Die Tsortaner und Ephebianer waren zufrieden, zumindest jene unter ihnen, die historische Dramen schrieben und in ihnen auftraten – letztendlich kommt es nur darauf an. Der lange Krieg gehörte nun zur Vergangenheit, und deshalb konnten sich die beiden Völker den für zivilisierte Nationen typischen Angelegenheiten widmen, womit die Vorbereitung des nächsten Krieges gemeint ist.
    Die Dämonen der Hölle waren zufrieden – oder zumindest etwas zufriedener als sonst. Die Feuer brannten wieder. Man benutzte die gleichen Foltermethoden wie früher und quälte damit ätherische Körper, die gar keinen Schmerz empfinden konnten. Darüber hinaus fiel es den Verdammten jetzt wesentlich leichter, Not und Elend zu ertragen: Sie wußten, daß alles viel schlimmer sein konnte.
    Auch die dämonischen Prinzen waren zufrieden.
Sie standen vor dem Seelenspiegel und feierten mit einem kleinen Umtrunk. Gelegentlich riskierte einer von ihnen, Vassenego auf den Rücken zu klopfen.
»Sollen wir sie gehen lassen, Majestät?« fragte ein Herzog und beobachtete die beiden Gestalten im dunklen Spiegel.
    »Oh, ich glaube schon«, sagte Vassenego großzügig. »Wißt ihr, es ist immer gut, wenn man sich dort oben Geschichten über uns erzählt. Pour encouragy le… Poor encoura… Äh, dann vergißt man uns wenigstens nicht. Außerdem sind die beiden Menschen recht nützlich gewesen, auf ihre eigene Art und Weise.« Er starrte in sein Glas und frohlockte stumm.
    Und doch, und doch… Tief im Innern seines verschlagenen Selbst flüsterte eine leise Stimme, die im Lauf der Jahre lauter werden sollte, eine Stimme, die alle Dämonenkönige heimsucht: Sei auf der Hut …
    Es ist schwer zu sagen, ob Truhe zufrieden war oder nicht. Bisher hatte sie vierzehn Dämonen angegriffen und drei in ihre eigenen, mit siedendem Öl gefüllte Gruben gestoßen. Bald mußte sie ihrem Herrn folgen, aber sie brauchte sich nicht zu beeilen.
    Ein Dämon versuchte, sich am Ufer hochzuziehen. Truhe trat ihm fest auf die Finger.
    Der Schöpfer von Universen war zufrieden. Er hatte gerade ein Experiment gewagt und einem Blizzard zwei siebenseitige Schneeflocken hinzugefügt – niemand bemerkte etwas davon. Jetzt überlegte er, ob er es am nächsten Tag mit kleinen, sorgfältig kristallisierten Buchstaben des Alphabets versuchen sollte. Alphabet-Schnee. Könnte ein echter Hit werden.
    Rincewind und Eric waren zufrieden.
»Ich sehe blauen Himmel!« rief der Junge. »Wo kehren wir auf die Scheibenwelt zurück?« fragte er. »Und wann?«
»Irgendwo«, antwortete Rincewind. »Irgendwann.«
    Er blickte auf die breiten Stufen, die hinter ihnen in die Tiefe und vor ihnen nach oben führten. Erstaunlicherweise setzten sie sich aus großen steinernen Lettern zusammen. Die Stufe, auf der er gerade stand, verkündete: Ich habe es gut gemeint.
    Und die nächste: Ich dachte, es gefiele dir.
Erics Sandalen berührten folgende Botschaft: Um der Kinder willen.
    »Seltsam, nicht wahr?« sagte der Junge. »Warum ausgerechnet solche Stufen?«
    »Ich glaube, sie stellen gute Vorsätze dar«, erwiderte Rincewind. Dies war der Weg zur Hölle, und es wurde bereits erwähnt, daß Dämonen zu traditionalistischen Einstellungen neigen.
    Nun, Dämonen sind unrettbar dem Bösen verfallen, aber manchmal drücken sie auch ein Auge zu. Rincewind verließ die Stufe Wir bieten Chancengleichheit, schritt durch eine
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