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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser
Autoren: Patricia A. McKillip
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sie ja seit neun Tagen mit keinem menschlichen Wesen mehr gesprochen hatte, und sie sah, wie Schrecken und Entsetzen in seine Augen traten.
    »Was hast du dir selbst angetan?« flüsterte er. »Und was hast du diesem Hause angetan?«
    Es verlangte sie danach, die ganze verworrene Geschichte vor ihm auszubreiten, ihm begreiflich zu machen, warum ihr Haar in schmutzigen Strähnen über den Rücken fiel, warum sie mit einem toten König um seinen Schädel stritt und wie es kam, daß sie der Luft die Gestalt von Feuer geben konnte. Doch angesichts von Farrs Zorn wagte sie nichts preiszugeben.
    »Wir haben einen Handel gemacht«, sagte sie steif, »Farr und ich -«
    »Farr!« Seine Lippen formten das Wort beinahe lautlos, und sie nickte.
    »Ich zwang Hallard Schwarze, mir seinen Schädel zu geben. Während der Erhebung von Hel saß ich die ganze Nacht wach, eingekreist von Feuerschein, mir das Feuer untertan machend, und beim Morgengrauen besaß ich die Macht zu handeln. Der Sternenträger war auf dem Weg durch Hel nach Anuin; Farr schwor, die Könige zu versammeln, um ihn zu schützen, wenn ich ihm dafür den Schädel wiedergeben würde. Er schwor es bei seinem eigenen Namen und bei dem Namen der Könige von Hel. Doch er hat sein Versprechen nicht eingehalten. Er bemühte sich nicht einmal, einen Gestaltwandler zu finden; er gab seinen Schutz ganz einfach dem erstbesten Fremden, den er auf der Wanderung durch Hel entdeckte -«
    »Der Fremde erhob keine Einwände.« Die kalte Stimme von Evern dem Falkner schnitt ihr das Wort ab. »Er wurde gejagt. Er machte sich unseren Schutz zunutze.«
    »Natürlich wurde er gejagt! Er -« Erst da ging ihr schlagartig das wahre Ausmaß der Gefahr auf, die sie in ihr Haus gebracht hatte. Eisig lagen ihre Finger auf dem Knochenschädel in ihrer Hand, als sie flüsterte: »Duac.« Doch seine Augen hatten sich von ihr abgewandt, waren auf den Harfner gerichtet.
    »Warum seid Ihr hierhergekommen. Der Sternenträger hat Anuin noch nicht erreicht, aber Ihr müßt gewußt haben, daß die Händler uns seine Geschichte zutragen würden.«
    »Ich dachte, Euer Vater wäre vielleicht zurückgekehrt.«
    »Was«, fragte Duac mehr verwundert als erzürnt, »in Hels Namen, erwartet Ihr, daß mein Vater Euch sagen würde?«
    »Sehr wenig.«
    Eine gelassene Ruhe, die ihnen aus der Erinnerung vertraut war, umfloß seine Gestalt, als er dort stand, doch auf seinem Gesicht lag ein angespannter Ausdruck, als lauschte er auf etwas, das jenseits ihrer Wahrnehmung lag.
    Rendel berührte Duacs Arm.
    »Duac!« Ihre Stimme zitterte. »Duac, ich bringe nicht nur die Könige von Hel nach Anuin.«
    Er schloß die Augen und seufzte.
    »Was noch? Vor zwei Monaten bist du aus Caithnard verschwunden, entführtest du das Schiff unseres Vaters und ließest Rood allein nach Hause reiten, ohne ihm auch nur eine Andeutung darüber zu machen, wohin du wolltest. Und nun tauchst du ebenso unversehens aus dem Nichts auf, begleitet von den Königen von Hel, einem Harfner, der in Acht und Bann ist, und einem gekrönten Schädel. Ich glaube, es würde mich nicht einmal überraschen, wenn die Mauern dieses Hauses plötzlich über meinem Kopf einstürzen würden.« Er schwieg einen Moment, und die Hände auf ihren Schultern griffen fester zu. »Geht es dir gut?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein«, flüsterte sie. »O nein. Duac, ich wollte Morgon vor Ghistleslohm schützen.«
    »Ghistleslohm?«
    »Er ist - er folgte Thod durch Hel.«
    Der Ausdruck der Besorgnis erstarb auf seinem Gesicht. Seine Augen glitten über sie hinweg zu Thod, und dann hob er schwerfällig, als trüge er Steine auf ihnen, seine Hände von ihren Schultern.
    »Gut.« In seiner Stimme war keine Hoffnung. »Vielleicht können wir -«
    Die Stimme des Harfners unterbrach ihn.
    »Der Gründer ist nirgends in An.«
    »Ich habe ihn gespürt!« rief Rendel. »An den Toren von Anuin war er hinter Euch. Ich spürte, wie sein Geist alle Winkel und Ecken von Hel durchforschte; wie ein schwarzer Wind blickte er durch meinen Geist, und ich konnte seinen Haß spüren, seine Erbitterung -«
    »Das ist nicht der Gründer.«
    »Wer dann -« Sie brach ab.
    Die Männer im Saal, lebende wie tote, schienen unbewegt wie die Figuren auf einem Schachbrett um sie herum zu stehen. Langsam schüttelte sie den Kopf, stumm wieder, während ihre Hände verkrampft den Knochenschädel umspannten.
    Mit unerwarteter Eindringlichkeit sagte der Harfner: »Ich hätte niemals diesenl Ort gewählt.
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