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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
Autoren: Jana Louka
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meinen Kopf darauf fallen. Meine Augen brannten, doch es kamen keine Tränen. Anscheinend sollte ich keine Erleichterung empfinden. Das war wohl nur gerecht.
    Ich wusste nicht, wie lange wir so dasaßen, David und ich, jeder in seiner Welt versunken, doch nach einer gefühlten Ewigkeit, in der der Schmerz mich fast erdrückte, hob ich wieder den Kopf und bemerkte, dass der Barkeeper mich seltsam musterte.
    Er lehnte mir gegenüber an der hinteren Thekenwand, die Arme vor dem Körper verschränkt , und musterte mich mit einem beinahe als lüstern zu bezeichnenden Gesichtsausdruck, den ich allerdings nicht nachvollziehen konnte, denn ich war mir ziemlich sicher, dass ich gerade keinen besonders reizvollen Anblick bot. Ich runzelte unwillig die Stirn und wollte ihm einen herausfordernden Blick zuwerfen, doch ich merkte, dass ich keine Kraft mehr dazu hatte, beziehungsweise keine mehr dafür einsetzen wollte.
    Ich spürte meine beiden Energiekugeln nach wie vor kraftvoll in mir pulsieren, doch ich ignorierte sie. Ich wollte nicht mehr widerspenstig sein, nicht mehr kämpfen. Nicht, nachdem ich begriffen hatte, dass mein starrsinniges Verhalten David ins Verderben gestürzt hatte.
    Ich warf dem Kerl also nur einen müden Blick zu und reagierte nicht, als er das wohl als Aufforderung verstand und näher kam, sich mir genau gegenüber stellte, sich über den Tresen hinweg zu mir lehnte und mich mit einem anrüchigen Lächeln ansah.
    „Na, Süße. Du hast dir wohl mehr von dem Abend erhofft.“ Er machte eine Kopfbewegung in Davids Richtung. „Aber der ist wohl hinüber. Der kann dir heute nichts mehr bieten.“ Er dachte wohl, David wäre völlig betrunken, zumindest schien er sich sehr sicher zu fühlen, dass David nicht mehr fähig zu irgendeiner Reaktion war, denn er lehnte sich mir noch näher entgegen, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter vor meinem schwebte , und musterte mich wieder mit diesem lüsternen Blick, bei dem es mir eigentlich hätte kalt den Rücken hinunterlaufen müssen, doch ich rührte mich keinen Mucks, empfand nichts, absolut gar nichts dabei. Ich sah ihn nur an wie durch einen Nebel, registrierte ihn nicht mal richtig und reagierte auch nicht, als er weiter sprach.
    „ Ich würde dich nur allzu gerne ein wenig aufmuntern. Ich werfe diese beiden Säufer einfach auf die Straße, schließe den Laden zu und nehme dich mit zu mir nach oben. Dann wollen wir mal sehen, was du zu bieten hast. Dafür müssen wir dich erst mal aus diesen Klamotten schälen, damit ich sehe, was an dir dran ist. Und dann zeige ich dir, was man ohne Klamotten so alles anstellen kann. Siehst ja ganz gefügig aus. Hast bestimmt nicht allzu viele Ansprüche. Ich kann mir schon leibhaftig vorstellen, was ich alles mit dir anstelle.“
    Irgendetwas in meinem Inneren reagierte auf diese Worte, weckte mich aus meiner Starre , ließ mich wieder klar denken. Plötzlich sah ich wieder scharf, sah den ekelhaften Typen direkt vor mir mit seinem widerlichen Grinsen auf dem Mund und dann durchzuckte mich eine Erkenntnis, die mich erneut für einen Moment völlig starr werden ließ.
    Der Typ hatte eben gar nicht laut gesprochen.
    Er hatte das alles nur gedacht!
    Ich hatte eben seine Gedanken lesen können!
    Einfach so. Aus dem Nichts heraus. Ohne es bewusst gewollt zu haben. Doch es war eine Tatsache. Auch jetzt noch konnte ich seine Gedanken klar und deutlich in meinem Kopf vernehmen. Und obwohl seine Gedanken über mich mehr als abscheulich waren, konnte ich ihn nur weiterhin fassungslos anstarren, völlig überrumpelt von der schlagartigen Fähigkeit, die Gedanken eines Menschen lesen zu können.
    Als der widerliche Typ dazu ansetzte, sich in den schillerndsten Farben auszumalen, wie ich mich ihm hingab, ertönte e in tiefes, bedrohliches Knurren neben mir, das mich aus meiner Starre löste und den Typen vor mir plötzlich erschrocken zurückzucken ließ. Und an mir vorbei sehen ließ. Mit einem furchtsamen Ausdruck im Gesicht.
    Ich folgte langsam seinem Blick und entdeckte David, wie er hoch aufgerichtet und mit sichtlich angespannten Muskeln auf seinem Barhocker saß, seinen Blick fest auf den Barkeeper gerichtet hielt und ihn mit intensiv funkelnden, eisblauen Augen kalt fixierte.
    Ich war völlig gebannt von seinen Augen. Sie waren wieder klar. Wiesen wieder die bestechend eisblaue Farbe auf, die ich an ihnen kannte. Es war kein Grauschleier mehr darin zu erkennen. Sie strahlten ihre gewohnte, durchdringende Intensität
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