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Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Reflex, der zu schnell kam, als daß er ihn noch unterdrücken konnte. »Nein«, sagte er.
    Vela seufzte. »Ich hätte dich für klüger gehalten, Skar«, meinte sie. »Aber wie du willst.«
    Eine zweite, in ein rotes, wallendes Cape gehüllte Gestalt erschien neben der Errish auf dem Kraterrand. Tantor.
    Der Zwerg blieb einen Herzschlag lang reglos neben dem Drachen stehen, sprang dann mit weit ausgebreiteten Armen in den Krater hinab und kam rasch auf Skar zu. »Gib mir den Stein, Skar«, sagte er herrisch.
    Skar schüttelte den Kopf und wich einen halben Schritt zurück.
    Auf Tantors Zügen erschien ein ungeduldiger Ausdruck. »Spiel nicht den Helden, Satai. Oder willst du unbedingt Bekanntschaft mit dem Atem des Drachen machen?« Er grinste, hob in einer Bewegung, die zu schnell war, als daß Skar noch hätte reagieren können, den Arm und riß ihm den Brustbeutel ab.
    »In den Bergen stehen Pferde für euch«, zischte er hastig. »Auch Essen und heilende Salben. Mehr kann ich nicht tun.« Lauter fügte er hinzu: »Das brauchst du ja wohl nicht mehr, oder?«
    Skar empfand nichts, absolut nichts. Er war betäubt, gefangen in einem Alptraum, aus dem er nicht erwachen konnte. Tantor hatte ihm nicht nur den Stein, sondern auch den schmalen Rest Leben genommen, der ihm geblieben war. Aber es war — wie ihm erst jetzt wirklich klar wurde — ohnehin nur geliehenes Leben gewesen, zweifach geliehen, zuerst von Vela, dann von Gowenna und den Sumpfmännern. Gab es irgendeinen in dieser Gruppe, den schwarzen Satai eingeschlossen, in dessen Schuld er nicht stand?
    Der Zwerg entfernte sich, kletterte behende wie eine übergroße, vierbeinige Spinne den Kraterrand empor und war wenige Augenblicke später verschwunden.
    »Umsonst«, flüsterte Gowenna. »Es war alles… umsonst.« Sie hob die Hand, führte sie in einer unendlich müden, resignierenden Bewegung an die Lippen. »Warum?« fragte sie. Und dann noch einmal, mit einem gellenden, verzweifelten Aufschrei: »Warum, Vela?« Aber wieder bestand die Antwort der Errish nur aus Schweigen. Einen Moment hielt sie Gowennas Blick stand, dann drängte sie den titanischen Staubdrachen mit einer herrischen Bewegung herum. Wieder bebte die Erde, als sich der schuppige Koloß in Bewegung setzte.
    Arsan begann zu kreischen, hoch, spitz und in schrillen Tönen des Wahnsinns. Skar wußte nicht, wann er aus seiner Trance aufgewacht war, wieviel von dem, was geschah, er wirklich mitbekommen hatte. Aber es mußte genug gewesen sein, um seinen Geist endgültig' zerbrechen zu lassen. Er sprang auf, riß sein Schwert aus dem Gürtel und rannte, wild um sich schlagend, an Skar vorbei hinter Vela her.
    Der Drache blieb stehen. Der gewaltige, geschuppte Hals drehte sich wie ein bizarrer Schlangenkörper, und die kleinen, von boshafter Intelligenz erfüllten Augen starrten zu Arsan hinunter. Skar sah, wie sich Velas Lippen rasch und lautlos bewegten.
    Skar erkannte die Gefahr im letzten Moment und reagierte, ohne zu denken. Der Drache warf den Kopf in den Nacken, stieß ein gewaltiges, ungeheuerliches Brüllen aus und spuckte eine Wolke flirrenden grauen Staubes in den Krater hinab.
    Skar warf sich zur Seite, rollte mit einer verzweifelten Anstrengung weg und verbarg das Gesicht zwischen den Armen. Ein stechender, scharfer, unerträglich scharfer Geruch erfüllte den steinernen Kessel, nahm ihm den Atem und verätzte seinen Rücken. Die Schreie des Kohoners verstummten, aber dafür begann Gowenna zu schreien. Sie fiel, schlug die Hände vors Gesicht, grub die Finger in blutiges, dampfendes Fleisch, eine breiige Masse, in die der Atem des Drachen ihr Antlitz verwandelt hatte. Ein Krampf schüttelte ihren Körper. Sie bäumte sich auf, den Rücken in einem unmöglichen, knochenbrechenden Bogen durchgedrückt, trat in rasender Agonie mit den Beinen aus und erschlaffte von einer Sekunde auf die andere.
    Arsan starb leichter. Er stürzte lautlos zu Boden, krümmte sich zusammen und verkrampfte die Hände um den Hals. Dünne graue Rauchfäden begannen sich von seiner Haut und seinen Kleidern zu kräuseln. Seine Glieder zuckten noch, aber er war schon tot, gestorben unter dem ersten flüchtigen Hauch des ätzenden Nebels.
    Skar erhob sich langsam auf Hände und Knie. Mit einem Mal war es still in dem weiten flachen Krater, unnatürlich, unheimlich still, so still, daß er selbst das leise Zischen, mit dem sich Arsans Körper zersetzte, überlaut hören konnte. Er stand vollends auf, blickte — ohne
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