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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser
Autoren: Patricia A. McKillip
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seine Augen zu ihr, und sie hörte, wie er seinen Mund zuklappte. Alles Blut wich aus seinem Gesicht, so daß es die Farbe von Farrs Totenschädel bekam. „Während sie auf den Mann in der Kutte zuging, fragte sie sich verwundert, warum er sich nicht umdrehte und sie ansprach. Gerade da, als hätte er ihre Gedanken gespürt, wandte er sich endlich um, und ihr stockte der Atem. Der Mann, dem die Könige auf seinem Weg durch Hel Schutz und Begleitung gegeben hatten, war nicht Morgon, sondern Thod.

Kap.10
    Wie angewurzelt blieb sie stehen und starrte ihn ungläubig an. Die Haut spannte sich straff und weiß über den Knochen seines Gesichts. Er schien in den neun Tagen, da ihn die Geister von Hel verfolgt hatten, kaum geschlafen zu haben.
    »Ihr!« hauchte sie.
    Sie sah zu Farr hinüber, der mit berechnendem Auge die Balken und Mauern des Hauses musterte. Duac, der sich endlich aus seiner Erstarrung gelöst hatte, schritt durch die Versammlung der Könige langsam und vorsichtig zu ihr hin. Schweigend und abwartend standen die Könige da. Auf ihren Schilden, die mit den Bildern namenloser Fabeltiere geschmückt waren, spiegelte sich funkelndes Licht, das durch die Fenster fiel. Ihr Herz begann plötzlich wie wild zu schlagen. Farr drehte mit einer heftigen Bewegung den Kopf, als sie zu sprechen begann.
    »Was tut ihr hier? Ich verließ Euch in der Einöde, als Ihr auf dem Weg nach Lungold wart.«
    Die vertraute, ruhige Stimme klang brüchig, mühsam.
    »Ich hatte kein Verlangen danach, in der Einöde der Morgol oder ihren Wachen zu begegnen. Ich segelte den Cwill hinunter nach Hlurle und nahm ein Schiff nach Caithnard. Es gibt nicht viele Orte im Reich, die mir noch offen stehen.«
    »Und da seid Ihr hierhergekommen?«
    »Es ist ein letzter Ort.«
    »Hier!« Sie holte tief Atem und schrie in plötzlicher, wütender Verzweiflung, die Duac innehalten ließ: »Ihr seid hierhergekommen, und Euretwegen habe ich alle Könige von Hel in dieses Haus geführt!« Sie hörte das hohltönende Schnarren von Farrs Frage in ihrem Geist und brüllte ihn wie eine Rasende an: »Ihr habt den falschen Mann hergeführt! Er ist ja nicht einmal ein Gestältwandler!«
    »Wir fanden ihn in dieser Gestalt, und ihm gefiel es, sie beizubehalten«, antwortete Farr, in seiner Überraschung einen Moment lang beinahe Verzeihung heischend. »Er war der einzige Fremde, der im geheimen durch Hel wanderte.«
    »Das kann gar nicht sein! Ein feiner Handel ist das, den Ihr mir da aufgedrängt habt! Die Hinterhöfe und die finstersten Gassen des Reiches hättet Ihr absuchen können, einen Mann zu finden, den zu sehen ich weniger wünschte.«
    »Ich habe mich an den Schwur gehalten, den ich geleistet habe.« Duacs Gesicht verriet ihr, daß die harte, geisterhafte Stimme auch in seinem Geist widerhallte. »Der Schädel gehört mir. Die Bande sind gelöst.«
    »Nein!« Sie wich einen Schritt vor ihm zurück, die Finger fest auf den lidlosen Augenhöhlen und dem grinsenden Mund des Totenschädels. »Ihr habt den Mann, den zu beschützen Ihr geschworen habt, irgendwo in Hel zurückgelassen, den Qualen und Folterungen durch die Toten ausgesetzt, der Entdeckung durch -«
    »Es war kein anderer da!« Sie sah, wie selbst Thod bei seinem wütenden Gebrüll leicht zusammenfuhr. Das Feuer des Zorns brannte in seinen dunklen Augen, als er auf sie zutrat. »Frau, durch Euren Namen seid Ihr an Euer Versprechen gebunden, an die Absprache, die mich über die Schwelle dieses Hauses geführt hat, in das Oen diesen Schädel trug und mit ihm meinen letzten Fluch, um mich zum König seines Misthaufens zu krönen. Wenn Ihr mir diesen Schädel nicht gebt, dann schwöre ich bei -«
    »Nichts werdet Ihr schwören!« Sie sammelte das Licht von den Schilden, entzündete es in ihrem Geist und legte es wie eine gelbe Schranke vor ihn. »Und Ihr werdet mich nicht anrühren.«
    »Könnt Ihr uns alle bezwingen, Hexe?« fragte er finster. »Versucht es.«
    »Wartet!« rief Duac abrupt. Er hob eine Hand hoch in die Luft, als Farrs grimmige Augen sich ihm zuwandten. »Wartet!«
    Die Autorität der Verzweiflung, die in seiner Stimme lag, hielt Farr für einen Augenblick in Schach. Vorsichtig stieg Duac über das Licht auf dem Boden, trat zu Rendel und legte seine Hände auf ihre Schulter. Als sie zu ihm aufblickte, sah sie flüchtig Ylons Gesicht, die bleichen, giebelspitzen Brauen, die unstet schillernden Augen. Ihre Schultern zuckten leicht unter der plötzlichen menschlichen Berührung, da
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