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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser
Autoren: Patricia A. McKillip
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Aber Ihr habt mir keine Wahl gelassen.«
    »Morgon?« flüsterte sie. Sie erinnerte sich plötzlich seines raschen, lautlosen Verschwindens aus Caithnard, erinnerte sich des gesetzlosen Geistes, der sie gefunden, doch niemals bedroht hatte. »Habe ich Euch hierhergebracht, damit er Euch töten kann?«
    Sein hoffnungsloses, erschöpftes Gesicht gab ihr die Antwort. Etwas, das wie ein Schrei und ein Schluchzen von Schmerz und Verwirrung zugleich war, durchschoß sie. Mit keuchendem Atem starrte sie Thod an und spürte das heiße Brennen von Tränen hinter ihren Augen.
    »Es gibt Wesen, die es nicht wert sind, daß man sie tötet. Verflucht sollen wir alle sein! Ihr dafür, daß Ihr das aus ihm gemacht habt, was er geworden ist; er dafür, daß er nicht sieht, was er geworden ist; und ich dafür, daß ich euch beinahe von Angesicht zu Angesicht gegenübergestellt habe. Selbst mit Eurem Tod noch werdet Ihr ihn vernichten. Dort ist das Tor. Es ist offen. Sucht Euch ein Schiff, das aus Anuin ausläuft -«
    »Wohin?«
    »Irgendwohin! Auf den Grund des Meeres, wenn sonst nirgends. Geht, tut Euch mit Ylons Gebeinen zusammen und spielt auf Eurer Harfe, es ist mir gleich. Nur geht so weit fort, daß er Eure Namen und Euer Bild vergißt -«
    »Es ist zu spät.« Seine Stimme war beinahe sanft. »Ihr habt mich in Euer Haus gebracht.«
    Sie hörte einen Schritt hinter sich und fuhr herum. Doch es war Rood, der in den Saal stürzte, das Gesicht gerötet und das Haar zerzaust von langem Ritt. Mit dem scharfen Blick einer Krähe musterte er die Versammlung von Geistern, die ein Traum von Rache aus ihren Gräbern gelockt hatte> die so schwer bewaffnet waren, wie kein König von An sich seit Jahrhunderten bewaffnet hatte. Ruckartig blieb er stehen, und Rendel sah, während sein Gesicht erbleichte, das Aufblitzen des Erkennens in seinen Augen. Da packte Ohro der Verfluchte, der neben ihm stand, und dessen Gesicht von der Schläfe bis zum Kinn von blutigen Streifen seiner Todeswunde durchzogen war, Rood am Kragen seines Kittels und riß ihn nach hinten. Sein Arm, schwer von den eisernen Gliedern seines Kettenhemds, schloß sich fest um Roods Hals; in seiner anderen Hand blitzte ein Messer auf; seine Spitze berührte Roods Schläfe.
    »So!« sagte er scharf. »Nun wollen wir handeln.«
    Weißglühend tanzte der gebündelte Strahl von Rendels Entsetzen und Wut über die Messerklinge und sprang in Ohros Augen. Er schrie auf und ließ das Messer fallen. Roods Ellbogen, der ihn in die gepanzerten Rippen schlug, schien keine Wirkung zu haben, doch die Umklammerung des Armes um Roods Kehle lockerte sich, als Ohro seine Hand zum Kopf hob. Rood befreite sich und rannte durch den Saal, hielt nur einmal kurz inne, um ein altes Schwert von der Mauer zu reißen, das seit Hagis’ Tod dort gehangen hatte.
    Er lief zu Duac, der zornig sagte: »Willst du wohl dieses Schwert weglegen? Eine Schlacht ist das letzte, was ich in diesem Hause haben möchte.«
    Die Könige schienen lautlos zusammenzurücken. Der Harfner, der mit leicht gesenktem Kopf dastand, als gelte seine Aufmerksamkeit anderem als der Bewegung um ihn herum, fiel durch seine starre Ruhe auf, und Rood stieß einen Laut aus.
    Er umfaßte das Heft des Schwertes fester und rief: »Sag ihnen das: Wenigstens können wir, wenn wir selbst Geister sind, zu unseren eigenen Bedingungen kämpfen. Wer hat sie hierhergebracht? Thod?«
    »Rendel.«
    Mit einer scharfen Bewegung drehte Rood den Kopf. Erst da sah er Rendel, die ein wenig hinter Duac stand. Seine Augen wanderten von ihrem hageren, müden Gesicht zu dem Schädel in ihren Händen, und klirrend schlug die Schwertspitze auf den Boden.
    »Rendel? Ich habe dich gesehen und habe dich nicht erkannt.«:
    Er schleuderte das Schwert auf den Steinboden und ging zu ihr. Er streckte die Arme nach ihr aus, wie es Duac getan hatte, doch seine Hände sanken herab, noch ehe sie sie berührten. Er blickte sie an, und sie sah, daß tief in ihm etwas, das ihm selbst fremd war, mit einer Ahnung ihrer unmenschlichen Kräfte kämpfte.
    »Was ist mit dir geschehen?« flüsterte er. »Was geschieht mit Menschen, die versuchen, die Reise zum Erlenstern-Berg zu machen?«
    Sie schluckte und hob eine Hand von dem Schädel, um ihn zu berühren.
    »Rood -«
    »Woher hast du solche Kräfte? Sie gehen weit über jene hinaus, die du früher besaßt.«
    »Ich besaß sie immer -«
    »Woher? Ich sehe dich an und ich kenne dich nicht mehr.«
    »Doch, du kennst mich«, flüsterte
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